Das Senioren-Blasorchester Unterfranken zog am dritten Adventssonntag im Großen Saal der Bayerischen Musikakademie ein breitgefächertes Publikum jeden Alters an. Die Stühle reichten nicht aus für die Fans der „junggebliebenen Musiker älterer Generation “, die hier ihr Weihnachtskonzert präsentierten. Die Qualität dieser erfahrenen, immer noch aktiven Musiker und das Alleinstellungsmerkmal des Orchesters in Bayern sind Garanten für den erstaunlichen Zuspruch.
Sogar Moderator Otmar Lutz zeigte sich überrascht, „so viele Freunde der Blasmusik begrüßen zu dürfen“, unter ihnen zahlreiche Prominente und Ehrengäste wie beispielsweise Professor Ernst Österreicher.
Jedoch gab es auch Hiobsbotschaften im Vorfeld der Veranstaltung. So waren vier Musiker erkrankt und ein Orchestermitglied beklagte einen Brand, der das Haus unbewohnbar machte. Der Betroffenen sind die Spenden zugedacht, die im eintrittsfreien Konzert zusammenkamen. Lutz’ Dank galt der Musikakademie und der Stadtkapelle Hammelburg . Beide sind „Probenheimat“ für das Senioren-Blasorchester.
Mit „Arrival“, der Ankunft, brillierte eine beachtenswerte Komposition von Hans Zimmer und der Soundtrack des gleichnamigen Science-Fiction-Films, von dem britischen Ausnahmemusiker Mike Oldfield einst glänzend intoniert. Damit kamen die Akteure im Handumdrehen beim Publikum an. „Die Sonne geht auf“, entpuppte sich als volltönender, flotter Marsch aus der Feder von Rudi Fischer .
Die „kleine Ouvertüre“ handelte von „El Cid und Babieca“. Das Thema aus den spanischen Mauren-Kriegen, in denen der verwundete Freiheitskämpfer auf sein Pferd Babieca gebunden in die Schlacht reitet, bearbeitete Michael Seufert aus Obereuerheim und traf dabei das charakteristische Genre spanischer Heldenmusik. Trompeten, Hörner und Saxophone vereinigten sich mit den dunklen Tönen der Rhythmus-Gruppe zu einem gewaltigen Signal. Die folgende Elegie schließt im triumphalen Zusammenklang, das den Sieg vermuten lässt.
In seinem musikalischen Ausflug in die schottischen Highlands vertonte das Ensemble den Titel „Auld Lang Sign“, ein schottisches Volkslied, das von vielen Ländern in ihre Heimatsprache übernommen wurde. In Deutschland kennt man die gesungene Melodie unter dem Namen „Nehmt Abschied Brüder ungewiss…“ .
Der schneidig-forsche Marsch „Scotland – The Brave“, der bei nahezu allen Musikveranstaltung der Bravehearts erklingt, kann als konzertante Variante verstanden werden. Ohne dem Seniorenorchester etwas absprechen zu wollen, fehlte der authentischen Wiedergabe jedoch ein entscheidendes Element, das die Musik im hohen Norden von jeher prägte – „The Pipes“ – der Dudelsack.
Kein Geringerer als Kurt Gäble ist der Schöpfer von „Salemonia“, einem Konzertmarsch über das Musikfest in Salem, Schloss- und Klosterstadt im südlichen Baden-Württemberg, nahe dem Bodensee. Aus der Feder eines erfahrenen Komponisten und Musikers geflossen, präsentierte sich das Stück als geschmeidig-flotte Hymne, die Orchesterleiter Erhard Rada souverän dirigierte, wie übrigens alle zu hörenden Werke.
Tradition beim Senioren-Blasorchester sind die Ehrungen langjähriger Musiker. Ex-Präsident und Landtagsabgeordneter Manfred Ach, Otmar Lutz und Vize-Präsident Matz Mages überreichten den langjährigen Musici die Ehrennadeln mit Urkunde. Mit Erstaunen war zu erfahren, dass Hermann Karollus von der Stadtkapelle Hammelburg seit 75 Jahren der Blasmusik die Treue hält. Für 65 Jahre Musizieren gebührte Jakob Euba (Riedenberg) und Hubert Möhring (Hirschfeld) die Auszeichnung, die Alfons Herrmann für sechs Jahrzehnte entgegennahm. Ein halbes Jahrhundert musizieren Christine Schuster (Gräfendorf) und Jutta Vierengel (Werneck).
In seinem Grußwort dankte Mages für die erwiesene Treue und den Proben-Fleiß und versprach dem Orchester ein Budget von 2000 Euro.
Im zweiten Konzertteil erklang „Frieden, schenken wir uns den Frieden“, komponiert und getextet von dem Gauaschacher Erich Weber, das das Duo Helga und Helmut Öffner singend begleitete. Auch das Alphorn hat seinen Platz im Seniorenorchester gefunden. Ingrid Schubert , die auch ein Gedicht von Weber verlas, Bruno Diem und Wolfgang Fella bliesen unter anderem die „Abendglocken aus Geroda“. Das Engelbrot, „Panis Angelicus“, und ein Weihnachts-Potpourri schlossen den überaus gelungenen Konzertnachmittag.
Winfried Ehling