Beim Rakoczy-Fest wird Fürst Ferenc Rákóczi von einer Gruppe Panduren, einer uniformierten Leibgarde begleitet. In der Vergangenheit war es eine Gruppe junger Männer, die in die ungarischen Uniformen schlüpften. Für dieses Jahr werden noch Freiwillige gesucht, die sich beim Fest ehrenamtlich einbringen und zugleich einen Blick hinter die Kulissen von Festball und Festzug bekommen möchten.
Maximilian Rottenberger aus Burkardroth war viele Jahre als einer dieser Panduren hautnah mit dabei. Er schwärmt von seinen Erfahrungen: „Es ist etwas Besonderes, in eine historische Rolle zu schlüpfen. Ich war acht Jahre lang ein Pandure.“ Zur Rolle kam er, weil seine Mutter die Panduren über mehr als 20 Jahre organisierte.
In diesem Jahr wird er die Uniform eines Panduren nicht mehr anlegen und den Fürsten weder beim Ball noch beim Festzug begleiten. Dennoch bleibt er dem Rakoczy-Fest treu. „Ich werde mit meinem Unternehmen an vier Standorten in Bad Kissingen beim Rakoczy-Fest das Catering übernehmen, unter anderem beim Rakoczy-Ball.“ Parallel dazu als Pandur aufzutreten, sei organisatorisch und zeitlich nicht mehr möglich.
Welche Aufgabe haben die Panduren?
Der 27-Jährige erinnert sich gerne an seine Zeit als Pandure. „Wir hatten über Jahre eine Clique und einen Heidenspaß. Man ist beim Fest einfach live dabei, ob beim Ball oder beim Festumzug.“ Die Aufmerksamkeit der Festgäste sei den historischen Persönlichkeiten und auch den Panduren gleichermaßen sicher. „Da werden viele Fotos gemacht.“
Als Pandure sei man stets an der Seite des Fürsten, dem wichtigsten Part des Festes dabei, was neben der historischen Atmosphäre seinen ganz eigenen Reiz habe. „Die Rolle würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen. Man erlebt eine Menge vom Festgeschehen.“
Die Panduren in der Saale
Carmen Rottenberger organisierte die Panduren mehr als 20 Jahre, nachdem sie zuvor selbst als ungarisches Mädchen beim Fest teilgenommen hatte. „Ich bin seit meinem 15. Lebensjahr beim Rakoczy-Fest aktiv, das sind mittlerweile über 30 Jahre.“ Sie ist überzeugt: „Wenn man das Rakoczy-Fest liebt, dann möchte man auch dabei sein.“
Unvergessen bleibt ihr ein Vorfall mit den Panduren: „Die jungen Männer gingen mit ihren Uniformen in die Saale.“ Das war für Carmen Rottenberger ein „schlimmer Vorfall“, da die Uniformen sehr teuer und empfindlich sind. „Das war damals eine unüberlegte Aktion.“
Ein Wunsch blieb offen
In all den Jahren wurde sie von ihrem Mann unterstützt. „Was auch nötig war, um die jungen Burschen im Zaum zu halten. Sie waren halt junge Männer, die feiern wollten“, schmunzelt Rottenberger.
Mittlerweile stellt ihr Mann beim Fest selbst eine historische Persönlichkeit dar, nämlich den Geisteswissenschaftler und Poeten Viktor von Scheffel. Dieser schätzte 1877, 1882 und 1883 die Heilkraft der Kissinger Heilquellen und hielt seine Begeisterung poetisch in einem Wandrelief des Kurhausbades fest.
Ein großer Wunsch blieb Carmen Rottenberger in ihren aktiven Jahren verwehrt. „Mein Traum war es immer, wenigstens einmal die Sisi darzustellen. Jetzt bin ich leider zu alt.“ Mit einem weinenden Auge habe sie sich nach 30 Jahren von diesem Wunsch verabschieden müssen. „Es wäre mir eine Ehre gewesen, einmal als Sisi am Festball teilzunehmen.“ Ein wenig habe es schon auch weh getan zu sehen, dass sie, trotz ihres langjährigen Engagements, nicht zum Zuge kam.
Proben für den Festball
Zurück zu den Panduren. Carmen Rottenberger sagt: „Die jungen Männer unterschätzten gerne, was es bedeutet, auf der Bühne zu stehen. Die Hitze und die Scheinwerfer sind belastend. Ich stand immer mit einer Cola am Rand, denn bei irgendjemandem versagte sicherlich der Kreislauf.“
Natürlich gibt es im Vorfeld auch Proben. „Sie müssen lernen zu marschieren und wissen, wo sie sich auf der Bühne hinstellen sollen.“ Auch müsse Zeit für die Maske sein, zumindest Puder werde den jungen Herren aufgetragen.
Wird es eine Rivival-Gruppe geben?
Dass ehemalige Panduren gute Erinnerungen an ihre Zeit beim Rakoczy-Fest haben, wurde für Carmen Rottenberger vor einigen Tagen deutlich. Nachdem unsere Redaktion über die Suche nach Freiwilligen berichtet hatte, die in diesem Jahr als Panduren tätig sein möchten, schickten ihr ihre früheren Schützlinge den Zeitungsausschnitt mit dem Vorschlag zu, eine „Revival-Gruppe“ zu gründen.
„Die Jungs von früher wollen nochmal als Panduren auftreten. Da geht mir das Herz auf. Das zeigt doch, dass wir eine Supertruppe waren und eine tolle Zeit hatten. Mir standen die Tränen in den Augen, wir haben viel richtig gemacht.“ Gerne erinnert sie sich an das familiäre Miteinander und die gemeinsam verbrachte Zeit, auch außerhalb der offiziellen Auftritte.
Carmen Rottenberger ermutigt jeden, der heute neu einsteigen möchte: „Es bereitet viel Freude und kann die ganze Familie mitreißen. Da wächst man als Familie dann aber zusammen hinein.“ Bei den ungarischen Mädchen sei es mittlerweile üblich, dass die Rollen über Generationen weitergegeben werden.
Der Quellenkönigin, die Fürst Rákóczi begleitet, stehen junge Frauen in ungarischer Tracht zur Seite. Sie und die Panduren sind beliebte Fotomotive. Allerdings gibt Rottenberger Entwarnung: „Tanzen muss keiner.“
Wer möchte Pandure sein?
Wer einmal in die Rolle eine Panduren schlüpfen möchte, kann sich bei der bei Jana Markard von der Veranstaltungsorganisation der Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH melden. Sie ist unter der E-Mail-Adresse jana.markard@badkissingen.de sowie unter der Telefonnummer 0971 8048 274 erreichbar.
Info: Im 17. und 18. Jahrhundert wurden im Habsburgerreich Soldaten, die an der Militärgrenze zum Osmanischen Reich dienten, zumeist Kroaten, Rumänen, Serben und Ungarn, als Panduren bezeichnet. Diese bewaffneten Leibwächter standen Adligen, Fürsten und Edelleuten zur Seite.