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Bad Kissingen
Sein Cousin ist jetzt König Charles
Prinz Eduard von Anhalt war gefragter Interviewpartner. Trotzdem stellte er sein neues Buch vor.
Gemeinsame auf dem Podium: Sigismund v. Dobschütz (r), Buchexperte und Kolumnist der Saale-Zeitung, liest einzelne Kapitel aus dem Buch. Prinz Eduard von Anhalt vertieft und hellt Hintergründe der Geschehnisse auf.       -  Gemeinsame auf dem Podium: Sigismund v. Dobschütz (r), Buchexperte und Kolumnist der Saale-Zeitung, liest einzelne Kapitel aus dem Buch. Prinz Eduard von Anhalt vertieft und hellt Hintergründe der Geschehnisse auf.
Foto: Werner Vogel | Gemeinsame auf dem Podium: Sigismund v. Dobschütz (r), Buchexperte und Kolumnist der Saale-Zeitung, liest einzelne Kapitel aus dem Buch. Prinz Eduard von Anhalt vertieft und hellt Hintergründe der Geschehnisse auf.
Werner Vogel
 |  aktualisiert: 11.11.2022 12:35 Uhr

Die Buchpräsentationen der Buchhandlung Seitenweise bekommt ausgerechnet durch einen traurigen Anlass eine besondere Bedeutung. Der lang ausgemachte Termin steht durch den Tod der englischen Königin Elisabeth am vergangenen Donnerstag plötzlich in Frage, weil der Autor der Lesung - Prinz Eduard von Anhalt - mit verwandtschaftlicher Nähe zum englischen Königshaus als royaler Gesellschaftsjournalist gefragter Interviewpartner ist. Aber er steht zu seinem Wort gegenüber Claudia Bollenbacher, der Büchereichefin und kommt zur Präsentation bei "Faber Treff am Füllbacher Hof". Und mit ihm kommt der Cousin des Königs.

"Keine Frau mehr verehrt als die Queen"

Der Prinz beginnt seine Lesung auch mit warmer Sympathie für die Queen , sieht deren Ableben in einem sehr persönlichen, seinem Stand geschuldeten Licht. "Ich habe keine Frau mehr verehrt als die Queen ", beginnt er und begründet seine Hochachtung mit ihrer Persönlichkeit, die über Allem in England gestanden und das Land zusammengehalten habe.

Ihre Pflichterfüllung bis zur letzten Stunde habe das noch einmal gezeigt und "einen besseren Abgang kann man sich gar nicht wünschen für jemanden, den man gerne hat".

Freude über neuen König

Für das Wesen der Monarchie sei dieser Tag gleichwohl auch eine Freude, denn, ja - es gibt einen neuen König. Der heißt Charles III. und an dessen Wohltätigkeitsveranstaltungen, sozialen, ökologischen und staatsbürgerlichen Projekten hat Prinz Eduard schon öfter teilgenommen, ist von Charles auch schon "Cousin" genannt worden.

Der Askanierprinz beschreibt dezent und mit einfühlsamen Worten, was der Volksmund mit "Der König ist tot, es lebe der König" meint.

Ausgewogene Betrachtungsweisen, zurückhaltende Formulierungen und eine gepflegte Sprache prägen auch das Buch , das er geschrieben hat. Es ist seine ganz persönliche Geschichte im Hause Askanien, vor dem Hintergrund eines hochadeligen Geschlechts, das seit dem 11. Jahrhundert historisch nachweisbar ist, dessen Stammburgen Aschersleben, Ballenstedt, Bernburg und Anhalt das heutige Land Sachsen-Anhalt geprägt haben.

Er schildert sowohl die Vorzüge der Monarchie - "in der Zeit galt Deutschland als Land der Dichter und Denker" - meint aber auch, dass diese Staatsform an sich selbst gescheitert ist. Seit 1863 existiert nur noch die Dessauer Linie der Askanier, die aufgrund der Novemberrevolution im Jahr 1918 ihren Thronverzicht im Herzogtum Anhalt erklärte und deren Familienoberhaupt seit 1963 eben Eduard Prinz von Anhalt ist.

Buchabschnitte und Interpretation

Besondere Spannung erhält die Lesung, weil Sigismund von Dobschütz - ausgewiesener Kenner des Genres mit regelmäßiger Buchvorstellung in dieser Zeitung - Textabschnitte vorliest, deren Geschehnisse der Prinz dann noch einmal farbig umschreibt und die Hintergründe dazu aufhellt.

Buchhändlerin Claudia Bollenbacher lässt es sich nicht nehmen, diese Region den erwartbar älteren, überwiegend weiblichen Besucherinnen und einigen Besuchern wärmstens zu empfehlen. Claudia Bollenbacher weist auf die eindrucksvollen Burgen, großartige romanische Bauwerke wie etwa die Kirche von Gernrode, das Unesco Weltkulturerbe Landschaftspark Dessau-Wörlitz, oder die wegweisenden Gebäude der Bauhausarchitekten hin.

Die Schilderungen des Prinzen, als Kleinkind den Krieg zu erleben, mit abenteuerlicher Flucht, wunderbarer Errettung durch "barmherzige russische Offiziere" ausgerechnet am Jahrestag der Oktoberrevolution, die Erfahrungen im Lager Friedland, fesseln die Zuschauer ebenso wie die Schilderung von Zerwürfnissen, Intrigen und dem Bedeutungsverlust des Adels, den nicht nur die Askanier in diesem "verfluchten Jahrhundert" akzeptieren müssen.

Autogrammstunde

Gerne signierte Prinz Eduard dann noch die Bücher und beantwortete geduldig alle Fragen. Einige der älteren Besucherinnen hatte besonders die Schilderung zur Flucht berührt, weil sie ähnliches selbst erlebt hatten.

Das verfluchte Jahrhundert von Eduard von Anhalt, Herausgeber Lange-Müller (ISBN 978-3-7844-3605-0), 400 Seiten, 24 Euro

 
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