Eine Tradition, die seit 375 Jahren in Ramsthal gelebt wird, hat am vergangenen Wochenende wieder rund 70 Wallfahrer in drei Tagen von Ramsthal nach Dettelbach und wieder zurück geführt. Erstaunlich jung war ein Großteil der Teilnehmer, die sich am Freitag von der Kapelle auf dem Marienberg auf die rund 50 Kilometer lange Strecke zum Marienwallfahrtsort mit der Kirche Maria am Sand machten. Als äußeres Zeichen trugen viele Teilnehmer ein Wallfahrtskreuz und ein T-Shirt des Wallfahrtvereins. Das Gepäck wird inzwischen mit Begleitfahrzeugen transportiert, was den Weg bei der teilweise extremen Hitze erleichtert. Zwölf Musikanten waren unter den Wallfahrern, von denen die Mehrzahl nicht aus Ramsthal kam, aber die aus Begeisterung oft seit vielen Jahren teilnehmen.
Glücklich waren die Wallfahrer, dass der gebürtige Ramsthaler Pfarrer Leo Brand wieder die geistliche Begleitung übernommen hatte und auch in Dettelbach den Gottesdienst zelebrierte. Der Weg führte zunächst nach Schwanfeld. Unterwegs konnte ein letzter Blick auf die Kühltürme des AKW Grafenrheinfeld geworfen werden, die wenige Stunden später gesprengt wurden. Nach einer Übernachtung bei privaten Gastgebern war der folgende Samstag klimatisch deutlich angenehmer.
Jubiläumskerze
Aufgrund des Jubiläums hatte der Verein eine Kerze machen lassen, die dann beim Einzug der Wallfahrer in die Kirche mitgetragen wurde. Die bisherige Kerze vom 350-jährigen Jubiläum wird ihren neuen Platz in der Marienkapelle in Ramsthal finden.
Der Rückweg am Sonntag wurde in einer Etappe teilweise bei Starkregen absolviert. Bei dem Höhepunkt der Wallfahrt , dem Einzug und der Abholung in Ramsthal , trugen Leo Brand, anlässlich seiner 55. Teilnahme an der Wallfahrt , und Rainer Morper , in Erinnerung an den im Januar plötzlich verstorbenen langjährigen Wallfahrtsteilnehmer Alfons Gehrmann jeweils eine Kerze. An diesen Kerzen entzündeten die Abholer ihre eigenen Prozessionskerzen, bevor sie die Wallfahrer durch die mit Lichtern und Blumen geschmückte Hauptstraße zur Kirche begleiteten.
In der Jahresversammlung des Vereins, die immer am Tag nach der Rückkehr stattfindet, zogen die Organisatoren ihr Resümee. Hervorgehoben durch die Vorsitzende Tatjana Simon wurde die Leistung der Vorbeter Toni Büchs und Karolin Morper. Nicht nur christliche Gebete, sondern auch weltliche Texte waren Anlass zum Nachdenken und in sich zu gehen. Auch erstmalige Teilnehmer hätten dies positiv empfunden. Lob gab es auch für diejenigen, die Fahnen, Wallfahrtsstab, Wallfahrtsbild oder Lautsprecher getragen haben. Dies sei auf Dauer eine erhebliche Last.
Die Vorsitzende betonte das Gemeinschaftsgefühl und die gegenseitige Hilfsbereitschaft. Angesichts der vielen jungen Teilnehmer macht sie sich keine Sorgen um die Zukunft der Wallfahrt . Ihr Dank galt allen, die zur Durchführung der diesjährigen Wallfahrt beigetragen haben.
Der Vorbeter ist stolz
Vorbeter Toni Büchs zeigte sich Stolz, seit 2002 diese Aufgabe wahrnehmen zu können. Er würdigte die Leistung der Musiker, die neben dem Laufen noch Luft für die Blasinstrumente haben müssen. Ihn beeindruckte einmal mehr die Gastfreundschaft in den unterstützenden Ortschaften. Der Kontakt zu der Bevölkerung in den durchwallten Ortschaften sei wichtig, meinte er. In Schwanfeld hätten Kinder, die die Wallfahrt beobachteten gemeint: „Gell, ihr geht in Urlaub“. Aus 800 Seiten seines Textmaterials seien 200 Seiten zum Einsatz gekommen. Für ihn seien auf der Wallfahrt die drei „H“ wichtig: Hilfsbereitschaft, Herzlichkeit und Hartnäckigkeit.
Bevor die Besucher der Versammlung einen Film der Wallfahrt 1999 sehen und sich dabei wiedererkannten und Erinnerungen an inzwischen verstorbene Teilnehmer hatten, ergriff Dieter Simon für die Kirchenverwaltung das Wort. Sein Anliegen war die im November 2024 anstehende Neuwahl der Kirchenverwaltung. Die bisherigen Amtsinhaber wollen nach 18 oder 24 Jahren ihr Amt in neue Hände legen. Er informierte über die Aufgabe der Kirchenverwaltung, die normalerweise vier Mitglieder hat, mindestens aber aus zwei Personen besteht. Die wesentlichen Aufgaben sind die Verwaltung der Finanzen sowie die Verwaltung der baulichen Anlagen der Kirchengemeinde , die aus Kirche, Pfarrheim und Pfarrhaus bestehen. Auch die Pflege des Umfeldes der Gebäude zählt dazu.
Eigenständigkeit der Kirchengemeinde in Gefahr
Dass hier ein größtmöglicher Einfluss der lokalen Pfarrgemeinde und ihrer Mitglieder gewährleistet ist, erfordert eine funktionsfähige Kirchenverwaltung. Sollte diese nicht zustande kommen, würde die Kirchengemeinde ihre Eigenständigkeit verlieren. Wesentliche Aufgaben und Entscheidungen auch in finanzieller Hinsicht würden dann vom bischöflichen Ordinariat in Würzburg übernommen.
Um weiterhin Einfluss und Gestaltungsfähigkeit der Ramsthaler Kirchengemeinde zu erhalten, rufen die bisherigen Mitglieder der Kirchverwaltung dazu auf, sich für diese Aufgabe zur Verfügung zu stellen. Informationen gibt es bei den Ansprechpartner Bernhard Sixt und Dirk Rudolf.