Während viele Menschen mit den Festvorbereitungen unter Corona-Bedingungen hadern, haben Schuchardts in Schwärzelbach (Landkreis Bad Kissingen) viel größere Sorgen. Es war lange unsicher, ob der größte Wunsch von Tochter Lisa in Erfüllung geht: Das Fest daheim im Kreise der Familie zu feiern.
Nun scheint es sich so zu fügen. Aber bis vergangenen Freitag war das noch unklar. Die Zehnjährige musste zur Chemotherapie noch Würzburg. Immerhin hat ihr Körper die Folgen so gut weggesteckt, dass sie am Montag dieser Woche wieder nach Schwärzelbach konnte.
Leben von Tag zu Tag
Nach Kräften soll nun ein frohes Fest gefeiert werden, um etwas Licht in die schwierige Zeit zu bringen. "Wir leben von Tag zu Tag", beschreibt Mutter Katharina Schuchardt die familiäre Situation. Wie das ausgeht, kann noch niemand mit Gewissheit sagen. Seit dem Sommer dauert der Ausnahmezustand an.
Wie schnell sich das Leben änderte, mag man sich kaum ausmalen. Lisa war sportlich, engagierte sich mit ihren Freundinnen gerne beim Gardetanz der Faschingsgemeinschaft und hüpfte auf dem Trampolin. Heute ist sie nur ein Schatten ihrer selbst. An den Besuch der Schule ist gar nicht zu denken. Die Mittelschule in Hammelburg, an die sie zum vergangenen Herbst wechseln sollte, hat sie seitdem nicht gesehen.
Auch, wenn ihr manchmal die Decke auf den Kopf fällt, versprüht sie Zuversicht beim Zeitvertreib mit Malen und Kartenspielen. Halt geben ihr Schwester Lara (13) und ihr neuer Papa Andreas Gunkel, auf den sie sich besonders stolz zeigt.
Notoperation in Würzburg
Angefangen hatte der Leidensweg relativ unscheinbar mit Kopfschmerzen. "Alle haben auf Migräne getippt", erinnert sich die Mutter zurück. Ursachen konnte sich niemand erklären. Ende Juli eskaliert die Situation. Lisa kann sich immer schlechter bewegen, ist plötzlich halbseitig gelähmt.
Erst Ärzte an der Kinder-Uniklinik in Würzburg erkennen mittels MRT den Ernst der Lage. Es musste ganz schnell gehen. Der Diagnose folgt eine Notoperation tags darauf. Der Grund: Lisa hatte einen bösartigen Hirntumor, der schon auf Golfball-Größe angewachsen war. Die Operation kam gerade noch rechtzeitig. Ein paar Tage später wäre es wohl zu spät gewesen, sagt Katharina Schuchardt heute.
Oft im Krankenhaus
Doch der Eingriff war nur ein kleiner Schritt auf dem bisherigen Leidensweg. "Wir waren viel im Krankenhaus", sagt die Mutter. Eine erste Chemotherapie vertrug Lisa schlecht. Sie musste danach für zwei Wochen ins Krankenhaus zurück. Das brachte auch existenzielle Sorgen für die ganze Familie. Katharina Schuchardt hat seit der schlimmen Diagnose nicht mehr gearbeitet und ihren Ausfall als Zimmermädchen bei den Heiligenfeld-Kliniken in Bad Kissingen zum Teil mit Urlaub überbrückt.
Unterdessen wurde die Lage immer dramatischer. Lisa magerte ab, wog dann nur noch 20 Kilogramm. Zur Verlegung einer Magensonde musste sie erneut mehrere Tage ins Krankenhaus. Insgesamt acht Chemotherapien stehen bis August 2021 an. Nach Komplikationen beim ersten Mal mit Entkräftung und Übelkeit immer mit der bangen Frage, wie gut der Körper von Lisa damit klar kommt.
Bislang spielte sich der Kampf von Schuchardts coronabedingt weitgehend im Verborgenen ab. Einzelunterricht daheim durch eine dafür abgestellte Lehrkraft ist nicht möglich. Gelegentlich bringen Mitschüler Arbeitsblätter vorbei.
Immunsystem ist geschwächt
Doch wegen ihres geschwächten Immunsystems muss Lisa sehr vorsichtig sein. Selbst Kater Felix kann sie nur indirekt begegnen, wenn er sich von außen sehnsuchtsvoll an die Scheibe drückt und sie ihn von innen symbolisch streichelt.
Zu den gesundheltlichen Nöten kommen finanzielle Sorgen. Denn manche Therapien werden nicht von der Krankenkasse getragen, bedauert Katharina Schuchardt. So könnte eine Reittherapie dabei helfen, den Gleichgewichtssinn voranzubringen.
Spendenaktion gestartet
Inzwischen zeichnet sich Hilfe ab. Über Lisas Schwester an der Realschule in Hammelburg erfuhr die Tochter von Daniel Lohfink (Ramsthal) von den Leiden. "Da muss man etwas machen", sagt er. Um der Familie eine Perspektive zu geben, rief er eine Spendenaktion ins Leben, die inzwischen erfolgreich angelaufen ist. Um die Betroffenheit publik zu machen, brauchte es jedoch eine gewisse Überzeugungskraft. "Wir stehen nicht so gerne in der Öffentlichkeit", gibt Katharina Schuchardt anfangs auch gegenüber der Zeitung zu bedenken.
Doch durch die Aktion schöpft sie inzwischen wieder Mut. Auch im Rathaus stößt der Aufruf auf offene Ohren. "Wir sollten das als Gemeinschaft unterstützen", findet Bürgermeister Florian Atzmüller, der erst kürzlich von der Notlage erfuhr. Er spürt Solidarität auch in seinem Team in der Verwaltung.
Weitere Spenden sind willkommen. Dafür ist bei der VR Bank Hammelburg ein Sonderkonto mit der IBAN DE 34 7906 50280001 4605 95 eingerichtet.