Völlig überraschend hat Energieminister Hubert Aiwanger neue Stromtrassen angekündigt , eine davon (P540) soll überirdisch von Thüringen kommend über Bad Königshofen und Münnerstadt weiter nach Grafenrheinfeld verlaufen. In Münnerstadt ist ein Umspannwerk geplant.
„Wir sind überrascht und auch verärgert“, sagt Bürgermeister Michael Kastl , der die Neuigkeiten aus der Presse erfahren hatte. Genauso wie die Bürger der Stadt habe er bisher überhaupt nichts davon gewusst. „Vor drei Jahren haben wir einen Klimamanager eingestellt, um die Energiewende in unsere Stadt und in der Region gemeinsam mit unseren Bürgern voranzutreiben.“
Hohe Akzeptanz könnte leiden
Auch beim bisher größten Projekt, dem Windpark Bildhäuser Forst, seien die Bürger der beteiligten Gemeinden von Anfang an mitgenommen worden. Alles sei so transparent wie möglich gestaltet worden, was zu einstimmigen Beschlüssen geführt habe.
„Und jetzt kommt so ein Paukenschlag, es ist zu befürchten, dass die hohe Akzeptanz darunter leidet“, so Kastl. Klimaschutzmanager Stefan Richter fügt hinzu: „Mit dieser Art und Weise der Kommunikation hat man uns einen absoluten Bärendienst erwiesen.“
Nun insgesamt sechs Korridore
„Ich bin auf jeden Fall sehr überrascht, um nicht zu sagen, ziemlich bestürzt“, so die erste Reaktion von Landrat Thomas Bold auf die Pressekonferenz Aiwangers, bei der er zwei weitere neue Stromtrassen durch Unterfranken angekündigt hatte. „Das bedeutet, dass künftig insgesamt sechs Korridore den Landkreis Bad Kissingen durchschneiden werden – eine extreme Belastung für die Bevölkerung und auch für die Natur“, erläutert der Landrat.
„Ich wusste im Vorfeld weder, wie die neuen Pläne der Bundesnetzagentur aussehen, noch, dass sie in dieser Woche verkündet werden sollen“, so Bold weiter. „So richtig sprachlos aber macht mich die Tatsache, dass wir im Landkreis maximal betroffen sind von der Entscheidung. Sechs Trassen, die unsere Region durschneiden – und durch manche Gemeinden wie Zeitlofs und Wartmannsroth verlaufen sogar mehrere Leitungen parallel. Zudem wird es große Eingriffe in Waldgebiete geben.“
Zwei Trassen wurden erst Mitte Dezember bekannt
Dass der sogenannte Südwestlink (DC42) und der Nordwestlink (DC41) durch den Landkreis verlaufen sollen, war Mitte Dezember bekannt gegeben worden – ebenfalls ziemlich überraschend. „Nun soll mit der P540 eine weitere Trasse kommen. Damit hat niemand gerechnet“, sagt Bold.
„Noch dazu, weil Aiwanger 2019 verkündet hatte, die P44 sei wegverhandelt, dafür würde die P43 (Fulda-Main-Leitung) kommen. Offensichtlich hat er sich da blenden lassen, denn jetzt haben wir beide Leitungen in der Region.“
Lasten sollten gleichmäßig verteilt werden
Dass für die Energiewende neue Stromleitungen verlegt werden müssen, sei dem Landrat vollkommen klar. „Wichtig aber ist, dass die Lasten gleichmäßig verteilt werden. Und das sehe ich aktuell nicht.“ Gemeinsam mit dem Kreistag werde er sich dafür einsetzen, dass die Energiewende und der damit zusammenhängende – notwendige – Trassenbau so verträglich wie möglich gestaltet werden.
Jeder jammert und schreit woanders hin damit. Schaut mal auf die Deutschlandkarte und dann überlegen wir mal ohne Brille, nur mit Verstand.