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Bad Brückenau
"Sinn erleben": Radtour für MS-Erkrankte führt durch das Sinntal
André Pfister aus Bad Brückenau organisiert für die Bad Brückenauer Selbsthilfegruppe für Multiple Sklerose Betroffene eine Spezialradtour nach Gemünden.
Mitglieder der MS-Selbsthilfegruppe Bad Brückenau bei einem Treffen nahe des Fahrradmuseums. Foto: Andre Pfister       -  Mitglieder der MS-Selbsthilfegruppe Bad Brückenau bei einem Treffen nahe des Fahrradmuseums. Foto: Andre Pfister
| Mitglieder der MS-Selbsthilfegruppe Bad Brückenau bei einem Treffen nahe des Fahrradmuseums. Foto: Andre Pfister
Birgit Will
 |  aktualisiert: 18.08.2022 20:35 Uhr
Seit Januar ist André Pfister aus Bad Brückenau am Planen. Jetzt steht die Spezialradtour der Bad Brückenauer MS-Gruppe bis ins Detail. Unter dem Motto "Sinn erleben - Teilhabe auf drei Rädern" geht es vom 16. bis 19. August von Wildflecken, dem Quellgebiet der Sinn, bis zu deren Mündung nach Gemünden. Anschließend führt eine Extratour (20. bis 21. August) von Gemünden über Hammelburg bis nach Bad Kissingen. Was dem Organisator jetzt noch fehlt, sind ein paar Teilnehmer und ehrenamtliche Helfer.

"Wir wollen gemeinsam etwas erleben, was vielen nicht mehr möglich scheint", sagt Pfister. Er weiß, wovon er spricht. Seine Frau Sonja ist seit vielen Jahren an Multipler Sklerose erkrankt und begeisterte Radfahrerin. Zuhause ist der Rollstuhl ihr Fortbewegungsmittel, in der Natur ist es ein Liegefahrrad mit Elektromotor.

Pfisters Einladung zu dieser mehrtägigen Liegedreiradtour richtet sich nicht nur an MS-Betroffene, sondern an alle gehandicapten Personen. Er zieht den Personenkreis sogar noch größer: Die Teilnahme von nicht gehandicapten Fahrern auf eigenen Rädern oder als Tandempiloten ist nicht nur möglich sondern sogar erwünscht - gerne auch etappenweise. "Wir gehen davon aus, dass es für alle eine Bereicherung sein wird", meint der Organisator. Eigens für die Tour hat der 52-Jährige eine Tourenleiterausbildung beim Allgemeinden Deutschen Fahrradclub (ADFC) absolviert. Ärztliche Rückversicherung hat Pfister sich bei Dr. Stefan Schlesinger, Oberarzt an der Neurologischen Klinik Bad Neustadt/Saale, geholt. Es gäbe keine Indikation, die gegen eine solche Tour spreche. "Ich wollte nur sicher gehen, dass ich nicht auf dem Holzweg bin", sagt Pfister scherzend.

Die Mitfahrer treffen sich jeden Morgen an der Georgi-Kurhalle in Bad Brückenau und werden mit einem Bus zum Etappenstart gefahren. Abends geht es auf gleichem Weg wieder zurück nach Bad Brückenau. Die Räder werden am jeweiligen Zielort untergestellt. Pfister hat die Tour akribisch geplant und dabei viel Hilfestellung erfahren: "Die Unterstützung war phänomenal." Die erste große Hürde für ihn, den Hersteller von Liegerädern zur Bereitstellung von Leihrädern zu überreden, war mit nur einem Anruf überwunden. Insgesamt 10 Leihräder wurden bewilligt. Genauso konnte er sich über die Bereitstellung eines Kleinbusses freuen. Sämtliche Rastpunkte wurden ihm zugesagt; eine Gaststätte öffnet sogar extra für die Gruppe. Ferner lobt der Organisator die gute Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden, wo Station gemacht wird.

Gefahren wird vorrangig auf Rad- und Wirtschaftswegen. Die täglichen Streckenlängen differieren zwischen sieben und achtundzwanzig Kilometern. André und Sonja Pfister sind die Strecke komplett abgefahren und werden es kurz vor der Tour noch einmal tun. Dort, wo das Befahren für die Dreiräder nicht möglich ist, wird kurzfristig in kleinen Gruppen auf die Straße ausgewichen. "Es ist alles gut machbar", beteuert Pfister. Dennoch wären für das eine oder andere Teilstück noch "Unterstützer" wünschenswert - gesunde Personen, die die Gruppe begleiten und einfach mal beim Schieben behilflich sind. Bisher ist ihm das alleine überlassen.

Ferner sucht Pfister handwerklich Geschickte, die ihm unmittelbar vor dem Start behilflich sind. Die Gruppe trifft sich erstmalig am Donnerstag, 16. August, um 11 Uhr in der Brückenauer Altstadt zum "Beschnuppern" und um alle Formalitäten zu erledigen. Währenddessen müssen die Leihräder auf die persönlichen Bedürfnisse eingestellt und zum Beispiel die Rahmen verlängert und die Pedale abgeschraubt werden. "Ich kann jeden brauchen, der einen Schraubenzieher halten kann." Zu zweit gehe es einfach besser. Um 15 Uhr fällt dann der Startschuss zum ersten Ausflug durch die Fußgängerzone und den Georgipark zur Friedenskirche, wo ein ökumenischer Gottesdienst stattfindet.

Und last but not least würde sich das Ehepaar Pfister auch noch über Anmeldungen freuen. André Pfister hat viele Gruppen und Einzelpersonen angesprochen und viel positive Resonanz erfahren. Gleichzeitig kennt er aber die Bedenken. "Die Hürde ist relativ hoch." Deshalb meldet Sonja Pfister sich zu Wort: "Ich bin eine schwer Betroffene. Wenn ich das schaffe, dann andere erst recht." Sie freue sich auf diese Tour mit all den vielen Sinneseindrücken in der Natur - ihr Stück Freiheit auf drei Rädern. Aktuelle Informationen und Kontakt per Email unter: Sinn-erleben@t-online.de.
 
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