Die Erinnerung an die verflossene Sinnflut - sie wird wachgehalten. Zumindest berichtet der frühere Betriebsleiter Konstantin Steigerwald von Ehemaligentreffen, die alle zwei bis drei Monate stattfinden. Dabei sind - natürlich - die am 30. September 2023 letztmalig geöffnete Therme und die damit verknüpften Erlebnisse Thema.
Einige Ehemalige in anderen Bädern untergekommen
Von diesen Treffen weiß Steigerwald auch, wo einige seiner Mitarbeiter untergekommen sind: in der Kisssalis in Bad Kissingen und den Sieben Welten in Fulda sicherlich, aber auch in anderen Bädern mit Saunabetrieb. Andere arbeiten für die Stadtwerke. Von manchen hat Steigerwald nach der Schließung der Sinnflut nichts mehr gehört.
ER selbst arbeitet jetzt für die Staatsbad GmbH in Bad Kissingen, kümmert sich um die Heilquellen-Liegenschaften, darunter den Gradierbau.
Weiter regelmäßige Kontrollen
An seiner früheren Arbeitsstätte in Bad Brückenau tut sich augenscheinlich wenig. Noch immer kontrollieren Mitarbeiter der Stadtwerke den leerstehenden Gebäudekomplex und die darin verbauten technischen Systeme regelmäßig, bestätigt Geschäftsführer Torsten Zwingmann auf Nachfrage.
Doch wie lange soll das noch so weitergehen? Wollten die Stadtwerke nicht noch dieses Jahr den Abriss der maroden Gebäudesubstanz über die Bühne bringen?
Zwingmann: Abrisstermin noch nicht festgelegt
"Der Abriss ist noch nicht terminiert", antwortet Zwingmann auf die entsprechende Frage. Der Umfang des Abrisses - ganz oder teilweise - sei abhängig von der Entscheidung, was zukünftig mit der Sinnflut passiert. Dieser Umfang bestimme auch die Abrisskosten. "Im Rahmen der Planung des Ersatzneubaus sind wir von circa einer Million Euro ausgegangen."
Die Entscheidung über die Zukunft der Therme treffen bekanntlich nicht die Stadtwerke, sondern die Stadträte von Bad Brückenau. In deren Sitzungen war die Sinnflut in den vergangenen Monaten kein Thema - zumindest nicht im öffentlichen Teil.
Zahlen werden aktualisiert
Der seit Mai amtierende Bürgermeister Jan Marberg (SPD) hat das Brückenauer Problembad quasi als Premium-Herausforderung geerbt. Der 36-Jährige betont, dass man in der Stadtverwaltung nicht untätig geblieben ist. Derzeit würden die Zahlen der Modelle, die früher schon diskutiert wurden, aktualisiert. "Außerdem habe ich in Kürze einen Termin mit den Architekten des Planungsbüros Brückner & Brückner, wie es bei der Sinnflut weitergehen kann."
Grundsätzlich sieht Marberg bei den Mitgliedern des Stadtrates die Bereitschaft, auf eine Wiedereröffnung der Sinnflut hinzuarbeiten. Allerdings spricht der Bürgermeister auch von einem "finanziellen Drahtseilakt". Denn die Stadt neben dieser freiwilligen Leistung viele Pflichtaufgaben, die sie zu erledigen habe, allen voran die Instandsetzung und -haltung von Brücken und Straßen. "Da können wir nicht länger abwarten."
Marberg: Leitungsumfang herunterschrauben
Deswegen schraubt Jan Marberg auch die Erwartungen unmissverständlich herunter: "Eine Therme Sinnflut mit dem Leistungsumfang, wie wir ihn kannten, ist nicht mehr darstellbar." Ohne externe Finanzierung sei eine große Lösung nicht machbar; die Stadt könne sie sich definitiv nicht leisten.
Zumal die Verwaltung es jetzt schwarz auf weiß hat, dass sie nicht wie erhofft im Förderprogramm des Bundes "Förderung von Investitionen in nationale Projekte des Städtebaus" berücksichtigt wird. Auch aus einem anderen Bundestopf zur „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ wird kein Geld fließen (wir berichteten).
Finanziell machbare Modelle in Bürgerversammlung vorstellen
Marbergs Traum wäre, zwei bis drei finanziell machbare Modelle für die neue Sinnflut zu erarbeiten und diese dann den Bad Brückenauern in einer Bürgerversammlung vorzustellen. Bis dahin müsse aber definitiv geklärt sein, wer das künftige Bad mit den ja noch vorhandenen Frei- und Saunaflächen betreibt.
Wie die Stadtwerke strebt auch die Stadt den baldigen Abriss der alten Gebäudesubstanz an. Denn so wie es jetzt sei, entstünden den Stadtwerken Unterhaltskosten. Diese lassen sich laut Geschäftsführer Zwingmann "erst dann beziffern, wenn wir das Kalenderjahr 2024 wirtschaftlich abgeschlossen haben". Da die Heizung bereits außer Betrieb sei, würden zumindest diesbezüglich keine Kosten anfallen.
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