Sie lieben das Fliegen. Alle beide. Und genau darüber haben sie sich kennengelernt. Vor vier Jahren haben sich Jörg Buschmann und Kurt Welzenbach sogar eine gemeinsame Maschine gekauft: ein kleines, sehr leichtes motorgetriebenes Luftfahrzeug für zwei Personen, genannt Ultraleichtflugzeug.
„Manchmal komme ich auf den Flugplatz und schaue unsere Maschine einfach nur an“, sagt Jörg Buschmann und lacht. Die D-MUKJ ist Italienerin, immer schön geputzt und „schnurrt wie ein Kätzchen“. Natürlich habe man zu seinem Flugzeug eine intensive Beziehung, bekräftigt Welzenbach. Beim Fliegen bilde man ja eine Einheit. „Nicht zuletzt ist die Maschine auch unsere Lebensversicherung“, so Buschmann.
Aber von vorne. Eigentlich war Buschmann Motorflieger und Kurt Welzenbach Segelflieger. Sie kannten sich flüchtig über die Flugsportgruppe Hammelburg auf der Hohen Lanz. Welzenbach ist dort schon seit 1971 Mitglied. Schon viel früher, als kleiner Junge, entfachte aber die Leidenschaft fürs Fliegen. „Als Jugendlicher war ich ein begeisterter Modellbauer.“ Die wahre Chance ergriff der heute 68-Jährige aber erst, als er seinen Lehrerberuf schon ausübte, geheiratet hatte und seine zwei Töchter geboren waren. „Eigentlich bin ich nur am Flugplatz entlang spaziert, plötzlich saß ich im Flugzeug und neben mir zufällig ein Fluglehrer aus Würzburg.“ Da war er 27 Jahre alt. Seine Frau war weniger begeistert, dennoch machte Welzenbach in den nächsten zwei Jahren den Segelflugschein. Auch auf Wettkämpfen war er unterwegs, war zweimal unterfränkischer Meister, einmal bayerischer.
Anders Buschmann, der durch seinen Vater, der Pilot bei der Luftwaffe war, zum Fliegen kam. In den USA machte er seine Ausbildung für Motorflugzeuge. Als die Liebe und sein Beruf als Arzt den gebürtigen Essener Ende der 80-er Jahre ins Frankenland verschlugen, blieb er dem Fliegen treu. Zuletzt war der heute 70-Jährige Oberarzt für Innere Medizin am Hammelburger Krankenhaus.
Vor einigen Jahren kamen Buschmann und Welzenbach etwa zeitgleich zur Ultraleichtfliegerei. Welzenbach, um etwas Neues auszuprobieren und weil das Segelfliegen körperlich immer anstrengender wurde. Buschmann, weil ihm auf Dauer die Kosten fürs Motorfliegen zu hoch wurden. Die Ultraleichtfliegerei sei eine gute Alternative, da sich die Betriebskosten in kalkulierbaren Grenzen halten, sagt er.
„Wir haben uns nicht gesucht, aber gefunden“, beschreibt Buschmann das Verhältnis zu seinem Flugkollegen. „Heute sind wir gute Freunde und unternehmen Reisen zusammen.“ Natürlich mit der gemeinsamen Maschine, für die sie 56 000 Euro investiert haben. Kurzausflüge nach Jena, Marburg oder Rothenburg sind durchaus normal. Aber auch längere Reisen haben die begeisterten Hobbyflieger schon unternommen. Zum Beispiel auf die dänischen Inseln, mit Zwischenstopp in Flensburg. Eine weitere Tour führte die Männer in die Alpen. „Wir sahen die Berge plötzlich ganz nah, es war ein tolles Erlebnis“, so Buschmann. Manchmal fliegt nur einer und der andere fährt mit dem Wohnmobil nach, „dann haben wir unsere Schlafmöglichkeit gleich vor Ort“.
Mit maximal 475 Kilogramm Gewicht darf das Flugzeug abheben. „Das ist nicht viel, wenn man weiß, dass die Maschine leer 294 Kilo wiegt und für den Tank noch über 30 Kilo Gewicht dazukommen“, so Welzenbach. Das Tolle beim Ultraleichtfliegen sei, „dass sich die Thermik bei Start und Land bemerkbar macht, anders als bei Motorfliegern“.
Einmal im Jahr müssen sich die zwei Ultraleicht-Piloten von einem Arzt auf Flugtauglichkeit checken lassen. „Wir überprüfen uns aber auch vor jedem Flug selbst. Wenn es nicht geht, zum Beispiel wegen einer Erkältung, dann geht es eben nicht“, sagt Buschmann. Da das Ultraleichtflugzeug zu den Luftsportgeräten zählt, dürfen Welzenbach und Buschmann die Wartung selbst übernehmen. Natürlich wird das Flugzeug dann von einem Prüfer abgenommen.
Neben der Steuerung und den Bremsen sind der Fahrtmesser, der die Geschwindigkeit anzeigt, und der Höhenmesser wichtige Instrumente, erläutert Welzenbach. Sie befinden sich im linken Bereich des Cockpits bei den Flugüberwachungsinstrumenten. Daneben sind die Kommunikationsgeräte, „über die wir mit den Bodenstationen in Kontakt treten“. Auch ein Navigationsgerät ist mit an Bord und ein Rettungssystem. „Hier wird ein großer Fallschirm ausgelöst, der das ganze Flugzeug in definierter Lage herunter schweben lässt.“
Buschmann sieht das Fliegen als Privileg an, auch Welzenbach ist immer wieder fasziniert von dieser Art des Reisens. „So umgeht man viele Staus und kommt schneller ans Ziel“, sagt er lachend. Man müsse aber immer die Wetterverhältnisse im Blick haben. „Fliegen ist eine äußerst sichere Sache, wenn man sich an die Spielregeln hält“, so Buschmann. Die meisten Unfälle passieren, weil Menschen unter Zeitdruck stehen und trotz suboptimaler Bedingungen fliegen, ist er überzeugt.
Die beiden Rentner genießen es, dass sie heute mehr Zeit für ihr Hobby haben als früher. Weit über 5000 Flugstunden haben beide zusammen und sie wollen in Zukunft noch viele Städte von oben kennenlernen.