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Staatsbad Brückenau
Bad Brückenau: „Soforthilfe“ rettet das Fahrradmuseum – vorerst
Die großzügige Spende eines regionalen Fahrradunternehmers hilft der Kultstätte im Staatsbad in schwerer Zeit. Welche Rolle Landrat Thomas Bold dabei spielt und warum die Arbeit jetzt erst beginnt.
Neue Freunde: Maximilian Diem (Mitte) und seine Frau spenden dem Deutschen Fahrradmuseum im Staatsbad 20.000 Euro. Das hilft Betreiber Ivan Sojc und seiner Stellvertreterin Stefanie Faust (rechts) ungemein.       -  Neue Freunde: Maximilian Diem (Mitte) und seine Frau spenden dem Deutschen Fahrradmuseum im Staatsbad 20.000 Euro. Das hilft Betreiber Ivan Sojc und seiner Stellvertreterin Stefanie Faust (rechts) ungemein.
Foto: Steffen Standke | Neue Freunde: Maximilian Diem (Mitte) und seine Frau spenden dem Deutschen Fahrradmuseum im Staatsbad 20.000 Euro. Das hilft Betreiber Ivan Sojc und seiner Stellvertreterin Stefanie Faust (rechts) ungemein.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 31.12.2023 02:48 Uhr

Für Ivan Sojc vom Deutschen Fahrradmuseum ist heute schon Weihnachten. Eine unerwartete, hohe Spende des Unternehmerpaars Maximilian Diem und Christina Diem-Puello aus Bad Kissingen sichert den wirtschaftlichen Betrieb des Hauses im Staatsbad. Vorerst. Denn für eine Rettung muss mehr her als die 20.000 Euro.

Gründerpaar der Deutschen Dienstrad GmbH

Das Museum selbst kannte Maximilian Diem bis vor drei Wochen gar nicht, gesteht Maximilian Diem bei seinem allerersten Besuch in dessen Domizil, der Villa Füglein im Staatsbad. Und das, obwohl sowohl er als auch Sojc in der Fahrradbranche unterwegs sind – jeder auf seine Weise.

Diem und seine Frau Christina sind das Gründerpaar der Deutschen Dienstrad GmbH aus Schweinfurt. Diese betreibt eine volldigitale Plattform für die Bestellung, Verwaltung und Abwicklung von Diensträdern in Firmen. Dahinter stehen wiederum mehr als 100 Jahre Fahrradproduktion, Stichwort Winora.

Landrat machte auf Museum aufmerksam

Dass das Paar Diem-Puello das Deutsche Fahrradmuseum jetzt kennt, ist Landrat Thomas Bold ( CSU ) zu verdanken. Der hatte mehrere Krisengespräche mit Ivan Sojc und auch bisherigen Fördergebern über die Zukunft des Museums geführt. Und bei der Suche nach möglichen Geldgebern auch an das Bad Kissinger Unternehmerpaar gedacht.

Stadt spart sich Sockelbetrag für Museum

Bekanntlich hat die Stadt Bad Brückenau der Einrichtung aus Spargründen den jährlichen Sockelbetrag von mehr als 26.000 Euro gestrichen. Dieser brachte die Betreiber stets über die weniger besucher- und ereignisträchtigen Wintermonate. Nun drohte eine Kettenreaktion: Andere Geldgeber wie der Bezirk Unterfranken oder die Landesstelle knüpften ihre projektbezogene Förderung bisher daran, dass auch der freiwillige städtische Zuschuss fließt.

Nach Bolds Anruf sprang der Funke bei Maximilian Diem und seiner Frau sofort über. Schnell waren beide bereit, eine „Soforthilfe“ von 20.000 Euro zu leisten. „Herr Bold hat uns am Telefon gesagt, dass – wenn keine Unterstützung kommt – das Museum zugemacht wird“, berichtet Diem. Und er ergänzt: „Es wäre ein Drama, wenn solch ein Kulturgut nicht mehr da wäre.“

Spender Diem begeistert von Ausstellung

Dieser Eindruck bestätigte sich beim Erstbesuch der Ausstellung am Mittwochmittag. „Ich bin seit einer Stunde da und vollkommen begeistert. Da stecken so viel Herzblut und Liebe fürs Fahrrad drin.“

So birgt Sojcs Sammlung auch einige Stücke aus der Geschichte des Schweinfurter Familienunternehmens . So unter anderem ein damals futuristischer Prototyp eines Winora-Fahrrads von 1982. In einem kleinen „Cockpit“ fuhr stets ein Minicomputer mit Leuchtdioden mit, der verschiedene Leistungsdaten anzeigen sollte.

Spende ersetzt Bad Brückenaus Sockelbetrag nicht

Ivan Sojc freute sich über Diems Begeisterung und dass die Qualität der Ausstellung so gewürdigt werde. Die Spende helfe zwar im laufenden Betrieb und lindere die Zukunftsängste. Den städtischen Sockelbetrag ersetze sie aber nicht.

Ob es nächstes Jahr wieder eine solche Förderung der Stadt bewilligt wird, kann der amtierende Bürgermeister Heribert Übelacker ( CSU ) nicht sagen. Das werde Bestandteil der Haushaltsberatungen 2024 sein. Zudem endet der Gesellschaftervertrag zum Jahresende. Die Stadt ist zu zehn Prozent an der gemeinnützigen Träger-GmbH beteiligt.

Größeres Konzept soll Zukunft sichern

Für Landrat Bold gehört das Fahrradmuseum insgesamt so aufgestellt, dass seine wirtschaftliche Existenz langfristig gesichert ist. Dazu müsse es weiterentwickelt, in eine Neukonzeption der Dauerausstellung , aber auch die Barrierefreiheit investiert werden. Dafür gehörten alle Fördertöpfe abgeklopft. Zum Beispiel beginne die neue Förderperiode des Leader-Programms.

Landrat drängt auf Gespräche im ersten Quartal 2024

Schon im ersten Quartal 2024 müssten die Gespräche dazu mit Betroffenen und Beteiligten weitergehen. „Bereitschaft und Wille sind da“, findet der Landrat. Auch die Spendenübergabe sei als positives Signal zu sehen. Dabei wollen es Max Diem und seine Frau nicht belassen. Mittelfristig will das Unternehmerpaar Sojc auch bei der Vermarktung des Museums und dessen Homepage unterstützen.

Diem sieht noch viel Potenzial, den Ruf des Fahrradmuseums nach Deutschland und in die Welt zu tragen. Dazu wolle man die eigenen Kontakte und Netzwerke einbringen. „Wir haben von Herstellern über Sportler und Händler bis hin zu Rad-Liebhabern so viele gute und wertvolle Partner; das werden wir für das Fahrradmuseum nutzen“, wird das Paar in einer Pressemitteilung des Landratsamtes zitiert.

Betreiber des Fahrradmuseums: „kleines Licht am Horizont“

Ivan Sojc sieht demnach nun „ein kleines Licht am Horizont“. Für ihn und Stellvertreterin Stefanie Faust waren die vergangenen zwei Jahre sehr aufreibend, immer vom wirtschaftlichen Überlebenskampf geprägt. Eigentlich waren es vier überaus anstrengende Jahre, nimmt man Corona hinzu. Die „Soforthilfe“ der Diem-Puellos verschafft etwas Luft. Die endgültige Rettung im Jubiläumsjahr 2024 bedeutet sie nicht.

 
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