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Hammelburg
So läuft es, wenn der Pfarrer zum Whisky predigt
Pfarrer Thomas Eschenbacher (rechts) stieß mit seinen ersten Whisky-Exerzitien auf ein breites Interesse. Unterstützt wurde er von Nico Grundhöfer. 
Foto: Wolfgang Dünnebier | Pfarrer Thomas Eschenbacher (rechts) stieß mit seinen ersten Whisky-Exerzitien auf ein breites Interesse. Unterstützt wurde er von Nico Grundhöfer. 
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 02.04.2019 14:16 Uhr

 Als sich am Freitagabend die Türen des Hammelburger Pfarrsaales schlossen, bot sich drinnen für die 30 Männer eine innere Einkehr in ungewohnter Dimension. Auch Pfarrer Thomas Eschenbacher vorne am Pult wusste vorher nicht so genau, worauf er sich bei seinen ersten Whisky-Exerzitien eingelassen hatte. Seine Erwartung an die Teilnehmer: Nicht unbedingt Glaube an Gott, sondern Offenheit für etwas Neues. 

Dabei sah es für Eschenbacher die Wochen vorher nicht nach innerer Einkehr aus. Sein Angebot war rasch überbucht. In der vergangenen Woche überschlugen sich Interview-Anfragen von Medien quer durch die Republik . "Das hatte ich so  nicht erwartet", wundert er sich. Um über die Premiere dieser Exerzitien zu berichten, reiste sogar ein ukrainisches Fernsehteam aus Brüssel an.  In der Veranstaltung selbst mussten Kameras aber  draußen bleiben.

"Wasser des Lebens"

Ein Fernsehteam aus der Ukraine interessierte sich für die Hintergründe der ersten Whisky-Exerzitien in Hammelburg.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Ein Fernsehteam aus der Ukraine interessierte sich für die Hintergründe der ersten Whisky-Exerzitien in Hammelburg.

 Erwartungsgemäß wurden die Teilnehmer von jeder der fünf klitzekleinen Whiskey-Proben zur nächsten gesprächiger, ohne dabei jedoch die Tiefe und Ernsthaftigkeit bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben zu verlieren. Immer wieder zogen Pfarrer Eschenbacher und  sein Co-Moderator Niko Grundhöfer Parallelen zur biblischen Spiritualität. Anknüpfungspunkte gibt es genug, gilt doch Whisky in Schottland  als Wasser des Lebens. Das Reifen der Spirituose bis zu seiner Vollendung  lasse sich auch auf die eigene Biographie übertragen.                    

Mehrminütiges Schweigen

Besonders eindrucksvoll erlebten die Teilnehmer das mehrminütige Schweigen, bei dem ein Whisky seinen geschmacklichen Reiz erst nach und nach entfaltete. Auch dies ist für Pfarrer Eschenbacher ein Sinnbild für  den Alltag. "Nicht alles, was im ersten Augenblick bitter schmeckt, ist schlecht", weiß der Seelsorger. Erst an Herausforderungen wachsen viele Menschen.               

Die meisten der Teilnehmer meldeten sich, als der Pfarrer fragt, wer bereits Erfahrung mit Whisky hat. Sein Ziel sei es nicht, Menschen an das Trinken heran zu führen, sondern an das bewusste Genießen. Und das Teilen von Freude. Auch das sei biblisch. Erst die geteilte Freude sei die wahre Freude.    

Ganz im Sinne des in den vergangenen drei Stunden gewachsenen Gemeinschaftsgeistes klang  der Abend aus. Bei einem kleinen Lagerfeuer draußen vor der Tür, wo der rauchige Geschmack eines letzten Whiskeys und der Rauch der Flammen die Männer bei tiefgründigen Gesprächen vereint. Alle schienen zufrieden, beseelt, manche bleiben später sogar noch sitzen, um Gedanken auszutauschen.          

Wiederholungen geplant

"Ich bin überhaupt nicht betrunken", brachte ein Teilnehmer das Erlebte auf den Punkt. Dafür sorgten auch zwischendurch immer wieder sorgsam ausgewählte Kleinigkeiten zu Essen. Die Reaktion der Teilnehmer ermuntert Eschenbacher dazu, die Exerzitien künftig hin und wieder anzubieten. Vielleicht in etwas kleinerer Runde, um noch besser ins Gespräch zu kommen und mit weniger Medienrummel voraus. Eschenbacher: "Vielleicht wird es ja mehr zur Normalität, wenn man merkt dass es weniger um die Verpackung geht, als um den Inhalt, und der Pfarrer hinterher nicht betrunken aus der Kirche torkelt". Der zweite Anlauf der Exerzitien am 8. Februar ist schon wieder fast ausgebucht.                

 
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Kommentare
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  • Lebenhan1965
    Ein wenig blauäugig

    ist der Pfarrer wohl schon gewesen. Dass die Medien und die Öffentlichkeit sich auf so ein marktschreierisches Angebot stürzen hätte er sich doch denken können.

    Ob er seiner Kirche damit helfen kann -in der realen Welt wieder zu punkten und neue Schäfchen zu erreichen - steht auf einem anderen Blatt.

    Ich persönlich glaube nicht, dass derart reißerische Aktionen das Ansehen der Institution Kirche verbessern. Andere Schritte wären nötig. Aber ob das die mehrheitlich alten Männer im Vatikan verstehen bezweifle ich.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Da hat doch der heilige Geist 👻 eine völlig andere Bedeutung
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  • martin-dobat@t-online.de
    Wenn Christen,Priester und Geistliche die Herrlichkeit Gottes ganz neu ersehnen und geschenkt bekommen, dann brauchen sie keine erbärmlichen Hilfsmittel, wie Whisky oder ähnliches! Die Apostelgeschichte beschreibt diese Christen sehr eindrucksvoll - und dieser Herr ist auch heute noch dergleiche! Jesus ist Sieger
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  • R.Silber
    @frei1000, es ist zu wenig mit ein paar salbungsvollen Sprüchen die Probleme der Kirche lösen zu wollen. 3,5 Mio. Menschen haben in den vergangenen 20 Jahren der Kirche den Rücken gekehrt, Tendenz steigend. Die Menschen und die Gesellschaft haben sich enorm verändert, die Kirche ist auf dem Stand von vor 70 Jahren stehen geblieben. Meinen Sie nicht Sie machen es sich ein wenig zu einfach, in dem Sie Apostelsprüche bemühen. Damit können Sie vielleicht noch ein paar alte Mütterchen in der Rosenkranzandacht beeindrucken. Papst Franziskus wäre eine Chance für die katholische Kirche, aber er kämpft gegen Erzkonzervative in den eigenen Reihen, die keine Neuentwicklung und keine Veränderung in der Kirche möchten. Sie scheinen genau diese Leute zu unterstützen.
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  • al-holler@t-online.de
    Ob Alkohol der richtige Weg ist, Gott (wieder) zu finden?
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  • R.Silber
    @glaubt-nicht-alles, muss man Gott finden?
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  • al-holler@t-online.de
    müssen natürlich nicht, das muss man schon selbst wollen.
    Beim einem Pfarrer denk ich aber schon auch daran, da hin geführt zu werden, ansonsten mögen manche denken (und tun es sicher auch) "Auftrag verfehlt". Oder er machts explizid als Privatmann, das Hinführen zum Alkoholgenuß, dann aber nicht unter dem Begriff "Exerzitien, denn das heißt "geistliche Übungen, die abseits des alltäglichen Lebens zu einer intensiven Besinnung und Begegnung mit Gott führen sollen". Dann soll er gefälligst diesen Begriff nicht verwenden, dann kann er machen, was er will.
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  • R.Silber
    Die Hardliner werden laut Blasphemie rufen und nach den guten alten Werten verlangen. Allerdings sind es die gleichen Hardliner, welche die Verfehlungen Ihres Vereins, wie z. B. abertausende Vergewaltigungen durch Priester, lieber heimlich unter den Teppich kehren. Was Herr Eschenbacher macht ist mal eine andere Art der Begegnung verbunden mit Gesprächen in alle Richtungen. Die Kirche benötigt seit vielen Jahren ein Update für ihre Gläubigen, Familie und Gesellschaft haben sich verändert, nur die Oberen der Kirche drohen lieber immer noch mit dem Fegefeuer. Es sind die tausenden und abertausenden Priester, Diakone, Schwestern und Ehrenamtlichen, die jeden Tag und das in der ganzen Welt die wahre Kirche leben und praktizieren. Aber sie kämpfen gegen Windmühlen, denn in Rom möchte man keine moderne Kirche.
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  • stefan.behringer@web.de
    Coole Veranstaltung.
    Nun ist´s aber auch gut mit Berichten darüber.
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