Bad Kissingen
Selbsthilfegruppe für Borreliose-Erkrankte gegründet
Borreliose-Betroffene aus dem Landkreis haben eine Selbsthilfegruppe gegründet. Sie kämpfen dafür, die Krankheit besser verstehen zu können.
Susanne P. (Name von der Redaktion geändert) hat es geliebt, anzupacken. Sie war gerne auf der Arbeit, hat es genossen, Menschen um sich zu haben. Das war früher. Heute muss sie sich mehrmals am Tag hinlegen. Lange Strecken am Steuer ihres Autos - undenkbar. Ihren Namen will die 61-jährige Frau aus dem Landkreis nicht in der Zeitung lesen. Susanne P. zieht sich zurück. Seit 2012 ist sie Frührentnerin. Schuld sind ihre Schmerzen.
Es war im Mai 2009. Zehn Mal wurde sie von Zecken gestochen, erzählt sie. Danach fing alles an.
Susanne P. fühlt sich krank. Sie ist erschöpft und müde. Die Glieder schmerzen, sie kann nicht mehr durchschlafen. Ärzte machten Eisenmangel - eine Altlast der Frau - für ihr Unwohlsein verantwortlich. 2011 der Zusammenbruch. Zwei Wochen Krankenhaus. Diagnose: negativ. Seitdem hat Susanne P. mindestens 25 Fachärzte und Heilpraktiker abgeklappert. Bis in die Schweiz ist sie gefahren. Einige Tausend Euro hat sie für Behandlungen und Untersuchungen ausgegeben, viele Medikamente geschluckt. "Man sucht nach Hilfe, aber wo soll man anfangen?" Für Susanne P. ist klar: Schuld an ihrem Leid sind kleine Bakterien, die eine Infektionskrankheit ausgelöst haben - "Lyme-Borreliose".
Seit dem vergangenen Sommer treffen sich Betroffene einmal pro Monat im Mehrgenerationenhaus in Bad Kissingen. Jetzt hat Erika Schumann, die die Treffen ins Leben gerufen hat, aus dem Kreis eine Selbsthilfegruppe gemacht - für Borreliose-Erkrankte. Davon gibt es mehr als man denkt, sagt sie. Gemeinsam wollen sie die Krankheit besser verstehen und dafür kämpfen, dass ihnen Politik und Ärzte dabei helfen. Die Frauen sagen: "Borreliose wird verharmlost."
Borreliose ist eine "moderne Krankheit", sagt Dr. Herbert Schulze, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Bad Kissingen. "Zecken sind ein riesen Thema geworden", meint er. Das Problem: "Borreliose kann alle Symptome imitieren."
Bei Erika Schumann aus Bad Bocklet sind es die Gelenke. Schmerzen in Knien, Händen, Ellen, Füßen. Nach einem Zeckenbefall 2012 fühlte sie sich als habe sie eine Grippe erwischt. Die 85-Jährige bekommt verschiedene Antibiotika. Tests und Laboruntersuchungen werden angesetzt. Für ihren Hausarzt ist die Sache erledigt, erzählt sie. Die große Runde entlang der Saale kann Erika Schumann wegen ihrer Schmerzen nicht mehr gehen. Heute ist sie auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen. Die 85-Jährige fordert: "Es muss mehr Geld in die Forschung gesteckt werden."
Der Keim lasse sich in den seltensten Fällen nachweisen, meint Herbert Schulze. Vereinzelt führe die Infektion zu einer chronischen Entzündung, so der Arzt. Susanne P. schaut auf ihre Armbanduhr. Sie muss sich bald hinlegen, sagt sie. Laut ihrem Arzt ist sie austherapiert. Ihre Schmerzen sind geblieben. Bis heute. Hilflos fühlt sie sich, erzählt sie, und alleingelassen.
Das Ziel der Frauen: eine Petition. Auf einer Liste sammeln sie Unterschriften. Sie wollen die Regierung drängen, Geld in die Forschung zu stecken. Wie viel Motivation lässt der Schmerz? "Wir haben Hoffnung. Wir denken schon, dass wir aufrütteln und etwas bewegen können", sagt Susanne P. "Es muss jetzt etwas passieren, damit den Leuten schnell geholfen werden kann."
Lyme-Borreliose Wer vom "gemeinen Holzbock" mit Borrelien infiziert wurde, kann krank werden - muss aber nicht. Eine Impfung gibt es nicht. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) empfiehlt, bei Auffälligkeiten (Schwellung großer Gelenke, Hautveränderungen ...) frühzeitig zum Hausarzt zu gehen. Auf den verweist auch das Kissinger Gesundheitsamt. Rechtzeitig beim Arzt, stuft das LGL den Erfolg einer Antibiotika-Therapie als "sehr gut" ein. Dauert die Erkrankung schon lange, kann Gewebe "irreparabel geschädigt" worden sein.
Meldepflicht Seit vier Jahren müssen bayerische Ärzte Lyme-Borreliose -Fälle melden, um einen Überblick über die Häufigkeit zu erhalten und die Entwicklung zu beobachten.
FSME Die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, kurz FSME, wird durch Viren hervorgerufen. Überträger sind infizierte Zecken. Die meisten infizierten Menschen haben keine Beschwerden. Bei einem Teil der Erkrankten kommt es zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Gegen FSME kann man sich impfen lassen.
Schutz Das Bad Kissinger Gesundheitsamt und das LGL empfehlen, draußen lange Kleidung zu tragen und sich gut auf Zecken abzusuchen. Findet man eine, sollte die schnell entfernt werden (nah an der Hautoberfläche, an den Mundwerkzeugen, langsam und gerade). Zecken halten sich überall in der Natur auf.
Selbsthilfegruppe Die Treffen der Borreliose-Selbsthilfegruppe finden im Mehrgenerationenhaus in Bad Kissingen statt. Das nächste Mal am Freitag, 24. März, um 19 Uhr. Weitere Informationen gibt es bei Erika Schumann, der Initiatorin der Gruppe, unter Tel.: 09708/705 64 97. Außerdem stellt sich die Selbsthilfegruppe bei den Gesundheitstagen Ende April vor. Am Freitag, 5. Mai, erwartet die Gruppe eine Referentin. Ute Fischer wird einen Vortrag zum Thema "Borreliose - verharmlost, unterschätzt, fehldiagnostiziert" halten. Beginn ist um 17 Uhr im Parkwohnstift in Bad Kissingen
Es war im Mai 2009. Zehn Mal wurde sie von Zecken gestochen, erzählt sie. Danach fing alles an.
Susanne P. fühlt sich krank. Sie ist erschöpft und müde. Die Glieder schmerzen, sie kann nicht mehr durchschlafen. Ärzte machten Eisenmangel - eine Altlast der Frau - für ihr Unwohlsein verantwortlich. 2011 der Zusammenbruch. Zwei Wochen Krankenhaus. Diagnose: negativ. Seitdem hat Susanne P. mindestens 25 Fachärzte und Heilpraktiker abgeklappert. Bis in die Schweiz ist sie gefahren. Einige Tausend Euro hat sie für Behandlungen und Untersuchungen ausgegeben, viele Medikamente geschluckt. "Man sucht nach Hilfe, aber wo soll man anfangen?" Für Susanne P. ist klar: Schuld an ihrem Leid sind kleine Bakterien, die eine Infektionskrankheit ausgelöst haben - "Lyme-Borreliose".
Seit dem vergangenen Sommer treffen sich Betroffene einmal pro Monat im Mehrgenerationenhaus in Bad Kissingen. Jetzt hat Erika Schumann, die die Treffen ins Leben gerufen hat, aus dem Kreis eine Selbsthilfegruppe gemacht - für Borreliose-Erkrankte. Davon gibt es mehr als man denkt, sagt sie. Gemeinsam wollen sie die Krankheit besser verstehen und dafür kämpfen, dass ihnen Politik und Ärzte dabei helfen. Die Frauen sagen: "Borreliose wird verharmlost."
Keim weit verbreitet
Borreliose ist eine "moderne Krankheit", sagt Dr. Herbert Schulze, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Bad Kissingen. "Zecken sind ein riesen Thema geworden", meint er. Das Problem: "Borreliose kann alle Symptome imitieren." Bei Erika Schumann aus Bad Bocklet sind es die Gelenke. Schmerzen in Knien, Händen, Ellen, Füßen. Nach einem Zeckenbefall 2012 fühlte sie sich als habe sie eine Grippe erwischt. Die 85-Jährige bekommt verschiedene Antibiotika. Tests und Laboruntersuchungen werden angesetzt. Für ihren Hausarzt ist die Sache erledigt, erzählt sie. Die große Runde entlang der Saale kann Erika Schumann wegen ihrer Schmerzen nicht mehr gehen. Heute ist sie auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen. Die 85-Jährige fordert: "Es muss mehr Geld in die Forschung gesteckt werden."
Der Keim lasse sich in den seltensten Fällen nachweisen, meint Herbert Schulze. Vereinzelt führe die Infektion zu einer chronischen Entzündung, so der Arzt. Susanne P. schaut auf ihre Armbanduhr. Sie muss sich bald hinlegen, sagt sie. Laut ihrem Arzt ist sie austherapiert. Ihre Schmerzen sind geblieben. Bis heute. Hilflos fühlt sie sich, erzählt sie, und alleingelassen.
Das Ziel der Frauen: eine Petition. Auf einer Liste sammeln sie Unterschriften. Sie wollen die Regierung drängen, Geld in die Forschung zu stecken. Wie viel Motivation lässt der Schmerz? "Wir haben Hoffnung. Wir denken schon, dass wir aufrütteln und etwas bewegen können", sagt Susanne P. "Es muss jetzt etwas passieren, damit den Leuten schnell geholfen werden kann."
Lyme-Borreliose Wer vom "gemeinen Holzbock" mit Borrelien infiziert wurde, kann krank werden - muss aber nicht. Eine Impfung gibt es nicht. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) empfiehlt, bei Auffälligkeiten (Schwellung großer Gelenke, Hautveränderungen ...) frühzeitig zum Hausarzt zu gehen. Auf den verweist auch das Kissinger Gesundheitsamt. Rechtzeitig beim Arzt, stuft das LGL den Erfolg einer Antibiotika-Therapie als "sehr gut" ein. Dauert die Erkrankung schon lange, kann Gewebe "irreparabel geschädigt" worden sein.
In den Zecken stecken Keime und Viren - Borreliose und FSME
Meldepflicht Seit vier Jahren müssen bayerische Ärzte Lyme-Borreliose -Fälle melden, um einen Überblick über die Häufigkeit zu erhalten und die Entwicklung zu beobachten.FSME Die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, kurz FSME, wird durch Viren hervorgerufen. Überträger sind infizierte Zecken. Die meisten infizierten Menschen haben keine Beschwerden. Bei einem Teil der Erkrankten kommt es zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Gegen FSME kann man sich impfen lassen.
Schutz Das Bad Kissinger Gesundheitsamt und das LGL empfehlen, draußen lange Kleidung zu tragen und sich gut auf Zecken abzusuchen. Findet man eine, sollte die schnell entfernt werden (nah an der Hautoberfläche, an den Mundwerkzeugen, langsam und gerade). Zecken halten sich überall in der Natur auf.
Selbsthilfegruppe Die Treffen der Borreliose-Selbsthilfegruppe finden im Mehrgenerationenhaus in Bad Kissingen statt. Das nächste Mal am Freitag, 24. März, um 19 Uhr. Weitere Informationen gibt es bei Erika Schumann, der Initiatorin der Gruppe, unter Tel.: 09708/705 64 97. Außerdem stellt sich die Selbsthilfegruppe bei den Gesundheitstagen Ende April vor. Am Freitag, 5. Mai, erwartet die Gruppe eine Referentin. Ute Fischer wird einen Vortrag zum Thema "Borreliose - verharmlost, unterschätzt, fehldiagnostiziert" halten. Beginn ist um 17 Uhr im Parkwohnstift in Bad Kissingen
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