Manchmal funktionieren Dinge nicht so, wie sie geplant sind. Man bekommt seine Grenzen aufgezeigt und steht plötzlich vor der Entscheidung aufzugeben oder etwas zu verändern, um sein Ziel dennoch zu erreichen. Für Melf Hauck kam dieser Punkt schon nach dem ersten Tag auf seiner Barfuß-Reise von München nach Hamburg.
Nach der ersten 50 Kilometer Etappe spürte er die Belastung in der Muskulatur, vor allem im Fuß und im Knie. Am zweiten Tag kamen die Schmerzen : „Da ging fast gar nichts mehr. Ich habe fast gedacht, ich muss abbrechen“, sagt der 38-jährige Bad Kissinger.
Barfuß durch Deutschland
Was war der Plan? Melf Hauck war vor drei Wochen in München gestartet, um barfuß innerhalb von 17 Tagen einmal quer durch Deutschland zu laufen, bis nach Hamburg. Es war ein Lauf für den guten Zweck: Mit der Aktion hat er Spenden zugunsten der Initiative „Charity: Water“ gesammelt. Charity Water setzt sich dafür ein, Menschen in Entwicklungsländern mit Trinkwasser zu versorgen.
Schmerzen bereiteten einen schweren Weg
Das gute Fazit vornweg: Aus Spendensicht war die Barfuß-Challenge ein Erfolg. Hauck ist außerdem wohlauf und zwei Tage früher in Hamburg angekommen. Der Lauf verlief allerdings nicht wie geplant, war schmerzhaft und eine körperliche Strapaze.
Nachdem es am zweiten Tag Barfuß nicht mehr weiterging, lief er die Etappe mit Barfußschuhen zu Ende. „Ich habe sogar etwas mehr geschafft und war froh, weil ich dann am nächsten Tag nicht so viel laufen musste“, berichtet er. Am dritten Tag waren die Füße geschwollen und die Knie taten höllisch weh. „Ich bin Anstiege nur noch rückwärts heruntergelaufen, weil die Knie nichts anderes zugelassen haben.“
Neun Kilometer vor seinem Tagesziel musste er jedoch notgedrungen abbrechen und trampen. Am vierten Tag ging dann fast gar nichts mehr und die Schmerzen und die Überlastung zwangen ihn mehr zu pausieren, als zu laufen. „Das war echt grenzwertig“, sagt er. Ab da ging es mit dem Fahrrad weiter – barfuß natürlich.

Umstieg aufs Fahrrad
„Bis auf den vorletzten Tag durch die Lüneburger Heide bin ich die restliche Strecke mit dem Rad gefahren“, erzählt Melf Hauck. So konnte er die Kilometer wieder aufholen, die er in den ersten Tagen verloren hatte. Was sich in der Rückschau einfach anhört, war jedoch wiederum mit Grenzerfahrungen verbunden.
Die Etappen durch den Thüringer Wald waren kalt, windig und verregnet. Ohne Socken und Schuhe ging hier für Hauck nichts mehr. „Da hatte ich gerade in den Morgenstunden Bedenken, dass die Füße zu sehr unterkühlen.“

Zuspruch gab ihm Kraft
Was lässt einen bei all den Strapazen durchhalten und gegen den inneren Schweinehund und die körperlichen Beschwerden ankämpfen? „Ich habe viele gute Bekanntschaften gemacht und viel Zuspruch bekommen“, sagt er. Zum Beispiel eine Seniorin, die ihn auf ihrem E-Bike ein Stück begleitete und abends noch mit Spaghetti bekochte.
Besonders gerührt war er am dritten Tag abends, als er niedergeschlagen in einer Herberge im Bett lag. „Da ist dann die erste Spende eingegangen von einem Kind, das sein ganzes Taschengeld von zwei Monaten gespendet hatte. Da habe ich fast geheult. Das hat mir den Tag gerettet“, erzählt er.
Das Ziel wurde erreicht
Solche Erlebnisse und der feste Wille, das Charity-Projekt durchziehen zu wollen, gaben am Ende den Ausschlag, dass Melf Hauck nach 17 Tagen den Hamburger Fischmarkt erreicht hat. Melf Hauck ist stolz: „Da war dann vor allem viel Erleichterung da und ein krasses Gefühl, es geschafft zu haben.“
Neben geschundenen Füßen sowie Knien und vielen Erfahrungen, hat er rund 900 Euro Spenden gesammelt. „Ich finde, das kann sich sehen lassen.“ Das Geld ist nicht an ein spezielles Projekt gebunden, sondern geht allgemein an Charity Water. „Die Leute wissen am besten, wo es gebraucht wird.“
Eine nachhaltig prägende Reise
Die Reise hat ihm einige Erkenntnisse über sich selbst gebracht. Etwa, dass es wichtig ist, auf seinen Körper zu hören und ihm auch unter Zeitdruck Pausen zu geben. Und auch wenn er sich eingestehen musste, dass das Projekt mit Blick auf Distanz und Dauer überambitioniert und für ihn nicht leistbar war: „Es gibt immer einen Weg, es findet sich für jedes Problem eine Lösung und man schafft mehr, als man im ersten Moment denkt“, sagt er.
Besonders genossen hat er das fast schon meditative Element, das es mit sich bringt, wenn man den ganzen Tag allein in der Natur unterwegs ist und Zeit zum Reflektieren hat. Trotz aller Härte, brachte die Tour dem 38-Jährigen auch ein unbekanntes Gefühl von Freiheit.