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Bad Kissingen
Silke Hümmer: Chefärztin mit besonderem Lebenslauf
Silke Hümmer ist seit einigen Jahren schwerbehindert und kann nur in Teilzeit arbeiten. Dennoch leitet sie als Chefärztin inzwischen die DRV-Klinik Saale. Wie sie das schafft und warum sie im Beruf einen Lkw-Führerschein braucht.
Chefärztin Dr. Silke Hümmer (50) im Garten der DRV-Klinik Saale. Foto: Sigismund von Dobschütz       -  Chefärztin Dr. Silke Hümmer (50) im Garten der DRV-Klinik Saale. Foto: Sigismund von Dobschütz
| Chefärztin Dr. Silke Hümmer (50) im Garten der DRV-Klinik Saale. Foto: Sigismund von Dobschütz
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 17.08.2022 07:45 Uhr

Silke Hümmer ist seit März die neue Chefärztin der DRV-Klinik Saale. Sie ist bereits seit 20 Jahren Teil des Ärzte-Teams des Hauses, davon arbeitete sie zehn Jahre als Oberärztin. Die Internistin und Diabetologin folgte damit Klaus Herrmann als Chefärztin. Hermann selbst war zuletzt zum ärztlichen Direktor der Kliniken Rhön und Saale (beide DRV Bund) sowie der Klinik Marbachtal (DRV Oldenburg-Bremen) ernannt worden. Vorgänger Wolfram Franke hatte sich Anfang des Jahres in den Ruhestand verabschiedet. Sowohl der Posten des ärztlichen Direktors der drei DRV-Kliniken, als auch der Chefarztposten in der Saale Klinik wurden aus dem Haus heraus nachbesetzt.

"Ich hatte schon etwas Bammel vor der neuen Aufgabe", gibt Silke Hümmer zu. Denn obwohl sie die Aufgabenbreite und Arbeitsweise ihrer Klinik bestens kennt, weiß sie doch auch, dass viel Neues, vor allem an administrativen Aufgaben, auf sie zukommt. Allerdings hatte sie schon im Elternhaus gelernt, "dass ein Unternehmen nur funktioniert, wenn die kaufmännische Seite stimmt". Noch etwas hatte sie vom Fahrschulbetrieb ihrer Eltern in Arnstein (Main-Spessart) gelernt: "Der Dienstleistungsgedanke hat mich auf meinen späteren Beruf als Ärztin gut vorbereitet."

Schon früh stand allerdings fest, dass Tochter Silke nicht den Betrieb des Vaters übernehmen würde. Nach ihrem Abitur am Gemündener Gymnasium begann sie 1990 mit einem staatlichen Leistungsstipendium für Hochbegabte das Studium an der Uni Würzburg. Dieses schloss sie 1996 ab. Ihre Promotion folgte drei Jahre später. Während der Studienjahre machte sie Praktika in der Krankenpflege, beim Augenarzt, am Institut für Toxikologie (Würzburg) und bei Chefarzt Werner Reineke am Hammelburger Carl-von-Heß-Krankenhaus. Reineke war es auch, der ihr 1997 den Einstieg ins Berufsleben als Ärztin im Praktikum ermöglichte. "Es war damals wichtig, während des Studiums Leistungswillen zu zeigen", erinnert sich Hümmer an jene Zeit, als viele Ärzte ohne Anstellung blieben. Für den Fall, dass es ihr ebenso ergehen sollte, hatte die 20-jährige Fahrschultochter vorsorglich den Bus- und Lkw-Führerschein gemacht.

Zum Glück kam es besser: Nach erster Tätigkeit als Assistenzärztin in der psychiatrischen Klinik des Bezirkskrankenhauses Lohr, wechselt sie im Mai 1999 zu Professor Ekke Haupt an die Bad Kissinger Saale-Klinik. Dann ging es für zwei Jahre ans St. Elisabeth-Krankenhaus , 2005 kehrte sie an die Klinik Saale zurück. Dort wurde die Assistenzärztin ab 2009 in der Funktion einer Oberärztin eingesetzt, aber erst 2011 offiziell dazu befördert. Zwischendurch machte sie ihren Abschluss zur Fachärztin für Innere Medizin (2005) und erhielt 2006 die Anerkennung als Diabetologin . In der langen Reihe ihrer Fortbildungen ist ihre Qualifikation für die verkehrsmedizinische Begutachtung auffällig: "Da ist es gut, selbst den Bus- und Lkw-Führerschein zu haben, um mit Berufskraftfahrern fachlich auf Augenhöhe zu stehen."

Als Ärztin ist es Hümmer "ein Anliegen, chronisch Kranken zu helfen, weiterhin am Berufsleben teilhaben zu können". Kaum jemand weiß besser um die Bedeutung, als die neue Chefärztin: Hümmer kann und darf als Schwerbehinderte selbst nur in Teilzeit arbeiten. Im Jahr 2012 erkrankte sie schwer, musste in den folgenden drei Jahren mehrmals operiert werden, war immer wieder über Monate krank und wurde sogar zum Pflegefall. Dafür, dass die Deutsche Rentenversicherung ihr dennoch die Position der Chefärztin anvertraut hat, ist Hümmer dankbar. Aus ihrem Team habe sie viel Zuspruch bekommen. Sie ist froh um ihre Kollegen, die Oberärzte Holger Klausmann und Alexander Bauer , die im Bedarfsfall für sie einspringen. Hümmer: "Ich brauche in meinem Alltag Planbarkeit. Unerwartetes und Außentermine kann ich nicht wahrnehmen."

Auch ihre Freizeit ist seit der Erkrankung eingeschränkt: "Ich muss täglich zwei bis drei Stunden an meinem Körper arbeiten." Wenn doch noch Zeit bleibt, liest sie medizinische Fachzeitschriften: "Ich finde es spannend, von neuen medizinischen Erkenntnissen oder Entwicklungen in der Therapie zu lesen."

Neben Beruflichem interessiert sich Chefärztin Hümmer für Ägyptologie, seitdem sie als Schülerin von Pharao Tutanchamun hörte. Sie liest Bücher über das Land der Pharaonen und sieht sich gern Dokumentationen im Fernsehen an. Aber Archäologin wollte sie niemals werden. "Pharaonen auszugraben oder in dunklen Pyramiden rumzukrabbeln, ist nicht mein Ding."

Als Chefärztin will sie die Saale-Klinik auf dem eingeschlagenen Kurs weiter voranbringen. In den vergangenen Jahren habe sich die Diabetologie wissenschaftlich, medikamentös und medizintechnisch "explosionsartig" entwickelt. "Da müssen wir als eine der größten Diabetes-Kliniken Deutschlands mit jährlich 2 700 Patienten ganz vorne dranbleiben."

 
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