Etwa hundert Schlösser, Burgen und zu Ruinen verfallene Herrschaftssitze gibt es im Bezirk Unterfranken. Um diese der Nachwelt zu erhalten, ist es nicht nur wichtig, den baulichen Bestand ständig zu pflegen, sondern auch die interessierte Öffentlichkeit mit dieser aufwändigen Arbeit vertraut zu machen sowie Mittel und Wege zum geeigneten Umgang mit diesem historischen Erbe aufzuzeigen.
Mit dieser Zielsetzung veranstalten der Bezirk Unterfranken und das Archäologische Spessart-Projekt (ASP) erstmals drei öffentliche und für alle Teilnehmer kostenfreie Tagungen mit Referaten und Workshops. Auftakt ist im Rahmen des Schlossfestes in Aschach die ganztägige Tagung „Lass das Schloss mal im Dorf!“ am Samstag, 13. Mai, um 10 Uhr.
Tagungen zur Heimatpflege sind für den Bezirk Unterfranken eigentlich nichts Neues, macht Bezirksheimatpflegerin Birgit Speckle den Unterschied zur kommenden Veranstaltung deutlich. Allerdings waren bisher nur jene Ehrenamtliche eingeladen, die in ihren Landkreisen und Wohnorten offiziell als Heimat- oder Archivpfleger eingesetzt sind.
Die Tagung am 13. Mai richtet sich nun ausdrücklich darüber hinaus an die breite Öffentlichkeit , also an alle Menschen, die lokal oder regional an Heimatpflege und Heimatgeschichte interessiert sind. „Wir wollen allen Interessierten zeigen, welche Herausforderungen und Chancen sich im Umgang mit vorhandenen Baudenkmälern bieten.“
Nicht zuletzt geht es dabei um die Vermittlung eines Gefühls der bürgerlichen Mitverantwortung zum Erhalt von Baudenkmälern, um die Gewinnung ehrenamtlicher Helfer und um die Frage, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, sich bei diesem Thema ehrenamtlich zu engagieren.
Praktische Beispiele
„In Impulsreferaten und Workshops werden deshalb praxistaugliche Möglichkeiten bürgerschaftlichen Engagements in Zeiten des demografischen Wandels und der Mittelknappheit beleuchtet“, ergänzt Gerrit Himmelsbach, Geschäftsführer des Mitveranstalters Archäologisches Spessart-Projekt.
Wichtig sind dabei unterschiedliche Möglichkeiten und Modelle, um ein altes Schloss oder eine Burg am Leben zu halten oder überhaupt erst neu zu beleben und der Region zu öffnen, wie sie Birgit Speckle (Bezirk Unterfranken) und Constantin von Brandenstein-Zeppelin ( Burg Brandenstein, Schlüchtern) in ihren Referaten am praktischen Beispiel präsentieren werden. „Den Ideen sind fast keine Grenzen gesetzt“, weiß Himmelsbach aus eigener Arbeit.
Workshops
Um Möglichkeiten praktischer und finanzieller Unterstützung geht es in den vier Workshops am Nachmittag. So wird Stephanie Kunder, Projektmanagerin der kommunalen Allianz Kissinger Bogen, über das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (ILE) berichten und dessen Aufgabe, mit unterschiedlichen Förderprogrammen und Netzwerken den ländlichen Raum gleichzeitig als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturraum weiterzuentwickeln.
Im zweiten Workshop wird Jürgen Jung , Geschäftsführer des Bildungs- und Informationszentrum Burglandschaft (BIB), die Möglichkeiten zeigen, die Mittel moderner Wissenschaft und Technik für die Heimatpflege zu nutzen. So lässt sich zum Beispiel dank digitaler Rekonstruktionstechnik anhand archäologischer und technischer Basisdaten eine verfallene Burg in einstiger Größe und Pracht präsentieren.
Im dritten Workshop „Dorf und Burg – Hand in Hand“ zeigen Nicole Winhold und Katja Betz am Beispiel des Europäischen Kulturwegs Hutten, wie mittels eines fachkundigen Netzwerks mehrere lokale, scheinbar unbedeutende Einzeldenkmäler in ihrer Summe zu einem historisch aussagestarken Kulturweg verbunden werden können, und welcher Mehrwert sich daraus für das lokale Einzeldenkmal ergibt. Himmelsbach: „Interessant ist dabei die Frage, wie man ein Netzwerk aufbaut, ohne in starren Vereinsstrukturen festzustecken.“
Doch ganz ohne Gründung eines Vereins geht es dann doch nicht immer, weiß der Fachmann. Spätestens zur Zahlung von Fördergeldern muss ein juristischer Empfänger benannt werden. Hierzu gibt Roland Metz, Vorsitzender des Vereins Alte Synagoge in Arnstein, im vierten Workshop praktische Hinweise.
Während der Mittagspause auf dem Gelände des Aschacher Schlossfestes oder in den Schlossstuben (Selbstzahler) sowie bei der für alle Teilnehmer kostenfreien Exklusivführung durch das Graf-Luxburg-Museum gibt es für thematische „Neueinsteiger“ gute Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit den Referenten oder langjährig erfahrenen Heimatpflegern .
Weitere Termine
Schon jetzt machen die Veranstalter auf die beiden in diesem Jahr noch folgenden Tagungen aufmerksam: Am 15. Juli wird in Karlstadt (Main-Spessart) das Thema „Boden- und Baudenkmäler“ behandelt und am 16. September in Bessenbach (Aschaffenburg) wird unter dem Thema „Backen – Brennen – Brauen“ an dörfliches Traditionshandwerk erinnert.
Tagung : „Lass das Schloss mal im Dorf!“, Samstag, 13. Mai, 10 Uhr, Bad Bocklet-Aschach, Sportheim in der Zehnthalle, Neusetz 2;
Anmeldung bis 10. Mai per Email an: aschachtagung@spessartprojekt.de
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