Wohin nur, wenn es plötzlich drängt? Die Zahl derjenigen, die potenziell "mal müssen", ist im Siebener-Park größer als anderswo in Bad Brückenau: Kinder und deren Eltern am Wasserspielplatz, Spaziergänger, die dort eine Pause einlegen, und sicher auch der ein oder andere Tourist. Ein offizielles "stilles Örtchen" suchen diese Menschen aber im Park vergebens. Die CSU im Stadtrat wollte dieses Problem angehen – und scheiterte krachend.
In ihrem Antrag führten die Christsozialen aus, dass der Siebener-Park sehr gut genutzt werde. Doch seit der Schließung der Therme Sinnflut Ende September 2023 gebe es keine öffentliche sanitäre Einrichtung mehr in der Nähe.
Unmut bei Betreibern der TV-Gaststätte
Parkbesucher würden deshalb immer mehr die Toilettenanlage in der benachbarten TV-Halle nutzen. Bei einem Gespräch mit den Pächtern der dort beheimateten Gaststätte „Am Siebener“ sei deren Unmut darüber sehr deutlich geworden. Die Pächter hätten, wie jeder in der Gastronomie, personelle Probleme und könnten nicht ständig nach der Sauberkeit der Toiletten schauen. Und das Verbrauchsmaterial wie Handtücher und Wasser gingen zu ihren Lasten.
Stadträtin Heike Kötzner ergänzte, dass sie beim Familienfest der CSU selbst gesehen habe, wie die Hecke als Toilettenersatz genutzt werde. Die nächste öffentliche Toilette am Marktplatz sei einfach zu weit entfernt. Aus Gesprächen mit den Eltern wisse sie, "dass natürlich alle eine Toilette sehr begrüßen". Sinnig wäre aus Kötzners Sicht gleich ein behindertengerechtes WC, nutzbar für alle. „Man sollte nicht auf die angrenzenden Gastronomen die Aufgabe der Kommune abschieben. Die haben schon genug zu kämpfen mit den gestiegenen Kosten und dem Personalmangel.“
Kleinhans: Ganz zum Rathaus-WC zumutbar
In ihrem Antrag sprach die CSU-Fraktion davon, dass gebrauchte Toilettencontainer im Internet bereits ab 6.000 Euro zu haben seien. Eine solche Anlage verbessere nicht nur das Wohlbefinden der Parkbesucher , sondern trage auch zur Attraktivitätssteigerung bei. "Es ist wichtig, dass Besucher die Möglichkeit haben, sich angemessen zu erleichtern, um ihren Aufenthalt im Park genießen zu können."
Andere Stadträte sahen das nicht so euphorisch. Claudio Kleinhans (PWG) hielt den Gang zum 240 Meter entfernten WC am Rathaus für zumutbar. Vorgeschlagen wurde auch, dass man die Gastronomen am Siebener-Park mit einer Summe X entschädigt, wenn sie Parkbesucher auf die Toilette lassen.
Stumpe plädiert für stadteigenen Container
David Fronczek (SPD) dachte laut über eine Reaktivierung der Toiletten im Außenbereich der Sinnflut nach. Nach Informationen von Kötzner, die mit Stadtwerke-Geschäftsführer Torsten Zwingmann gesprochen hat, ist das aber nicht möglich, weil die Leitungen gekappt seien.
Dirk Stumpe (parteilos) konnte sich keine fest installierte Anlage vorstellen, auch aus Kostengründen nicht. Auch bestehe ja nur im Sommerhalbjahr Bedarf, bei Veranstalten im Park zum Beispiel. Auch Stumpe befürwortete eine Lösung mit einem stadteigenen Container. Der könnte bei Bedarf aufgestellt werden. So spare man sich temporäre Miettoiletten, deren Preise immens gestiegen seien. Eventuell könne man den Container als Kleinprojekt aus dem Regionalbudget der Rhönallianz verwirklichen. Er könnte dann durch den gesamten Altlandkreis "wandern".
Seban sieht Toilette am Saunaturm
Dieter Seban (CSU) machte sich schon Gedanken über einen Standort für die Toiletten, auch für nur zeitweilig aufgestellte. Sie könnten hinter einer Bretterwand nahe dem Saunaturm der Sinnflut ihren Platz finden.
Bürgermeister Jan Marberg (SPD) redete den Stadträten indes ins Gewissen. Sie sollten sich bei ihrer Abstimmung pro oder contra des CSU-Antrages fragen, ob sie wirklich wollen, dass eine Toilette im Siebener-Park kommt oder nicht. Denn bei einem positiven Votum müsste die Verwaltung laut Beschlussvorschlag "die wichtigen Grunddaten und rechtlichen Rahmenbedingungen zur weiteren Vorgehensweise und Entscheidungsfindung erarbeiten". Ein immenser Aufwand, der der umsonst wäre, sollte die WC-Anlage letztendlich doch abgelehnt werden.
CSU allein auf weiter Flur
Die Entscheidung fiel dann klar und etwas ungewöhnlich aus. Außer der CSU konnte sich kein Stadtrat für deren Vorschlag erwärmen (normalerweise stimmen einzelne Räte oder auch kleinere Fraktionen gerne mal für Vorschläge anderer; der Fraktionszwang ist nicht so ausgeprägt). So wurde der CSU-Antrag mit 5:10-Stimmen abgelehnt; das Toilettenthema ist also vom Tisch.
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