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Bad Brückenau
Abschied von der Sinnflut Bad Brückenau: Finaler Gong für Klangschale
Zdzislawa „Slawa“ Walko hat in 21 Jahren die Saunalandschaft in der Sinnflut mit zum Klingen gebracht. Nun verstummen die Töne. Vorerst.
Hat die Entspannung per Klangschale fest in der Saunalandschaft der Sinnflut etabliert: Zdzislawa „Slawa“ Walko. Mit der Schließung der Therme enden auch die Kurse der gebürtigen Polin.       -  Hat die Entspannung per Klangschale fest in der Saunalandschaft der Sinnflut etabliert: Zdzislawa „Slawa“ Walko. Mit der Schließung der Therme enden auch die Kurse der gebürtigen Polin.
Foto: Steffen Standke | Hat die Entspannung per Klangschale fest in der Saunalandschaft der Sinnflut etabliert: Zdzislawa „Slawa“ Walko. Mit der Schließung der Therme enden auch die Kurse der gebürtigen Polin.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 26.11.2024 12:25 Uhr

Der warme Ton – er verhallt langsam in der dunklen Kabine. Zdzislawa Walko, die alle nur als „Slawa“ kennen, hält ein paar Sekunden inne. Dann verlässt sie das Saunarium. Es war so etwas wie der letzte Gong. Der Abschluss einer Reise. Slawas Reise in die Saunalandschaft der Sinnflut . Die nun wie die Therme vorerst endet.

Als die gebürtige Polin – sie stammt aus Wroclaw, dem früheren Breslau – am 1. April 2002 in der Sinnflut anfing, war von der über Bad Brückenau hinaus beliebten Saunalandschaft noch nicht viel vorhanden. Das entwickelte sich erst. Slawa entwickelte sich mit.

In Badebetrieb erst hineingewachsen

Denn vorher hatte die 1989 in die Rhön Gekommene nichts mit dem Badebetrieb zu tun gehabt. Sie wechselte an jenem Tag von der Tourist-Information in die Therme über, musste viel lernen. Unterstützt vom damaligen Stadtwerke-Geschäftsführer Günter Schneider durfte sie 2003 in Berlin ihren Abschluss als Saunameisterin machen.

Überhaupt dieser Günter Schneider . Slawa Walko lobt ihn in der höchsten Tonen. Der Stadtwerke-Chef habe in die Saunalandschaft investiert und sie zu dem gemacht, was sie heute ist. Und immer ein offenes Ohr für die Ideen seiner Mitarbeiter gehabt.

Das begann im November 2003 mit einer neuen Aufgusssauna und dem zweistöckigen Ruheturm. Zusätzlich gab es bald im Außenbereich überdachte hölzerne Zuber zum Wohlfühlen mit warmem Wasser und Salz vom Toten Meer.

Kaffee aus der Thermoskanne

Im Jahr darauf wurde die Saunabar erneuert und professionalisiert. „Vorher haben wir per Hand gespült. Kaffee gab es aus der Thermoskanne“, erinnert sich die heute 65-Jährige.

2005 wurde der Ruhepavillon gebaut, dazu größere Duschen und Toiletten. Die Gäste bekamen die Möglichkeit, nach dem Aufguss rauszugehen und im schon vorhandenen großen Außenbecken zu schwimmen. Dafür wurde ein Bereich davon blickdicht abgeteilt.

Trockene Panoramasauna Schneiders letzte große Investition

Letzte große Investition vor Schneiders Ruhestand war zehn Jahre später die trockene Panoramasauna im Außenbereich. Der Sauna-Gastraum erhielt ein größeres Aquarium mit besserer Technik.

Die Erweiterungen zogen mehr Gäste an, aber nicht nur sie. Auch das Angebot der Sauna wurde besser. Slawa erinnert sich an die Mitternachts- beziehungsweise Mondsauna am 1. Juni 2002. Nach einer Halloween-Sauna verlangten die Gäste nach mehr.

Am Anfang nur das Sommerloch stopfen

„Am Anfang ging es darum, das Sommerloch zu stopfen“, sagt die Saunameisterin. Also habe sich das Team Mottoideen überlegt. Da waren der Afrikanische und der Russische Abend mit jeweiligen Spezialitäten, das Ritteressen mit Buffet, die Halloween-Party.

Der Wikinger-Abend fand bei 42 Grad Celsius Außentemperatur statt; alle zerflossen in ihren Fellen. Nach der Dreikönigssauna bekam Slawa die schwarze Farbe nicht mehr vom Gesicht runter. Am Ende gab es jeden ersten Samstag im Monat eine besondere Sauna.

Klangschale als Markenzeichen

Nicht alle Ideen stammten von Walko – die der entspannenden Atemübungen unter den Tönen der Klangschale schon. Über die Jahre wurden sie ihr Markenzeichen. Die Leute begannen zu fragen: „Wo ist Slawa?“

Sie ist froh und dankbar, vor allem den Gästen, diese mehr als 21 Jahre erlebt zu haben. Vom Team von 2002 ist die Mutter zweier Söhne als einzige Mitarbeiterin durchgehend da. Fast 50 Kolleginnen und Kollegen hat sie kommen und gehen sehen. „Die Sauna ist mein drittes Kind. Ich habe hier viel Zeit verbracht, mehr als zu Hause.“

Mehrere Generationen an Gästen kennengelernt

Auch bei den Gästen erlebte sie mehrere Generationen. Kinder, die vor 20 Jahren kamen, sind erwachsen, bringen selbst ihren Nachwuchs mit. Eltern von damals sind Großeltern. Die Sauna-Community ist eine eingeschworene Gemeinschaft.

Slawa gefiel es immer, wenn es den Gästen gut ging, wenn sie wiederkamen. In der Sauna wurden viele Kontakte geknüpft. Es entstanden Freundschaften, Beziehungen, Ehen.

Der Abschied fällt sehr schwer

Alles das endete mit der Schließung der Therme Sinnflut am 30. September. Slawa fällt es schwer, Abschied zu nehmen. „Das ist was Tolles, das erlebt zu haben. Da stecken viele Emotionen drin.“

Bis Ende Oktober ist Slawa Walko noch in der Sinnflut beschäftigt. Dann geht sie mit 65 Jahren wahrscheinlich in Rente. Sie verhehlt nicht, dass sie gern weitergemacht hätte. Mit der Sauna. Mit den Klangschalen.

Sauna wird nicht abgerissen

Die baulichen Anlagen der Saunalandschaft werden quasi „eingemottet“. Anders als das Hallenbad und die Umkleiden wird sie nicht eingerissen und neu gebaut. Wenn die Sinnflut hoffentlich 2026 neu eröffnet, sollen sie wieder angeschlossen und weiterbetrieben werden. 

Am Schließungstag der Therme entführt Slawa ihre Besucher im Saunarium vor lauter Rührung gleich zweimal auf eine entspannende Reise mit Eisschokolade und den Klangschalen. Obwohl nur einmal geplant war. Entführt sie auf dem „Zauberklangteppich“ übers Meer in unbekannte Landschaften.

Und bevor er geht, spricht es einer der Saunagäste aus: „Danke,  Slawa!“ 

 

Mehr zum Abschied von der Therme Sinnflut lesen sie hier:

 
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