
Dass der Klimaschutz mittlerweile zu einer der wohl größten Herausforderungen der Menschheit angewachsen ist, ist auch im Bad Brückenauer Rathaus bekannt. Aktionen wie die Teilnahme am Stadtradeln oder das Pflanzen von einigen Bäumen zeigen das Thema immer wieder einmal auf, doch sind sie eher symbolischer Natur.
Das Konzept ist 150 Seiten dick
Um die Stadt an der Sinn bis zum Jahr 2040, oder - je nachdem, wie der bayerische Landtag hinsichtlich einer Gesetzesänderung entscheidet - 2045 klimaneutral zu machen, hat die Klimamanagerin der Stadt, Alisa Knüttel, in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Unterfranken in den vergangenen Monaten ein Klimaschutzkonzept erstellt. In einer rund eineinhalbstündigen Präsentation fassten Onur Tüptük von der Energieagentur Unterfranken und Knüttel am Mittwochabend zusammen, was in dem 150 Seiten mächtigen Konzept zu lesen ist.
Klimawandel deutlich mess- und spürbar
Heiße Sommer mit immer häufigeren Tagen, an denen das Thermometer die 30 Grad Marke übersteigt, sind genauso wie zunehmend wärmere Winter auch in der Klimaregion Spessart-Rhön deutlich mess- und spürbar. In der traditionell ohnehin schon als trocken geltenden Region nahmen die Niederschläge im Sommer um 23 Prozent ab, während sich die Starkregenereignisse im Frühjahr um 24 Prozent intensivierten. Auswirkungen des Klimawandels und zugleich Herausforderung für das Hochwasser- und Sturzflut-Management.
Knüttel und Tüptük analysierten zunächst die sogenannte Energie- und Treibhausgasbilanz. Mit jeweils ca. einem Drittel entfalle der Energieverbrauch wie auch die Treibhausgasemissionen ziemlich gleichmäßig auf Verkehr, Wohngebäude und das Gewerbe, während die kommunalen Einrichtungen mit 1,4 Prozent und die Industrie mit unter 0,2 Prozent nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Anteil erneuerbarer Energie eher gering
Der Anteil erneuerbarer Energie im Gesamt-Energiemix falle, vor allem bedingt durch den hohen Anteil an Mineralölen (47,36 %) und Gasen (34,31 %) als Energieträger, eher gering aus. Nur 4,38 Prozent der verbrauchten Energie entfielen zwischen 2018 und 2022 zum Beispiel auf erneuerbare Wärme (z.B. Solarthermie).
Positiv jedoch ist zu beobachten, dass im Bereich der Stromerzeugung die erneuerbaren Energien im selben Zeitraum ihren Anteil von 2356 Megawattstunden auf über 2900 MWh steigern konnten. Dies vor allem im Bereich der Photovoltaik. Hier sieht das Konzept auch die größten Möglichkeiten.
Das Potenzial für Wasserkraft sei, auf niedrigem Niveau liegend, hingegen nahezu vollständig ausgeschöpft, sind sich die Ersteller des Konzepts sicher.
Kaum Potenzial für Windkraft
Da neben den Besitzverhältnissen bei den wenigen geeigneten Flächen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen (Abstände zur Siedlungsbebauung) schwierig seien, sieht man auch in der Windkraft kaum Potenzial zu einer Diversifizierung des Energiemixes, so dass im Bereich des Stadtgebiets Bad Brückenau der Fokus ziemlich einseitig auf einem weiteren Ausbau der Photovoltaik liegen werde. In diesem Bereich ist auch die Stadt bereits tätig geworden. Auf dem Dach der Grundschule soll schon bald eine entsprechende Anlage umgesetzt werden.
Ziel: viel Photovoltaik
Mittel- bis langfristiges Ziel soll es sein, auf allen kommunalen Liegenschaften Photovoltaik zu installieren. Dies ist neben der kommunalen Wärmeplanung, einer Förderung von privaten steckerfertigen Photovoltaikanlagen , sogenannten Balkonkraftwerken, und einer Umstrukturierung der Stadtwerke hin zu einer vollständig regenerativen Energieversorgung einer der Stützpfeiler, auf denen im Bereich Energieproduktion und -verbrauch aufgebaut werden soll.
Mit Straßenbepflanzung Verbesserung des Klimas
Doch auch Anpassungen an die sich durch den Klimawandel verändernden Bedingungen stehen auf dem sprichwörtlichen Zettel. Eine Verbesserung des Mikroklimas durch Straßenbepflanzung, Regenwasserretention in Form von Rückhaltebecken und Versickerungsflächen oder die Installation öffentlicher Trinkbrunnen sind ebenfalls Bestandteile des vorgestellten Fahrplans, der den Weg zu einer lebenswerten Stadt in der Zukunft aufzeigen soll.
Klimamanagerin jetzt unbefristet angestellt
Dieser Fahrplan solle künftig weitergeschrieben werden, weshalb die Stadt sich dazu entschieden hat, die ursprünglich auf zwei Jahre befristete Stelle der Klimamanagerin dauerhaft im Rathaus zu installieren. “Wir haben viel Potenzial, wir haben Ideen, aber es wird auch einen Moment dauern. Mit dem Klimaschutzkonzept haben wir jetzt aber einen roten Faden, an dem wir uns künftig entlanghangeln können”, bedankte Bürgermeister Marberg sich abschließend bei Knüttel und Tüptük für den Vortrag und ihre Arbeit.