Im August 2024 hatte Hubert Ziegler das zweite Outing seines Lebens: Der Nüdlinger offenbarte, dass er hinter dem Alias-Namen „Orlando Stein“ steckt. Und als Orlando Stein schreibt der Chef der Nüdlinger Gemeindebücherei Romane. Seine Helden sind wie er schwul . Jetzt feiert er eine Entscheidung, die ihn sehr glücklich macht: Sein Debüt wurde preisgekrönt.
WSQ, „Wir schreiben queer“, hat den Wettbewerb organisiert. Die Leserinnen und Leser haben nun den Roman „Bulle und Finn“ auf den ersten Platz in der Kategorie „Queer Crime“ gewählt. „Ich bin überwältigt“, freut sich der 61-Jährige.
Schon die Nominierung überraschte ihn
Die Plattform WSQ will queere Sichtbarkeit herstellen, besonders in der Literatur. „Glücklicherweise sind die Zeiten vorbei, in denen ich schüchtern in kleinen Buchhandlungen nach schwuler Literatur fragen musste“, erinnert sich der Büchernarr. Dass er jetzt als Newcomer überhaupt nominiert wurde, hat ihn schon überrascht. „Schon allein die Tatsache, dass ich mit meinem Buch in die letzte Runde gekommen bin, hat mich sehr glücklich gemacht.“
Als dann feststand, dass er in der Kategorie gewonnen hatte, war die Freude übergroß. Doch bei allem Glück, das er derzeit empfinde, mache er sich auch Sorgen. „Ich merke, dass in der queeren Gemeinschaft viel Angst herrscht.“ Er wirft einen Blick in die USA, wo Präsident Donald Trump per Dekret bestimmt hat: Es gibt nur zwei Geschlechter.
Sorge um Rechte für Homosexuelle
„Unsere Sorge ist, dass wir jetzt auch wieder Rechte verlieren werden, die wir uns mühsam erkämpft haben, beispielsweise die Ehe für alle.“ Nicht zuletzt eine Äußerung von Friedrich Merz , Kanzlerkandidat der Union, im TV-Duell mit Olaf Scholz befeuert das Unwohlsein: „Er sagte, er könne Trumps Entscheidung nachvollziehen.“
US-amerikanische Verhältnisse sieht Ziegler in Deutschland nicht, „noch nicht“. „Wir haben in Deutschland andere Voraussetzungen, andere Gesetze, aber die Verunsicherung ist groß.“
„Viele haben jahrelang gekämpft, dass Homosexuelle und andere queere Menschen ein freies Leben führen können. Dass sich jetzt jeder Schwulen-Literatur im Netz bestellen oder im Buchhandeln kaufen kann, ist toll – wollen wir das verlieren? Diese Frage stellen sich derzeit viele.“
Der Angst gegenüber steht aber auch mindestens eine Begebenheit, die Hubert Ziegler sehr gefreut hat: Er durfte beim Neujahrsempfang aus seinem Krimi vor großen Publikum eine Leseprobe geben. „Allerdings als Autor Orlando Stein und nicht als Bibliotheks-Leiter, die Trennung ist mir sehr wichtig“, sagt Hubert Ziegler.
Hubert Ziegler zitiert Margot Friedländer
Während der Veranstaltung habe Landrat Thomas Bold ( CSU ) die Bedeutung der Demokratie hervorgehoben. Hubert Ziegler: „Das war gut, das war wichtig. Dennoch werden in der Welt derzeit Entscheidungen getroffen, die nicht von Menschlichkeit geprägt sind. Deshalb ist es so wichtig, was die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer sagt: „Wir sind alle gleich – es gibt kein christliches, muslimisches, jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Ihr habt alle dasselbe. (…) Seid doch Menschen!“ – daran sollten wir uns immer erinnern.“
Hubert Ziegler bleibt dem Schreiben weiter treu. So eben ist sein neuer Roman „Shadow Sphere: Maxim – Der Wolf“ unter dem Namen Orlando Stein im Verlag „dead soft“ erschienen.
