40 Jahre Fasching des Schützenvereins Wannigtal! Keine Frage, das Programm beim Faschingsabend im Schützenhaus war besonders aufs Jubiläum zugeschnitten. Das Dorfgeschehen wurde aufs Korn genommen, die Lokalpolitiker bekamen ihr Fett weg, die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl wurde nicht vergessen und ist so mancher Spott ergoss sich über Münnerstadt. "Alles handgemacht, alles aus dem Dorf" freute sich Erich Pretscher, der um exakt 19.33 Uhr die Sitzung im vollbesetzten Schützenhaus eröffnete. "Habt ihr echt damit gerechnet, dass der alte blöde Narr noch auf die Bühne geht?" fragte der fast 70-jährige sein Publikum. Pretscher ist seit Anfang an dabei, doch nun verabschiedete er sich von der Bühne und von der Bütt. Den Anfang machte die von Simone Müller-Götz trainierte Purzelgarde. Die sechs jungen Damen und der junge Mann bekamen für ihre exakte Ballett-Show nicht nur den verdienten Beifall, sondern, wie alle späteren Mitwirkenden auch, den Jubiläumsorden von den Sitzungspräsidenten Alexander Krug und Jan Röder. Im Jahr 1980, als der erste Faschingsabend stattfand, war "Dalli Dalli" eine sehr populäre ZDF-Spielshow mit dem Fernsehmoderator Hans Rosenthal (1925-1987). Die Teams Wermerichshäuser Holzmacher und Handwerker (Anton und Jan Röder, Michael und Thomas Weigand, Stefan Geutner und Alexander Krug) hatten jeweils 65 Sekunden Zeit, um möglichst viele Wort-Ketten wie "bei Jagd denk ich an Hasen" - "bei Hasen denk ich an ..." zusammenzubringen. Stephan Kirchschlager als Petrus und sein Sohn Max als Bengele hatten von der Himmelspforte aus einen sehr guten Blick auf Wermerichshausen und auf Münnerstadt. Sie sollten nach Mädle, Buben und Deppen Ausschau halten. Offenbar fanden die besonders viele der letzteren Spezies in Münnerstadt, "aber Wermerichshausen gleicht alles wieder aus". Der Stadtteil, erfolgreich beim Bundeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft", ist sowieso "das schönste Dorf der Welt und damit ein Ausgleich für Mürscht". Den Schützen der Kernstadt bescheinigten sie "die würden die Stadtmeisterschaft nicht mal gewinnen, wenn sie allein wären". Die Plauderei zwischen Petrus und Mengele wird durch einen Telefonanruf vom Teufel gestört. Der verlangt, dass Petrus Bürgermeister Helmut Blank zurücknimmt. Der hat dort nämlich alle Öfen stillgelegt und will sie sanieren. Das hat schon beim Hallenbad nicht geklappt. Auch das Sportzentrum wollte er sanieren und es läuft (noch) nicht. "Wir nehmen ihn nicht zurück" ordnet Petrus für alle Fälle an an. In seiner Büttenrede als alter Narr ließ Erich Pretscher das Dorfgeschehen der letzten Jahrzehnte recht spöttisch Revue passieren. Nach dem Kommunalwahlkampf 2008 war das Dach des Schützenhauses reparaturbedürftig, da sich vor lauter Wahlversprechen die Balken gebogen hat. Und er verriet "als Dank dafür, dass er die zwölf Jahre als Bürgermeister überlebt hat, macht Helmut Blank auf Knien eine Wallfahrt nach Altötting. Den Segen von Söder hat er". Und er spottete auch, das Markenzeichen des Schützenvereins sei das Fahrrad: "Damit kann er das Auf- und Absteigen üben". Zum Abschied bekam er Dank und Lob von allen Seiten. "Seit 40 Jahren bist du ein Wermerichshäuser Urgestein. Eine große Ära geht zu Ende" und "du bist schwer zu ersetzen" hieß es. Er bekam als Geschenk eine Ehrennarrenkappe. Unter den Klängen des Radetzky-Marsches kamen sechs stramme junge Männer auf die Bühne zur Wasserakrobatik ohne Wasser und begeisterten natürlich vor allem die Damen. Trainiert wurde diese Gruppe von Hilmar Kleinhenz. Jugendliche aus der Youtube-Generation diskutierten anschließend, was die ältesten Berufe auf der Welt sind. Zimmermann, meinte der erste, denn ein solcher hat schon die Arche Noah gebaut. Weit gefehlt, es war ein Elektriker. Der hat nämlich die Leitungen verlegt, als Gott entschied "es werde Licht". Alexandra Kehl studierte diese umfangreiche Nummer mit neun Jugendlichen ein. Das Männerballett bot gekonnte Akrobatik und bekam als verdiente Belohnung viel Beifall. Trainiert wurden die acht strammen Herren von Heike Saal und Bianca Weigand. Die beiden Damen möchten nun aufhören, Nachfolgerinnen oder Nachfolger als Trainer werden dringend gesucht. Eindeutiger Höhepunkt des über vier Stunden dauernden Programms war der Rückblick auf 40 Jahre Fasching im Schützenhaus. Fridolin Weigand schritt zur passenden Musik als Loreley auf die Bühne. Marco Kehl kam als Nana Mouskouri mit "weißen Rosen aus Athen". Armin Rumpel nahm sich die Parteien und Wählergruppen vor, die um Sitze im Stadtrat kämpfen. Seine Analyse fiel nicht sehr schmeichelhaft aus. Deshalb: "Mir fällt dazu zum Schluss bloß ein ich wähl mei Frau und ke Partei".
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