
Die Ruhe im beschaulichen Einraffshof an der Staatsstraße 2431 von Schondra nach Unterleichtetrsbach - sie trügt. Denn unter den 114 Einwohnern rumort es; davon künden auch die Banner am Ortseingang und an der Bushaltestelle. "Kein 35 Hektar Photovoltaikpark direkt vor unserer Haustüre!" steht da zu lesen. Ein Projekt der Bayernwerk Natur GmbH nahe dem Ort hat viele aufgeschreckt. Nun stehen die Schondraer Räte vor einer folgenschweren Entscheidung.
Nichts scheint passiert zu sein seit der gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte von Oberleichtersbach und Schondra am 24. September, als Mitarbeiter von Bayernwerk Natur den Solarpark erstmals vorstellten. Insgesamt 33 Hektar Acker- und Wiesenfläche nordwestlich von Einraffshof und östlich von Unterleichtersbach sollen laut einer Präsentation mit Photovoltaik-Modulen überbaut werden. Anschlusspunkt ans allgemeine Stromnetz könnte das Umspannwerk in Bad Brückenau werden.
Profitieren könnten Industrieunternehmen im Umfeld des Umspannwerkes, aber auch die betroffenen Gemeinden über eine Beteiligung und Einnahmen durch den Verkauf des Stroms (wir berichteten).
Schon bei der Projektvorstellung am 24. September hatte sich lokaler Widerstand geregt. Informanten aus Einraffshof berichten dieser Redaktion, dass im Dorf Unterschriftenlisten herumgingen. Fast 90 Prozent der Einwohner hätten sich gegen den Solarpark ausgesprochen, und zwar nicht gegen die Erneuerbare-Energien-Anlage an sich, aber gegen die schiere Größe und den Standort. Und vor allem dagegen, dass der Park so nah an den Ort heranrücken soll.
Bayernwerk Natur würde Projektplanung anpassen
Auf Nachfrage teilt Bayernwerk Natur mit, dass man weiter am Großprojekt dran sei. Man plant weiter, die am 24. September vorgestellten PV-Freiflächenanlagen auf dem Gebiet der Gemeinden Schondra und Oberleichtersbach zu errichten, schreibt Pressesprecher Michael Bartels . Für die Genehmigung eines entsprechenden Bauantrags sei ein Gemeinderatsbeschluss nötig.
Bayernwerk Natur sei überzeugt davon, dass die Nutzung erneuerbarer Energien vor Ort einen wichtigen Beitrag zur dezentralen Energiewende sowie zur regionalen Wertschöpfung beitragen kann, so Bartels. "Sollten jedoch triftige Gründe dafür sprechen, die Freiflächen anderweitig zu nutzen, so werden wir diesen Wunsch in jeder Weise respektieren und unsere Projektplanung entsprechend anpassen."
Seine Kollegen würden den Gemeinderäten dazu entsprechende Pläne vorlegen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir diese gemeinsam mit den Gemeinden realisieren können."
Noch kein Antrag und Stimmungsbild im Gemeinderat
Damit lastet eine Riesen-Verantwortung auf den Schultern der Gemeinderäte von Oberleichtersbach und Schondra. Sie dürfen und müssen entscheiden, ob sie das Solarprojekt wie vorgestellt wollen oder nicht. Das Schondraer Kommunalparlament beschäftigt sich am 5. November mit einer "Grundsatzentscheidung", wie es in der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung heißt.
Bürgermeister Bernold Martin ( CSU ) will der Diskussion am Dienstagabend nicht vorgreifen. Bisher sei ein Solarpark an der beschriebenen Stelle noch kein Thema gewesen; Bayernwerk Natur habe auch noch keinen Antrag eingereicht. Über ein Stimmungsbild im Gemeinderat will Martin nicht spekulieren. Immerhin informiert der Schondraer, dass die Marktgemeinde entlang der Autobahn viele Flächen biete, die sich für Photovoltaik-Anlagen eignen. Um dort welche zu errichten, braucht ein Projektträger nicht einmal die Zustimmung der Gemeinde.
Oberleichtersbach: nur 13 Hektar überplanbar
In Oberleichtersbach ist die Gemengelage eine ganz andere. Dort existiert ein Grundsatzbeschluss schon. Er fiel auch, weil südlich von Oberleichtersbach (und westlich von Unterleichtersbach) schon ein Solarpark entstehen soll. Im sogenannten Kriterienkatalog heißt es, dass auf dem gesamten Gebiet der Großgemeinde insgesamt 13 Hektar Fläche mit Photovoltaik belegt werden sollen. Acht Hektar nähme schon der Solarpark südlich des Hauptortes in Anspruch.
Dazu kommen laut Bürgermeister Dieter Muth (Aktive Wählergemeinschaft) noch privilegierte Flächen entlang der Rhönautobahn, Richtung Anschlussstelle Bad Brückenau/Wildflecken. Für diese habe sich aber noch kein Investor interessiert.
Muth fehlt etwas die Phantasie, wie da noch das Projekt von Bayernwerk Natur zum Zuge kommen soll. Die hundertprozentige Tochter der Bayernwerk AG, die wiederum zum E.ON-Konzern gehört, plant im Oberleichtersbacher Gemeindegebiet 17 Hektar Solarfläche.
Noch kein offizieller Antrag
Ein offizieller Antrag der Bayernwerk Natur liegt der Gemeinde noch nicht vor, informiert der Bürgermeister. "Solange das nicht erfolgt ist, kann der Gemeinderat keine Entscheidung fällen." Die Verantwortlichen des Projektentwicklers hätten aber gern nochmal ein Gespräch vor Ort, so Muth.
Die Augen richten sich also in Sachen Solarpark erstmal nach Schondra. Die Gemeinderatssitzung am 5. November im Schulungsraum der Feuerwehr in der Schulstraße 21 beginnt um 19.30 Uhr.