
Was sind das für fantastische Tage, die Nina Christof aktuell mit der Eishockey-Nationalmannschaft erlebt. Der 3:0-Sieg über China war der vierte Sieg im vierten Spiel – und historisch. Noch nie zuvor hat eine deutsche Mannschaft alle Vorrundenspiele bei der Frauen-Weltmeisterschaft gewonnen. Mittendrin: die 20-Jährige aus dem unterfränkischen Hammelburg. Gerade mal 1,64 Meter groß, ist die Stürmerin mit der Rückennummer „29“ ein Paradebeispiel für den kolossalen Kampfgeist im Team.
„Wir gewinnen auch deshalb, weil wir immer zusammenhalten und gemeinsam viel Spaß haben. Jeder kennt seine Rolle im Team und stellt das eigene Ego hintenan“, sagt Nina Christof, die in der vierten Reihe spielt, sich dort bestens aufgehoben sieht an der Seite von Bernadette Karpf und Theresa Wagner.
Von „good vibes mit Bernie und Resi“, spricht Nina Christof, die noch auf ihr erstes Turniertor wartet. „Der Trainer will sehen, dass ich Strafen ziehe und Zug zum Tor habe. Schade, dass es noch mit keinem Treffer geklappt hat. Aber Jeff, unser Coach, weiß, dass wir immer viel Energie aufs Eis bringen.“
Eine Schwedin wird abgeräumt
Und die auch beim Frauen-Eishockey nötige Aggressivität. Wie im hart geführten Spiel gegen Schweden, als Nina Christof eine Gegenspielerin regelrecht abräumte, dafür für zwei Minuten auf die Strafbank musste. Einsatz, der belohnt wurde, denn mit dem 1:0-Erfolg über die Skandinavierinnen, als Goalie Sandra Abstreiter eine Weltklasse-Leistung bot, war der Gruppensieg vorzeitig eingetütet. Zum Turnierauftakt hatte die Mannschaft um Trainer Jeff MacLeod Dänemark souverän mit 5:1 besiegt, dann Japan mit 4:1 geschlagen.
„Wir haben uns immer weiter steigern können und unser Selbstvertrauen ist dementsprechend gewachsen. Wir sind bereit für das Viertelfinale und freuen uns darauf“, sagte Bundestrainer Jeff MacLeod vor dem Spiel gegen das favorisierte Tschechien, das in der Gruppe A den dritten Platz belegte, hinter den großen WM-Favoriten USA und Kanada.

Minimalziel für das deutsche Team war eine Top-3-Platzierung in der Gruppe B, gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt. Diesen nicht geschafft haben letztlich China und Dänemark, die in die sogenannte „Division A“ absteigen. Die verbleibenden Spiele sind die Zugabe für Nina Christof und Co.
Haarscharf am Halbfinale vorbei
Dass das deutsche Team einen enormen Qualitätssprung machte, verdeutlichte die ebenso knappe wie auch unglückliche 0:1-Niederlage gegen Tschechien am Donnerstagabend (deutscher Zeit), als man im finalen Drittel mehrmals den Ausgleich verpasste, unter anderem mit zwei Pfostentreffern. Damit wartet am Samstag (17 Uhr deutscher Zeit) im Spiel um den fünften Platz nun die Schweiz.
„Der fünfte Platz wäre mega, weil wir dann in die Gruppe A aufsteigen würden. Gegen die Schweiz haben wir kurz vor der WM ein Testspiel erst im Penaltyschießen verloren. Wir sind da sicher nicht chancenlos“, sagt Nina Christof.
Für zusätzliche Motivation sorgt die Unterstützung von den Rängen. „Meine Mutter ist vor Ort. Auch meine beste Freundin und mein Freund haben schon zugeschaut. Außerdem habe ich Leute von meiner Uni gesehen, im R.P.I.-Trikot oder mit einem Banner. Diesen Support spürt man“, sagt Nina Christof, die am Rensselaer Polytechnic Institute Informatik studiert und für das College-Eishockeyteam, den R.P.I. Engineers spielt.
Hausaufgaben während der Weltmeisterschaft
Das alles im Bundesstaat New York und gerade mal 160 Kilometer vom WM-Austragungsort entfernt. Auch je eine Spielerin aus Tschechien und Dänemark studieren an dieser privaten technischen Hochschule. Von Hausaufgaben befreit ist Nina Christof übrigens nicht. Gelernt wird sogar während der Weltmeisterschaft, in der Freizeit, auch mit Teamkolleginnen.
„Was ich verpasse, muss ich nachholen. Super, dass mir die Profs dafür die nötige Zeit einräumen. Und demnächst kommen auch Abschlussprüfungen auf mich zu. Das wird eine intensive Zeit, aber da ist dann auch die Eishockey-Saison zu Ende“, sagt Nina Christof.
Vier Siege für das deutsche Team bei der Eishockey-WM bedeuteten auch vier Gesangs- und Tanzeinlagen in der Kabine, wenn der „Tüdeldü-Dance“ aus den Boxen dröhnt. „Das ist dieses Jahr unser Win-Song, der immer vor der Weltmeisterschaft bestimmt wird“, sagt die Hammelburgerin über das Gute-Laune-Lied. Käme ein fünfter Sieg dazu, würde der Tüdeldü-Dance wohl bis auf die Straßen Uticas getragen werden.
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