Am 3. Januar waren die ersten Vorwürfe bekannt geworden, jetzt haben sich weitere Frauen zu Wort gemeldet: In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" wird der bekannte Fernsehregisseur Dieter Wedel von mehreren Frauen beschuldigt, von diesem sexuell belästigt und schikaniert worden zu sein.
Unter anderem berichtet die Schauspielerin Esther Gemsch in der "Zeit" von einem Vergewaltigungsversuch, der sich 1980 bei Dreharbeiten für den Mehrteiler "Bretter, die die Welt bedeuten" zugetragen haben soll. Demnach soll sie Wedel in ihrem Hotelzimmer in Bad Kissingen aufgesucht und dort bedrängt haben. "Er setzte sich rittlings auf mich, packte meinen Kopf bei den Haaren und schlug ihn immer wieder aufs Bett, einmal auch an die Wand und dann einmal auf die Bettkante", zitiert die Wochenzeitung die Schauspielerin.
Die heute 61-jährige Gemsch habe die Dreharbeiten daraufhin wegen einer Verletzung an der Halswirbelsäule abbrechen müssen. Laut "Zeit" hat die heute 61-Jährige eine eidesstattliche Versicherung zu ihren Äußerungen abgegeben.
Schauspielerin muss ins Krankenhaus
Gemschs Rolle war damals von der Schauspielerin Ute Christensen übernommen worden. Sie berichtet in der "Zeit" von Belästigungen und von Mobbing in Bad Kissingen. Das alles habe zu einem Nervenzusammenbruch geführt, weswegen sie in eine Klinik gekommen sei. In der Folge habe sie ihr ungeborenes Kind verloren.
Eine weitere Schauspielerin berichtet anonym, dass Wedel sie 1975 in einem Auto vergewaltigt habe. Insgesamt sollen sich bei der "Zeit"-Redaktion 18 betroffene Frauen bezüglich Dieter Wedel gemeldet haben.
Wedel gibt Stellungnahme ab
Zu den neuerlichen Vorwürfen äußerte sich Wedel nicht. Der Regisseur hatte die ersten Anschuldigungen Anfang der Woche aber per eidesstattlicher Erklärung zurückgewiesen und eine Stellungnahme abgegeben. Darin sprach er von einer "diffamierenden Diskussion". Der Umfang und die Art und Weise der Beschuldigungen hätten ihn zutiefst verstört und erschüttert. Er verabscheue jede Form von Gewalt, gegen Frauen ebenso wie gegen Männer.
Am Montag hatte Wedels Anwalt bekannt gegeben, dass der 75-Jährige mit Herzbeschwerden im Krankenhaus liegt. Ein neuerliches Statement, so der Anwalt, werde es aufgrund des gesundheitlichen Zustandes nicht geben. Am selben Tag trat Wedel als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurück, die er drei Jahre geleitet hatte.
Erste Anschuldigungen Anfang Januar
Anfang Januar waren im "Zeit"-Magazin die ersten Anschuldigungen veröffentlicht worden. Drei ehemalige Schauspielerinnen hatten Wedel beschuldigt, in den 90er Jahren von dem Regisseur sexuell bedrängt worden zu sein. In einem Fall ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft München: Eine Frau hatte erklärt, Wedel habe sie 1996 in einem Münchner Hotel zum Sex genötigt. Wegen einer Änderung des Strafgesetzbuches wäre diese mutmaßliche Straftat noch nicht verjährt.
Die Behörde gehe einem Anfangsverdacht nach, bestätigte die Staatsanwaltschaft München. Der Sprecher betont allerdings auch, dass in alle Richtungen ermittelt werde und diese Ermittlungen kein Hinweis für eine Schuld Wedels seien. mit dpa