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Bad Brückenau
Sinnflut Bad Brückenau: „Bad für Alle“ für 30.800.000 Euro
Das Architekturbüro Brückner & Brückner stellt die Entwürfe für die neue Therme Sinnflut vor. Es präsentiert auch die Kosten. Die sind beträchtlich.
So soll nach den Vorstellungen des Architekturbüros Brückner & Brückner aus Würzburg der Eingangsbereich der neuen Therme Sinnflut aussehen.       -  So soll nach den Vorstellungen des Architekturbüros Brückner & Brückner aus Würzburg der Eingangsbereich der neuen Therme Sinnflut aussehen.
Foto: Quelle/Visualisierungen: Brückner & Brückner Architekten/3DWAY | So soll nach den Vorstellungen des Architekturbüros Brückner & Brückner aus Würzburg der Eingangsbereich der neuen Therme Sinnflut aussehen.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 22.05.2023 02:27 Uhr

Christian Brückners Worte waren keinen Deut zu klein gewählt: „Für uns alle ist das ein großer Moment, Ihnen die Entwurfsplanung zeigen zu dürfen“, sagte der Architekt im Stadtrat. Das galt nicht nur den Tausenden Stunden, die sein Würzburger Büro ins Projekt „ Sinnflut “ gesteckt hat. Erstmals bekam die breite Öffentlichkeit einen Eindruck, wie die runderneuerte Therme aussehen soll. Aber auch, wieviel der Teilneubau kostet. Viele Fragen wurden beantwortet, andere blieben.

Das Thema Sinnflut ist wichtig und bewegt. Das zeigte das große Publikumsinteresse bei der Sitzung am Donnerstagabend. Mehr als 50 Zuhörer saßen hinter dem vollzählig erschienenen Stadtrat in der Georgihalle, darunter viele aktuelle und frühere Mitarbeiter und Nutzer der Therme , frühere Stadtpolitiker und Angestellte, vier Bürgermeister der Rhönallianz sowie „ganz normale“ Bad Brückenauer.

Nutzungen finden sich wieder

In ihrer Präsentation verliehen Architekt Brückner und Kollegin Stephanie Sauer der künftigen Therme einen neuen Beinamen: „ein Bad für Alle“. Denn schon jetzt bietet sie sehr vielfältige Nutzungen: Schwimmen, Rutschen, Klettern, Saunieren, Heilwasseranwendungen, Essen und Trinken. Was Besucher über die Region hinaus anlockt.

Alle diese Möglichkeiten sollen sich in der neuen Therme wiederfinden, einem „besonderen Bad“, wie Brückner findet. Dieses „Impulsprojekt“ biete auch die Chance, den Ort besser zu machen, als er sich derzeit zeige. Der jetzige Standort der Sinnflut an der Schnittstelle von Altstadt und Industriegebiet sei der genau richtige.

Silhouette der Altstadt überstrahlt Eingang

Den Blick vom tegut-Parkplatz hinüber zur Altstadt soll der transparente Eingangsbereich würdigen – indem deren Silhouette darüber sichtbar bleibt. Durch den von Brückner als „Schlupfloch“ bezeichneten Eingang gelangt der Besucher ins Innere der Sinnflut , deren Äußeres eine Klinkerverkleidung aus Naturstein prägen soll.

Zentrales Element im Innern ist laut Entwurf ein 25 Meter langes Becken, in dem sich Schwimmer auf fünf Bahnen tummeln können. Es soll zwischen 1,25 und zwei Metern tief sein, laut Stephanie Sauer eine Vorgabe aus dem Schulschwimmen, aber auch wegen der gewünschten Kletterwand.

Baden zwischen den Wänden

Das zentrale Becken wird von vier im Prinzip eigenständigen Komplexen ummantelt sein. Der erste, in den Besucher nach der Kasse ihren Fuß setzen, wäre rechter Hand der Funktionstrakt mit Duschen, Umkleiden und Sanitäranlagen, aber auch den Sozial- und Verwaltungsräumen für Bedienstete. Von dort führt der Weg entweder nach rechts in die Sauna, die ja bestehen bleiben soll. Oder nach links zum 25-Meter-Becken.

Überhaupt sprach Christian Brückner vom „Baden zwischen den Wänden“. Was bedeutet, dass sich alle anderen Bereiche – den Blicken verstellt durch umgehbare Mauern – vom zentralen Becken aus erreichen lassen.

Variobecken für Schulschwimmen und Aquafitness

So das Variobecken im Nordostteil der Sinnflut , gleich neben dem Eingang. In bis zu 1,80 Metern Tiefe sollen sich dort das Schulschwimmen und die Aquafitness abspielen. Licht von oben könnte unterschiedliche Stimmungen erzeugen.

Ans Variobecken schließen sich laut Entwurf der Rutschenturm, der in großen Teilen wiederverwendet wird, und die Kleinkind-Plantsch-Landschaft an. Das dann folgende Mineralwasserbecken soll mit Blick zu Altstadt und Liebesmühle für Entspannung sorgen. Das Angebot im Innern der Sinnflut würde die Gastronomie abrunden, die dank traditionellen Holzverkleidungen urigen Hüttencharakter verströmen soll.

Förderungen mündlich zugesagt

Architekt Brückner nannte die neue Sinnflut „keine superteuren Heiligen Hallen“. Aber sie wird ihren Preis haben. Der liegt inklusive Abbruch der alten Gebäude nach jetziger Kostenermittlung bei rund 30,81 Millionen Euro. Eine baupreisbedingte Steigerung um zwölf Prozent gegenüber dem Sommer (damals 27,17 Millionen Euro).

Diesen Betrag kann die Stadt nie alleine stemmen, bleibt auf staatliche Förderung angewiesen. Zuschüsse aus zwei Programmen sind mündlich zugesagt; sie müssten offiziell beantragt werden. Bei zwei weiteren Förderungen weiß die Stadt nicht, ob sie davon profitieren kann. Heißt: Im günstigsten Fall – bei einer Förderung aus vier Programmen – würde der Eigenanteil der Stadt laut Brückner 6,79 Millionen Euro betragen. Im schlechtesten Fall – mit nur zwei Fördertöpfen – kämen Eigenkosten von 14,84 Millionen auf die Kommune zu.

Wer fängt die Defizite des Betriebs der Sinnflut auf?

Eigentlich hatte Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) nun gern einen Beschluss gefasst. Damit es endlich sichtbar vorangeht. Die Stadträte sollten  hauptsächlich dem Ersatzneubau der Sinnflut zustimmen, unter dem Vorbehalt, dass  alle vier staatlichen Förderprogramme angezapft werden können. 
Es sollte ein Vorgehen „mit angezogener Handbremse“ werden, bei dem das Gremium die Genehmigungsplanung und die Werkplanung für Abbruch/Baugrube anstößt.
Daraus wurde nichts; der Beschluss wurde vertagt. Der Grund: Es liegt kein genehmigungsfähiger Haushalt vor.


Dieser wurde kürzlich vorberaten, soll am 25. Mai beschlossen werden. Ob die Kommunalaufsicht beim Landratsamt in Bad Kissingen ihn abnickt, steht auf einem anderen Blatt.
Knackpunkt dürfte  die eine Million Euro im Haushaltsentwurf für weitere Leistungsphasen, den Bau- und die Förderanträge sein. Diese noch für dieses Jahr geplanten Ausgaben, die das Projekt Sinnflut voranbringen würden, könnten die Stabilisierungshilfe gefährden. Diese erhält die Stadt seit Jahren unter der Auflage der Sparsamkeit. 

Bürgermeister Vogel berichtete im Stadtrat von einem Anruf der Kommunalaufsicht, die nochmal Gesprächsbedarf zum Haushalt sieht. Laut Kämmerer Markus Popp  sind die Defizite im Finanzhaushalt so hoch, dass Streichungen nötig sind. Als Notbremse sei die Intervention der Kommunalaufsicht nicht zusehen. Die Gespräche sollen nächste oder übernächste Woche stattfinden. 

Antrag für tieferes Becken vertagt

Aus diesem Grund ebenfalls zurückgestellt wurde ein Antrag der Referenten für Jugend, Schulen und Sport David Fronczek (SPD), Heike Greenberg-Kremser (PWG) und Franziska Kaul (CSU). Sie wollen, dass das Hauptbecken  in Teilen auf 3,40 Meter vertieft wird.  Dies bringe einen Mehrwert für Rettungsschwimmer, Tieftaucher und Unterwasser-Rugby-Spieler sowie Kinder und Jugendliche, die das Schwimmabzeichen, ablegen wollen, mit sich. Laut Architekt Christian Brückner aber auch Mehrkosten von 300.000 Euro.


Eine weitere Hiobsbotschaft überbrachte Stadtwerke-Geschäftsführer Torsten Zwingmann. Er rechnet mit einem jährlichen Betriebsdefizit selbst bei  der dann technisch-topmodernen Sinnflut von 1,5 Millionen Euro. Dies könnten die Stadtwerke nicht wie bisher querfinanzieren. Grund: geringere Einnahmen aus dem Energiegeschäft, weil Firmen und Privatleute aufgrund gestiegener Preise, zum Beispiel beim Gas, massiv sparen. 

Bürgermeister Vogel berichtete von hoffnungsvollen Gesprächen mit Landrat Thomas Bold (CSU). Die Sinnflut könnten zumindest teilweise unter dem Dach des geplanten landkreiseigenen Regionalwerks laufen, einige Verluste so abgefangen werden. Auch ein Förderverein wäre eine Option. Ob dieser allerdings 1,5 Millionen Euro Miese pro Jahr ausgleichen kann, bezweifelte Vogel.

Dirk Stumpe möchte ein abgespecktes Sportschwimmbad

Die schwierige Lage förderte erneut die Kritik von FWG-Stadtrat Dirk Stumpe zutage. In einer längeren Stellungnahme sprach er sich angesichts der hohen Kosten und des drohenden Defizits für ein klassisches Sportschwimmbad mit einer Wassertiefe von 3,40 Metern im 25-Meter-Becken und einer Sprunganlage anstelle des teuren Erlebnisbades aus.


Jochen Vogel verwies auf die Berechnungen des Büros Brückner & Brückner, wonach der Eigenanteil mindestens neun Millionen Euro betragen würde.

Mehr zur Therme Sinnflut lesen Sie hier:

 
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  • R. A.
    Was für eine Farce. Ich sass am Tisch, als Architekt Richter seine Planung und Prognose abgab. Das war den damaligen Herren 2006 nicht „weltmännisch „ und visionär genug. Als Dienstleister habe ich damals argumentieren wollen, es wäre eine Lösung für die Region.
    Wie es ausgeht, sehen wir in der aktuellen Situation und Berichterstattung.
    Damals6,8 Millionen Euro, heute ein nichts mit ungewissem Ausgang.
    Bei den damaligen Meetings bin ich jedesmal kopfschüttelnd rausgegangen.
    Das hat sich bis heute nicht geändert.
    Jedesmal wenn ein neuer Architekt was abgibt, wird der Ausgang teurer.
    Solange diese Künstler nach Bausumme abrechnen, gibts nur eine Richtung:
    Immer weiter nach oben…
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  • H. K.
    @ticktricktrack…. genau so sieht es aus 👍
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