
Das Schicksal meint es auch mit Tieren nicht immer gut: Die kranken, die schüchternen und die auffälligen Hunde haben es viel schwerer als andere Artgenossen, ein neues Heim zu finden. Manchmal sind sie auch einfach nicht schön genug, entsprechen nicht dem Idealbild vom besten Freund des Menschen.
Nach Unfall Hinterbeine gelähmt
Im Tierheim Wannigsmühle kennt man diese Schicksale nur zu gut. Solche Hunde sind schwer vermittelbar, warten oft jahrelang darauf, dass ihnen jemand eine Chance gibt. So wie Smutje. Seit einem Unfall sind seine Hinterbeine gelähmt. Doch das stört den zweijährigen Terriermischling nicht - oder fast nicht. "Smutje ist unkompliziert und total verspielt", sagt Luci Schröder, die stellvertretende Leiterin des Tierheims Wannigsmühle.
Mit Rolli unterwegs
Als Smutje im Juli vergangenen Jahres abgegeben wurde, konnte er sich nur mit den Vorderbeinen mühsam voranschleppen. Das Tierheim sorgte dafür, dass Smutje wieder Gassi gehen kann.
Mit seinem eigens angefertigten Rolli kann er "fast wie normale Hunde über Stock und Stein gehen", freut sich Luci Schröder. Bald sind neue Reifen fällig, denn das Profil hat der aus Rumänien stammende "Zweibeiner" bei seinen häufigen Spaziergängen schon fast abgefahren.
Der einzige Bewerber sprang ab
Hunde wie Smutje haben wenig Chancen, eine neue Familie zu finden. Trotzdem geben die Leute vom Tierheim die Hoffnung nicht auf. Einmal habe sich sogar ein Interessent gemeldet. Doch nachdem die Pflegerinnen und Pfleger ihm klargemacht hatten, wie viel Arbeit Smutjes Betreuung im Alltag macht, entschied er sich dagegen.

Denn auch wenn der Terriermischling mit seiner Gehhilfe fröhlich durch die Landschaft stapft, gibt es Einschränkungen. "Er versucht, sauber zu sein", sagt Luci Schröder. Aber immer klappt das nicht. Darüber müssen sich die neuen Besitzer im Klaren sein. Auch das An- und Abschnallen des Rollis ist nicht einfach. Zwei Personen müssen das 25 Kilogramm schwere Tier halten und tragen.
Maya hat eine Futtermittelallergie

Die zwölfjährige Maya kann zwar laufen, hat aber für eine Vermittlung trotzdem schlechte Chancen. Ihre Allergie gegen verschiedene Futterarten ist eine tägliche Herausforderung. Die Pflegerinnen müssen dem Terriermischling ein speziell abgestimmtes Fresschen zubereiten. "Pferdefleisch mit Kartoffeln verträgt sie gut", weiß die stellvertretende Tierheimleiterin. Der ausgeprägte Jagdtrieb der Hündin erfordert außerdem viel Erfahrung im Umgang mit Hunden.
Trotzdem konnte Maya schon einmal vermittelt werden. Im Jahr 2016 fand sie ein neues Zuhause. Doch vier Jahre später zog sie wieder im Tierheim Wannigsmühle ein. Die Besitzer konnten sich aus Krankheitsgründen nicht mehr um Maya kümmern.
Emma mit starkem Schutztrieb

Die Schäferhündin Emma ist ein wunderschönes Tier. Doch sie lebt schon seit 2018 im Tierheim Wannigsmühle. Sie bellt laut und springt wild am Gitter ihres Zwingers hoch, wenn sich ein Besucher nähert. Ein Tierpfleger muss Emma deshalb für das Foto an der Leine halten. Ihr ausgeprägter Schutztrieb macht eine Vermittlung sehr schwierig.
Bubi frisst Decken

Hütehund-Mix Bubi ist ein richtiges Powerpaket. Mit seinem geschätzten Alter von zwei bis drei Jahren ist er für eine Vermittlung eigentlich gut geeignet. Die Vorbesitzer haben ihn im Juni dieses Jahres abgegeben, nachdem er zweimal notoperiert werden musste. Bubis Problem: Er frisst Decken. "Das kann an Unterforderung liegen, aber genau weiß man das nicht", sagt Luci Schröder. Nachts muss Bubi einen Maulkorb tragen, damit er die für ihn lebensgefährliche Marotte nicht ausleben kann.
Klein Leo ist ein Angsthund

Klein Leo hat viele gute Seiten: Er ist stubenrein, fährt gerne im Auto mit und kann auch mal ein paar Stunden alleine bleiben. Doch der ängstliche Schäferhund-Spitz-Mix kann auch anders. Gegenüber Menschen und Artgenossen wird er schon mal bissig. Er lebt seit 2022 in der Wannigsmühle und hat vermutlich in seiner Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Kinder sollten in Klein Leos neuem Zuhause definitiv nicht leben, rät das Tierheim. Viel Erfahrung mit Angsthunden ist ein Muss.
Milo ist ein Sturkopf

Russell-Tibet Milo ist ebenfalls etwas eigensinnig. Der neunjährige Rüde lebt seit Ende vergangenen Jahres im Tierheim Wannigsmühle. Er war schon mal vermittelt und kam zurück. Milo braucht erfahrene Hundehalter, die ihn souverän führen können und bei Problemen nicht gleich aufgeben. Denn er kann ganz schön stur sein, wenn es nicht nach seinem Kopf geht. Wenn er aber mal Vertrauen gefasst hat, ist er sehr anhänglich und verschmust.
30 Hunde und 180 Katzen
Das Tierheim Wannigsmühle ist das ganze Jahr über voll belegt. 120 Katzen leben im Haus, 60 weitere Samtpfoten sind Freigänger, kommen aber regelmäßig auf das Gelände zurück.
Die Mitarbeiter des Tierheims beobachten, dass zurzeit mehr Hunde abgegeben werden. "Das ist wohl eine Nachwirkung der Corona-Zeit", sagt Luci Schröder. Damals hätten sich viele Leute Hunde angeschafft, auch große Rassen und Hütehunde. "Mit der Zeit haben die Menschen gemerkt, dass sie mit diesen Tieren nicht umgehen können", sagt Luci Schröder. Sie arbeitet seit 2014 im Tierheim Wannigsmühle, hat dort auch ihre Ausbildung zur Tierpflegerin absolviert.

Schöne und traurige Geschichten
Sie kennt deshalb die Hintergründe fast aller Vierbeiner, die in ihrer Einrichtung leben: die traurigen Schicksale und die schlimmen Erfahrungen, die sie oft gemacht haben. Und die Geschichten mit einem Happy End. Vielleicht hat das Schicksal ja auch für Smutje, Maya, Emma, Bubi, Klein Leo und Milo ein glückliches Ende parat. Zu wünschen ist es ihnen allemal.
Weitere Informationen über Hunde und Katzen, die auf ein neues Zuhause warten, gibt es stets aktuell auf der Webseite des Tierheims Wannigsmühle.
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