Es dürfte einer der schönsten Räume in Schloss Aschach sein: das Tapetenzimmer im Südflügel des imposanten Hauptgebäudes. Doch versteckt es seinen Charme - kunstvoll bemalte und in Bilderrahmen gefasste Tapeten , herrlich verschnörkelter Stuck - hinter dicken Schutzfolien. Im Schloss hat die nächste Phase der Sanierung begonnen. Arbeiten, die besonderen Grundsätzen folgen.
Welches Möbel stand mal wo, beziehungsweise wo kommt es wieder hin? Was wird in welchem Raum überarbeitet? Und vor allem: Welchem Zweck soll er künftig dienen? Susanne Schulz vom Büro Konopatzki & Edelhäuser Architekten und Beratende Ingenieure aus Rothenburg ob der Tauber hat all das kompakt auf ihrem Tablet gespeichert. Verständlich, kann sich doch selbst die Bauleiterin nicht alle Details in dem verwinkelten Schloss merken.
Ein Blick auf die elektronische Raumskizze zeigt: Es gibt im wesentlichen zwei Arten von Räumen, an deren künftiger Funktion sich die Sanierung orientiert. Da sind Zimmer wie der Billardsaal, der Salon der Gräfin Louise von Luxburg oder die alte Küche und das Tapetenzimmer, die die historische Wohnsituation im Schloss zeigen. Dort werden nur die größten Schäden beseitigt, sprich Tapeten geklebt, feuchte Flecken retouchiert, alte Malschichten gereinigt und verfestigt, Stuckdecken mit Kalkmörtel hinterfüllt, damit die teilweise losen Teile nicht herunterfallen. Wobei laut Susanne Schulz im gesamten Gebäude gilt: "Wir konservieren den Ist-Zustand, wollen keinen Neubau herstellen. Man darf Schloss Aschach das Alter durchaus ansehen."
Weitere Räume des Südflügels fallen weitaus nüchterner aus. Nachdem alte Tapeten entfernt wurden, erhielten sie einen hellgrauen Anstrich beziehungsweise bekommen diesen noch. Dies sind Ausstellungsräume, in denen künftig Vitrinen und Stücke des Graf-Luxburg-Museums die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich lenken sollen. In diesen Bereichen wird ein Kompromiss zwischen historischer Bausubstanz und modernen technischen Anforderungen sichtbar: Die Elektroinstallation wird erneuert, wobei Leitungen so unauffällig wie möglich, aber ohne großes Beschädigen der Wände verlegt werden sollten. Also werden sie "auf Putz" angebracht und verschwinden hinter Sockeln.
Eine Sonderstellung nehmen die sogenannten Hallen (wie der Eingangsbereich) und Flure ein. "Sie sind nicht ganz Ausstellungs-, aber auch nicht Wohnraum", sagt Schulz. Sie werden eher nüchtern-sachlich gestaltet, wobei Besucher gleich am Eingang sehen, wie es dort einst aussah. Denn an einigen Wänden bleiben "Befundfenster" mit dem ursprünglichen Zustand erhalten.
Ähnlich schwierig wie die Elektroinstallation gestaltete sich das Spannungsfeld zwischen historischer Substanz und Behindertengerechtigkeit. Vor einigen Wochen besuchte eine Gruppe Behinderter das Schloss, um Schwachstellen aufzudecken (wir berichteten). Ein Resultat laut der Bauleiterin: "Einige größere Türschwellen werden mit Keilen so gestaltet, dass man mit dem Rolli durchkommt." Auch wurde vor zwei Jahren ein Aufzug eingebaut.
Bereits vergangenes Jahr wurde der Nordflügel des Schlosses "baulich fertiggestellt", wie Susanne Schulz es formuliert. Er dient momentan vor allem als Lager. Im Juni soll auch der Südflügel inklusive gereinigter und überarbeiteter Dielenböden saniert sein. Dann hält das nächste Büro Einzug. Es setzt das neue Museumskonzept um, lässt Vitrinen einbauen und Exponate aufstellen. Pro Gebäudeflügel werden dann 1,3 Millionen Euro verbaut sein.
2020 soll das neukonzipierte Graf-Luxburg-Museum wiedereröffnen. Dann lässt sich auch das Tapetenzimmer in seiner ganzen Pracht bewundern.