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Bad Kissingen
Schott hoch, Pumpe an: So funktioniert die historische Solehebemaschine in Bad Kissingen
Die historische Freipumpe an der Unteren Saline war jahrelang defekt - trotz Generalsanierung 2015. Jetzt hat die Staatsbad verschlissene Rückschlagkappen in den Zylindern getauscht und die Kolben neu abgedichtet. Kosten: 24 000 Euro.
André Fuchs öffnet einen Schacht über dem Triebwerkskanal. Dort befinden sich das Schott und die 35 PS starke Turbine. Benedikt Borst       -  André Fuchs öffnet einen Schacht über dem Triebwerkskanal. Dort befinden sich das Schott und die 35 PS starke Turbine. Benedikt Borst
| André Fuchs öffnet einen Schacht über dem Triebwerkskanal. Dort befinden sich das Schott und die 35 PS starke Turbine. Benedikt Borst
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 17.08.2022 16:25 Uhr

Langsam bewegt André Fuchs die Kurbel. Unter ihm, im Innern der historischen Freipumpe , spannt sich ein Seil, welches das Schott aus dem Triebwerkskanal nach oben zieht. Schäumend strömt Wasser aus der Saale in den Kanal ein und rauscht durch die im Durchmesser zwei Meter große Turbine . Die 32 jeweils 30 Zentimeter großen Schaufeln der Turbine setzen sich in Bewegung und treiben das mannshohe Zahnrad, die Pleuel und die Kolbenstangen an - die 1848 errichtete Maschine läuft.

Sofort ist oben ein Gurgeln und Blubbern zu hören. "Das sind die Kolben, die das Wasser ansaugen. Die alten Kollegen haben immer gesagt, dass die Maschine schnauft", erklärt Fuchs. Der gelernte Installateur und Heizungsbaumeister arbeitet inzwischen im Gebäudemanagement der Staatsbad Bad Kissingen GmbH und kümmert sich unter anderem um die Wartung und den Betrieb ddes Industriedenkmals an der Unteren Saline.

Dichtungen aus Spezialleder

Jeden Dienstag nimmt er sie morgens um zehn Uhr in Betrieb. Vorher überprüft der Techniker die beweglichen Teile und fettet sie ein. Danach befüllt er mit einer separaten elektrischen Pumpe die acht Kolben der Anlage mit Wasser, quasi als Starthilfe dafür, dass die Kolben später von allein Wasser ansaugen können. "Wenn die Freipumpe erst einmal angesaugt hat, ist die Tauchpumpe überflüssig", sagt er. Dann bewegt sich die 172 Jahre alte Maschine rein mit Wasserkraft.

Jahrelang stand die Anlage wegen eines Defektes still - und das, obwohl der Freistaat sie erst 2015 für 160 000 Euro generalsaniert hatte. Vor drei Wochen nahm die Staatsbad GmbH die Pumpe wieder öffentlich in Betrieb. Im Frühjahr hatte ein Mühlenbauer die Defekte repariert. " Bauteile , die altersbedingt verschlissen waren, haben wir jetzt ausgetauscht", berichtet Fuchs.

Zum einen wurden die Dichtungen an den acht Kolbenpumpen überarbeitet. Zum anderen mussten die Rückschlagkappen in den Zylindern komplett erneuert werden. Bei den neuen Rückschlagkappen handelt es sich um Spezialanfertigungen aus Edelstahl. An den Dichtflächen kommt ein Spezialleder zum Einsatz, keine Gummidichtung. "Aus denkmalpflegerischer Sicht ist das von Vorteil, weil es früher auch schon aus Leder war", sagt der Techniker . 24 000 Euro hat sich die Kurverwaltung die Reparatur kosten lassen.

Umfangreiches Leitungssystem

Früher wurde die Freipumpe für den Gradierprozess benötigt. Sie pumpte frisch geförderte oder bereits angereicherte Sole in das obere Leitungssystem des Gradierwerks, welches wiederum die Sole zu den Rieselhecken führte.

Außerdem versorgte die Freipumpe das Solereservoir in der Salinenstraße und brachte Süßwasser aus dem Schmückenbrunnen hinter dem Bismarck-Denkmal zum ehemaligen Salinenbad und zur alten Kurwäscherei.

Heute: Trinkwasser statt Sole

Die Freipumpe hat heute ihre Funktion verloren. Das Salinenbad ist seit 1965 abgerissen, das Salzhaus und die Kurwäscherei werden schon lange nicht mehr genutzt. Der Gradierbau wurde 1994 abgerissen und nur teilweise wiederaufgebaut. Inzwischen versorgt ihn eine moderne Elektropumpe mit Sole. Und: "Seitdem der Südflügel weg ist, läuft die Freipumpe nur noch zu Schauzwecken", weiß Fuchs.

Als Denkmal hat es die Solehebemaschine heute etwas leichter. Sie muss das Wasser nicht mehr hunderte Meter weit durch das Leitungssystem bewegen. Zudem wird bei den Vorführungen auch keine Sole mehr verwendet, um die alte, empfindliche Maschine zu schonen. Unter den Kolben befinden sich zwei sogenannte Schwallbecken, in denen sich Trinkwasser befindet. Die Anlage saugt das Wasser aus den beiden Becken an und pumpt es wieder dort hinein. Wenn die Corona-Lage es gestattet, sollen künftig die Radtouren der Staatsbad GmbH zur Freipumpe führen.

 
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  • f. p.
    Teil 1
    Man muss schon mal genau nachrechnen. Die komplette Renovierung hatte damals rund 160.000 Euro gekostet. Als dieses fertiggestellt war lief die Anlage einige Zeit, bis so eine Übermutter bzw Familie, sich bei der Staatsbad beschwerte, dass das Gitter um die Pumpe eine Gefahr ist, weil ihre Kinder dort durchschlupfen und in das Laufrad hinein langen können. Pflicht einer Familie ist es aber auf ihren Gören aufzupassen. Solche Familien kennt jeder.

    Man hat daraufhin die Solehebemaschine abgestellt und beraten was zu machen ist. Dafür braucht man inzwischen 3 Jahre, bis eine Firma beauftragt wurde, die Geländer undurchlässig zu machen. Die haben das zwar von vorne gemacht, aber nicht hinten, wo es ja laut der Familie notwendig ist Allerdings sind im Innenbereich des Geländes einige Bereiche völlig ohne Geländer, wodurch Kinder aber auch ältere Menschen in die Saale fallen können. Warum die Metallfirma die Arbeiten der Geländer nicht beendet hat, konnte keine Behörde mir sagen.
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  • f. p.
    Teil 2

    Hier ist der Wurm in der Behörde. Sie bekommen das seit Jahren nicht auf die Reihe, den Innenbereich wieder herzustellen. Schuld daran ist nicht die Staatsbad, sondern teilweise das Bauamt Schweinfurt und vor allem die zuständige Behörde in München. Bei denen läuft gar nichts mehr. Leider alles Beamte, die unkündbar sind. Man sollte aber den Verantwortlichen mal austauschen, der in drei Jahren Angelegenheit nichts auf die Reihe bringt. Auch die im Innenbereich im „Roten Haus“ funktionierende Pumpe, soll nicht mehr betrieben werden und aus diesem Gründen soll auch der innere Wiesenbereich nicht mehr geöffnet werden. Da verstehe ich die Staatsbad GmbH nicht, hier auch die Stadt mit einzuschalten, da der Bereich in der Urlaubszeit stark besucht wird.

    Frau Thormann sollte das Hebewerk nicht nur für die Radtouren der Staatsbad GmbH am Dienstag öffnen, sondern für den Urlauber, Gast und Bürger auch von Freitag bis Sonntag, wo schon ein paar tausend Menschen hier spazieren gehen.
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