Genau 50 Jahre ist es her, dass in Deutschland das erste Herz transplantiert wurde: Rudolf Zenker verpflanzte 1969 das Herz eines Unfallopfers. Der Empfänger starb jedoch einen Tag später: Erst bei der Obduktion stellte sich heraus, dass das Herz geschädigt war. Seitdem hat sich viel in der Medizin getan und die Lebenserwartung der Organ-Empfänger verlängert sich stetig. Für Aufsehen sorgte Extremsportler Elmar Sprink, der seit 2012 mit Spenderherz lebt und seitdem vier Mal ein Ironman-Rennen absolvierte.
"Ich kann fast wieder ein ganz normales Leben führen", berichtet Bernd Sachs, in dessen Brust seit dem 27. Dezember 2003 ein fremdes Herz schlägt. Die Leidensgeschichte des 52-jährigen Sulzthalers reicht lange zurück: Der gelernte Metzger arbeitete in der Industrie, als er mit Ende 20 eine starke Erkältung hatte. Er ließ sich ein paar Tage krank schreiben, als er wieder arbeitete, bekam er plötzlich nachts Schüttelfrost. Die Ärzte diagnostizierten zunächst eine Herzmuskel-Entzündung, später eine "dilatativen Kardiomyopathie", also eine krankhaften Erweiterung des Herzmuskels.
"Meine Herz-Leistung ging runter bis auf zehn Prozent", berichtet Bernd Sachs, und: "Wenn ich im Bett nur den Oberkörper aufrichtete, war's schon aus." Von Krankenhaus zu Krankenhaus sei er weitergereicht worden, schließlich landete er am Transplantationszentrum Erlangen. An die Zeit rund um die Operation erinnert er sich aber nur bruchstückhaft: Nach einem Schlaganfall mit Hirnblutung wurde er am Gehirn operiert. Die Folge war ein Gedächtnisverlust.
Maschine pumpte Blut um
Zunächst lebte er mehrere Monate mit einem künstlichen Herzen: "Er musste ständig die schwere Pumpe mit sich herum tragen, alle sechs Stunden mussten die Akkus gewechselt werden", erinnert sich Mutter Christa. Über zwei Schläuche in den Körper wurde das Blut umgepumpt. "Die ganze Familie war immer in Alarmbereitschaft, einer machte immer Telefondienst, weil wir ja noch keine Handys hatten." An Weihnachten 2003 kam dann der Anruf. Woher das Herz damals kam, weiß Bernd Sachs bis heute nicht: "Zum Spender kriegt man keine Informationen."
Nach der Transplantation standen harte Monate an: "Man muss ja alles erst wieder lernen, ich hatte jede Menge abgenommen und die Muskeln waren weg." Nach der Reha in Herzogenaurach sollte das Haus der Eltern ausgeräumt werden: keine Blumen, keine Tiere. Doch Bernd Sachs bestand auf Normalität, wagte sich irgendwann auch ohne Mundschutz in die Disco. Und hatte Glück: "Selbst Erkältungen stecke ich heute wie jeder andere weg." Bis heute muss er Medikamente nehmen, damit das Herz nicht abgestoßen wird, aber sonst fühle er sich wie neu geboren. Deshalb feiere er den 27. Dezember gleichberechtigt mit seinem eigentlichen Geburtstag, dem 27. März.
In der Familie Sachs haben alle einen Organspende-Ausweis, auch Bernd Sachs selbst: "Mein Herz geht nicht, auch die Nieren sind geschädigt, aber alles andere können sie nehmen", sagt der 52-Jährige. Schließlich verdanke er sein eigenes Leben auch einem Organspender . Und von seiner Zeit in Erlangen weiß er nur zu gut: "Viele überleben leider die Wartezeit auf ein neues Organ nicht." Aktuell warten laut Deutscher Stiftung Organtransplantation alleine 700 Menschen auf ein neues Herz.
Im Bundestag wird Ende des Monats erneut über die Organspende beraten. Die drei Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Bad Kissingen haben zwar alle einen Organspende-Ausweis, inhaltlich vertreten sie allerdings unterschiedliche Positionen: Ärztin Sabine Dittmar ( SPD ) hat als gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion sogar am Gesetzentwurf zur "doppelten Widerspruchslösung" mitgeschrieben. Wesentlicher Inhalt: Jeder Erwachsene ist Organspender , wenn er zu Lebzeiten oder die Angehörigen nach seinem Hirntod nicht widersprechen. "Ich halte es für zumutbar, dass man sich einmal in seinem Leben mit der Frage auseinander setzt und eine Entscheidung trifft", sagt Dittmar. Außerdem sei es moralisch fragwürdig, dass Deutschland deutlich mehr Organe aus dem Ausland beziehe, weil es dort diese Lösung gebe.
Wiederkehrende Entscheidung
Juristin Manuela Rottmann (Grüne) meldet trotzdem Zweifel an: Die Organspende sei eine "höchst persönliche Entscheidung", sagt sie und folgert: "Daher kann bloßes Schweigen in diesem Fall nicht als Zustimmung gewertet werden." Rottmann ist dafür, dass Erwachsene mindestens alle zehn Jahre, etwa beim Beantragen eines neuen Passes, nach ihrer Spendenbereitschaft gefragt werden.
Dorothee Bär ( CSU ) ist noch unentschieden: "Ich werde mir alle Vorschläge eingehend ansehen und abwägen." Wie alle Entscheidungen, bei denen es um Leben und Tod geht, sei das Thema "nicht in zwei Sätzen zusammenzufassen".
Man könnte auch in Ersthelferkursen ( Führerschein, etc.) intensiv darauf eingehen.
MfG