Im Rahmen des bayerischen Förderprogramms „75 Jahre Staatsgründung Israel – bayerisch-israelische Jugendbegegnungen 2023/2024“ wird bayernweit durch zahlreiche Veranstaltungen und Begegnungen an die gemeinsame Geschichte erinnert. Dem Jack-Steinberger-Gymnasium ist es gelungen, aus diesem Fördertopf Mittel für einen neuen Schüleraustausch zu bekommen.
Gegenbesuch im November
Dank zusätzlicher finanzieller Unterstützung und Vermittlung durch den deutschen Verein „Kinder- und Jugend-Aliyah“ in Frankfurt konnten sieben Schüler aus dem Jugenddorf Ben Schemen ( Judäa ) in Bad Kissingen begrüßt werden. Ein Gegenbesuch ihrer gymnasialen Gastgeber ist im November geplant.
Kein Eigenanteil zu bezahlen
Anders als bei den bisherigen Begegnungen mit dem Partnerlandkreis Tamar, bei denen die Schüler einen Eigenanteil zu bezahlen haben, werden bei diesem Austausch 80 Prozent der Kosten vom Land Bayern finanziert, die restlichen 20 Prozent übernimmt der Verein „Kinder- und Jugend-Aliyah“, der vor 90 Jahren im Januar 1933 von der jüdischen Widerstandskämpferin Recha Freier (1892-1984) in Berlin gegründet wurde, um jüdische Kinder vor der wachsenden Bedrohung des Nazi-Regimes zu retten. „Aliyah“ bedeutet im Neuhebräischen „Aufstieg“ oder „Wallfahrt“ und steht hier für die Einwanderung ins gelobte Land Israel.
Die Geschäftsführerin des Vereins, Pava Raibstein, berichtete bei ihrer Begrüßung in der Aula des Gymnasiums über Aufgaben und Ziele des Vereins sowie der israelischen Jugenddörfer. Demnach ist der Verein das größte jüdische Kinderhilfswerk und weltweites Vorbild für die Integration von Neuzuwanderern sowie der Betreuung sozial bedürftiger Kinder . „Aliyah“ unterstützt gezielt Projekte in 200 über Israel verteilten Jugenddörfern, in denen insgesamt 22.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren Geborgenheit und ein Zuhause finden.
Eines der ältesten Jugenddörfer
Das Kinder- und Jugenddorf Ben Shemen, aus dem die sieben Gäste des Jack-Steinberger-Gymnasiums im Alter zwischen 15 und 17 Jahren kommen, ist eine bereits 1927 von dem aus Berlin stammenden jüdischen Arzt und Pädagogen Siegfried Lehmann (1892-1958) gegründete und viele Jahre auch von ihm geleitete landwirtschaftliche Siedlung in Judäa , nicht weit von der arabischen Stadt Lydda entfernt. Raibstein: „Es ist eines der ältesten Jugenddörfer in Israel.“
Raibstein wünschte den jungen Gästen einen interessanten Aufenthalt „bei ihnen völlig unbekannten Menschen, um Gemeinsamkeiten zwischen Deutschen und Israelis feststellen zu können.“
„German Lifestyle“
In der kommenden Woche sollen sie das Leben in Deutschland und den „German Lifestyle“ kennenlernen. In Anspielung auf das geplante Sportprogramm meinte sie, Mountainbiking sei besonders förderlich für Körper, Geist und Seele. „Radfahren ist gut für alles.“
Das Gymnasium hat für die jungen Israelis und ihre gleichaltrigen Gastgeber der schuleigenen Mountainbike-Gruppe neben gelegentlichem Besuch des Unterrichts vor allem eine dreitägige Radtour durch die Rhön und eine eintägige Kanufahrt auf der Saale von Bad Kissingen bis zur Trimburg geplant. „Nicht die Schule, sondern der Sport soll in dieser Woche im Vordergrund stehen“, meinte dazu Oberstudiendirektor Markus Arneth, Schulleiter des Bad Kissinger Gymnasiums.
Beitrag zur internationalen Verständigung
Er dankte Raibstein für ihre Initiative – „Sie hat den Stein ins Rollen gebracht und bei mir offene Türen gefunden.“ – und ihre Vermittlung dieses ersten Treffens in der Hoffnung auf eine Fortsetzung. „Dieser Austausch ist ein Beitrag zur internationalen Verständigung und zur friedvollen Zusammenarbeit in der Zukunft.“
Nachdem der Schulleiter seine Begrüßung auf Englisch gehalten hatte, sah sich der stellvertretende Landrat Gotthard Schlereth gezwungen, sein vorbereitetes Manuskript beiseite zu legen und seine Willkommensgrüße ebenfalls auf Englisch zu sprechen.
Klimawandel ein globales Problem
Auch Schlereth begrüßte den zusätzlich zur Partnerschaft mit Tamar aufgenommenen neuen Schüleraustausch und bezeichnete ihn als ein wichtiges Projekt, dem jede Unterstützung gebührt – gerade in Zeiten der Gefährdung der Demokratie durch rechtsgerichtete Kräfte und Populisten. Aber nicht nur in politischer Hinsicht, sondern auch wegen des globalen Klimawandels sei eine internationale Verständigung und Zusammenarbeit erforderlich.
Als Repräsentant der Stadt betonte auch zweiter Bürgermeister Anton Schick die Bedeutung des Jugendaustausches als bestes Mittel zur gegenseitigen Verständigung und um den Frieden in der Welt zu bewahren. „Heute ist ein guter Tag für euch und ein guter Tag für Bad Kissingen .“
In Kontakt bleiben
Schick drückte seine Hoffnung aus, dass die Jugendlichen aus Ben Schemen und ihre gleichaltrigen Gastgeber nach diesem Besuch in Kontakt bleiben. „Dank der sozialen Medien ist dies heute viel einfacher als zu meiner Schulzeit, als man noch Briefe schreiben und wochenlang auf Antwort warten musste.“
Er wünschte sich, dass die Jugendlichen nach ihrer Rückkehr von einer herzlichen Aufnahme in Bad Kissingen berichten können und dass die Kissinger Schüler im November in Israel ebenso herzlich aufgenommen werden.
Erst kürzlich waren Schülerinnen und Schüler aus dem Partnerlandkreis Tamar in Bad Kissingen: