Omas Fleischwolf stand Pate für dieses innovative Wasserkraft-Projekt an der Diebacher Rödermühle. Mit der Spindel aus der Wurstmühle warb Huppmann auch vor zwei Jahren bei den Genehmigungsbehörden für sein Vorhaben. Seine Idee ist genial und einfach zugleich: Huppmann nutzt das Prinzip der Archimedischen Schraube, mit der noch heute in Kläranlagen Abwässer von unten nach oben befördert werden. Allerdings kehrt er die Schraube um und versetzt die Spindel mit dem herabfallenden Wasser in eine Drehbewegung, die wiederum einen Generator antreibt und dadurch Strom erzeugt, der ins Netz eingespeist wird.
Zwei Jahre sind vergangenen von der Idee bis zu deren Verwirklichung. Huppmanns Wasserkraftschnecke ist ein Novum in Bayern, bundesweit bislang erst in fünf anderen Kraftwerken im Einsatz und eine zukunftsträchtige Technik. Der Hammelburger hat mit seiner Innovation deshalb nicht nur die Fachwelt aufhorchen lassen, sondern diese gleich mit ins Boot geholt. So entwickelte FAG Kugelfischer eigens für die Wasserkraftschnecke ein rostfreies Speziallager aus hochnitriertem Spezialstahl, das eine Fettschmierung überflüssig macht und somit wartungs- sowie umweltfreundlich ist. Das Herzstück selbst, die 3,35 Meter lange Schnecke mit einem Durchmesser von 1,60 Meter, ließ sich der Hammelburger Tüftler von dem Nürnberger Pumpenhersteller Ritz-Atro bauen, der sich die Förderschnecke mittlerweile hat patentieren lassen.
Die schwarz lackierte Schnecke liegt in einem Betontrog im Leerschuss neben dem großen Wasserrad. Zur Sicherheit hat Huppmann einen Gitterkäfig über die Schraube gebaut, damit niemand hineinfallen kann oder etwas hinein wirft. Im Winter soll sie zusätzlich mit einer wetterfesten Abdeckplane versehen werden, um übermäßige Eisbildung zu verhindern und den ungestörten Betrieb zu sichern.
Mittlerweile gilt die Schnecke als Attraktion im Saaletal. Nicht nur Einheimische pilgern beinahe täglich zur Mühle, auch Kraftwerksbetreiber aus dem Ausland geben sich hier die Klinke in die Hand. Erst kürzlich begutachtete eine tschechische Delegation die Anlage. "Manchmal wird's mir schon ein bisschen zu viel", meint Huppmann, schließlich habe er hier ja zu arbeiten. Ob dabei bereits eine neue Erfindung in seinem Kopf reift, kommentiert er bloß mit einem verschmitzten Lächeln.