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BAD KISSINGEN
Simone Rethel gibt kaum Persönliches preis
Autorin: Simone Rethel (63) beim Signieren ihres Buches „Sag nie, du bist zu alt“.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Autorin: Simone Rethel (63) beim Signieren ihres Buches „Sag nie, du bist zu alt“.
on unserem Mitarbeiter Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:57 Uhr

Ein interessanter Höhepunkt der noch bis Sonntag laufenden Generationenwoche sollte die Lesung der Schauspielerin Simone Rethel im Rossini-Saal wohl werden. Sie selbst – 63-jährig – ist nahe dem Rentenalter und war 20 Jahre lang mit Johannes Heesters verheiratet, der bis zum 107. Lebensjahr auf der Bühne stehen durfte. Wer hätte besser über den Prozess des Alterns und das Alter sprechen können?

Noch zu Heesters Lebzeiten habe sie ihr Buch „Sag nie, du bist zu alt“ geschrieben, begann sie ihre Lesung vor 30 Zuhörern. Erwartet hatte man von ihr persönliche Erkenntnisse aus reichem Künstlerleben – einer der wenigen Berufe, die kein Rentenalter kennen – und Lehren aus dem Zusammenleben mit einem Mann, der bis zuletzt auf der Bühne stand. Stattdessen war eine Sammlung gut recherchierter, aber bekannter Weisheiten anerkannter Altersforscher zu hören, nur gelegentlich persönlich kommentiert. Rethels Buch ist eine Kampfansage an den heutigen Jugendwahn, also ein Pro-Aging-Buch. Vergleichbar der 68er-Generation, die damals aus gutem Grund gegen die Alten gekämpft habe, fordert Rethel heute einen Kampf für die Alten.

Eigentlich sei man nicht alt, steht für sie fest, man lebe nur länger. Es gebe nicht das Alter als Zustand, sondern nur das Altern als Prozess. Wirklich alt sei man erst, wenn man die Lust verloren habe, am Leben teilzunehmen. Denn das Alter beginne im Kopf.

Viele Zwangsrentner

Die Chance zur Teilnahme werde aber heute den Älteren viel zu früh genommen. Ein willkürlich festgesetztes Renteneintrittsalter verhindere die weitere Mitwirkung, obwohl viele Zwangsrentner noch ein Drittel ihres Lebens vor sich hätten. Dass junge Menschen auch einen Arbeitsplatz brauchen, um eine Familie gründen zu können, übersieht Rethel hier. Es passt nicht ins Konzept.

Das Alter und alte Menschen würden als Konsequenz des Jugendwahns ausgegrenzt, beklagt sie sich. „Zukunft ist Alter.“ Jeder werde alt. Man müsse sich deshalb mit dem Altern anfreunden und den Alten etwas zutrauen, forderte die Botschafterin der Initiative „Altern in Würde“.

Körperliche und geistige Beweglichkeit verzögere den Alterungsprozess. „Auch im Alter kann man noch lernen.“ Zumindest dies war eine persönliche Erfahrung Rethels aus ihrer Ehe mit Johannes Heesters.

Als dieser als 107-Jähriger bei der Premiere gefragt wurde, warum er sich diesen Stress noch antue, habe Heesters geantwortet: „Solange ich noch jung bin – warum nicht?“

Generationenwoche: Weitere Veranstaltungen sind unter anderem das Fest der Generationen im Tattersall, am heutigen Donnerstag von 14 bis 17 Uhr, und der Drei-Generationen-Talk am Sonntag, von 10.30 bis 14.30 im Mehrgenerationenhaus. Anmeldung dafür unter Tel. (09 71) 6 99 33 81.

 
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