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Münnerstadt
Münnerstadt: „Schutzgemeinschaft" warnt vor Windrad-Brummen
Vereinsvertreter berichten bei einer Infoveranstaltung im Hotel Tilman über ihre Erfahrungen. Die Initiative ging von einer betroffenen Frau aus.
Windkraft und ihre Gefahren sind Thema eines Infoabends       -  Windkraft und ihre Gefahren sind Thema eines Infoabends
Foto: Dieter Britz | Windkraft und ihre Gefahren sind Thema eines Infoabends
Dieter Britz
 |  aktualisiert: 28.06.2024 02:47 Uhr

Eine größere Zahl von Windrädern ragt in Münnerstadt selbst und den umliegenden Gemeinden in den Himmel und es sollen noch mehr werden. Um die 18 sollen in absehbarer Zeit im Bildhäuser Forst entstehen. „Diese Windkrafttechnik ist auf Lügen aufgebaut und wird scheitern“ prophezeit jedoch Reinhard Hollenhorst, der Stellvertretende Vorsitzende der „Deutschen Schutz-Gemeinschaft Schall für Mensch und Tier e.V." (DSGS).

Schutzgemeinschaft warnt vor Windenergie-Anlagen

„Wir warnen schon alle, die Geld in die Windenergie investieren. Wir warnen Banken, hier weiter zu finanzieren, wenn die Windräder nachher stillgelegt werden müssen“, ergänzt Peter P. Jaeger, der Vorsitzende des 140-Mitglieder-Vereins mit Sitz in Kreuzau (Kreis Düren in Nordrhein-Westfalen). Der Verein hatte zu einer Infoveranstaltung ins Hotel Tilman eingeladen, zu der etwa 45 Frauen und Männer kamen.

Gefahr für Mensch und Tier geht nach Ansicht dieser Windkraftgegner durch den Infra-Schall aus, den die Windräder erzeugen. Es gibt aber auch andere Quellen für unliebsamen bis angeblich gefährlichen Infraschall. In erster Linie wurden hier Wärmepumpen genannt.

Betroffene hört seit sechseinhalb Jahren Brummen

Die Schutzgemeinschaft traf sich auf Initiative einer betroffenen Frau, die im hiesigen Raum wohnt und selbst Mitglied ist, in Münnerstadt. Sie berichtete, dass sie seit sechseinhalb Jahren Beschwerden hat. Sie höre ein „leises, brummendes Geräusch, wie Folter“ und fühle sich „wie gerädert“. Sie sei 21 Wochen in Spezialkliniken gewesen, „aber keiner hat mir abgenommen, dass ich die Windräder höre und spüre. Ich kann seit sechseinhalb Jahren nicht mehr schlafen.“

Peter P. Jaeger betonte: „Wir sind kein Anti-Windkraftverein“. Rund 20 bis 30 Prozent der Menschen würden auf Infra-Schall reagieren. Er selbst habe seine Symptome zunächst auf eine Papierfabrik und Wärmepumpen in der Nachbarschaft zurückgeführt. Doch dann habe sich herausgestellt, dass die Quelle des Infra-Schalls ein Windrad im drei Kilometer Entfernung sei. Je nach Windstärke und -richtung seien bei ihm die Symptome stärker oder schwächer gewesen. Das habe ihn veranlasst, gemeinsam mit weiteren Betroffenen die DSGS zu gründen. Er habe auch schon die Kripo im Haus gehabt, „die dachten, ich bin ein Querdenker“.

„Folterähnlicher Zustand und Körperverletzung"

Jaeger berichtete, dass die Schwingungen des Infra-Schalls auch viele Kilometer weit über den Erdboden übertragen werden könnten. Er präsentierte auch die Ergebnisse einer Umfrage unter 40 Betroffenen. Ein Hausarzt habe zum Beispiel „Einbildung“ festgestellt; ein Psychiater empfahl mehrere Monate Aufenthalt in einer Klinik. Ein weiterer Hausarzt hielt Infra-Schall für Hokuspokus; ein Kardiologe und ein Facharzt hätten dringend geraten, aus der Region wegzuziehen.

Bei 28 Prozent der Befragten sei ein "Pulsieren und Rauschen" das Symptom gewesen, bei 18 Prozent nur Rauschen, bei jeweils 15 Prozent Pulsieren oder Brummen. Unter anderem seien Schlafstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Ohrendruck und Konzentrationsprobleme aufgetreten. Bei 28 Prozent sei die Schallbelastung als „Belästigung plus folterähnlicher Zustand plus Körperverletzung" empfunden worden.

Symptome verschwinden bei Reisen in Regionen ohne Windräder

Alle Befragten gaben danach an, die Symptome seien verschwunden, wenn sie auf Reisen in Regionen ohne Windräder gehen oder wenn die Anlagen abgeschaltet sind. Der ehemalige ÖDP-Bürgermeister und Kreisrat Waldemar Bug (Burkardroth) allerdings zweifelte an, dass mit nur 40 Teilnehmern an dieser Umfrage solche Aussagen getroffen werden könnten. Auf eine Bemerkung von Bug meinte Jaeger: „Wir müssen mit allen reden, auch mit der AfD ".

Reinhard Hollenborst als Stellvertretender Vorsitzender und Gründungsmitglied des Vereins hatte als Thema: „Was tun, wenn der Bau von Windrädern oder anderen technischen Anlagen droht?“ Um später gegebenenfalls Schadensersatzansprüchen gegen die Gemeinde oder dem Betreiber stellen zu können, empfahl er, den Gesundheits-Zustand in regelmäßigen engen Abständen zu dokumentieren und auch vom Arzt bescheinigen zu lassen. Denn er ist der Meinung: „Wenn Sie also demnächst in der Nähe von Windrädern leben müssen, nehmen Sie damit unfreiwillig an einem medizinischen Großversuch teil.“

So wird Infra-Schall definiert

Was ist Infra-Schall? Er wird definiert als Schall unterhalb von 16, manchmal auch 20 Hertz. Ein Bass hat eine Frequenz von 16 bis 150 Hertz. Sehr tiefe Töne kann das menschliche Ohr nicht wahrnehmen. Wo allerdings die genaue Grenze liegt, ist individuell verschieden. In den Diskussionen geht es um gepulsten Infra-Schall, aber das wird selten explizit erwähnt.

 

Mehr zu den geplanten Windanlagen im Bildhäuser Forst lesen Sie hier:

 
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