Im Sommer hatte die Stadt den Aussichtsturm "Schlegelwarte", der an der Gemarkungsgrenze nach Strahlungen liegt, mit einer Tür versperrt. Vorher war er jederzeit und für alle offen gewesen. Dies wollten manche wieder zurück und beteiligten sich an der Unterschriftenaktion der Münnerstädterin Sonja Johannes.
161 Unterstützungsunterschriften
"Schlegewarte für alle!", war der Titel der Unterschriftensammlung. Der zugehörige Text benennt die Schlegelwarte als wichtiges Ausflugsziel und Feierplatz für die Münnerstädter Bevölkerung sowie als wertvollen Touristenmagneten. Er sei derzeit ohne Angabe von Gründen von einer Metalltür versperrt und sollte weiterhin zugänglich bleiben. "Teile mit Deiner Unterschrift der Stadt Deinen Wunsch mit, dass Du für den Erhalt der Schlegelwarte als begehbares, begreifbares und erlebbares historisches Kulturgut bist", heißt es weiter.
161 Unterschriften waren auf den Listen abgegeben, davon 138 aus Münnerstadt mit Stadtteilen. "Die Liste hat keinen verbindlichen Charakter, aber zeigt, dass die Menschen den Turm wieder betreten wollen", fasst Bürgermeister Michael Kastl ( CSU ) in einer zurückliegenden Ausschusssitzung des Stadtrates zusammen, bei der dieses Thema auf der Tagesordnung stand.
Mehrere Gründe für Schließung
Er berichtet, dass im Frühling einiges zusammengekommen war. Zum einen gab es Beschwerden nach meist unangemeldeten Feiern. Zum anderen hatte sich der Rhönklub , der den Turm vor 50 Jahren saniert hatte, beschwert, dass der Turm dem Vandalismus unterfällt. Und: "Die Schilder mit Aufschrift 'Benutzung auf eigene Gefahr', die die Stadt aufgestellt hatte, wurden teilweise weggetreten. Haftungstechnisch ist das eine unsichere Situation", so Kastl. Das Gelände gehört der Stadt.
Verantwortungsfrage: Reicht ein Schild aus?
Fabian Nöth (Neue Wege) ist grundsätzlich für eine Öffnung und fragte, warum das Schild nicht mal einbetoniert wurde, statt einfach nur herein gesteckt. Günter Scheuring (FW) wollte wissen, ob das Schild rechtlich nicht ausreiche. Darauf sagt Kastl im Nachgang: "Das Schild wurde in der Vergangenheit immer wieder versteckt oder gar entfernt. Im Dunkeln kann es zudem übersehen werden. Ob es im Ernstfall ausreichen würde, um eine Haftung der Stadt auszuschließen, ist darüber hinaus äußerst fragwürdig."
Im Gremium ging Kastl darauf ein, dass damals Ehrenamtliche den Turm hergerichtet hatten, die Wandernde, nicht Feiernde im Kopf hatten. Der Feierplatz liegt genau nebenan. "Ich will heute keinen Sachverständigen beauftragen, der das überprüft, aber ich gehe davon aus, dass am Turm einiges nicht der Unfallverhütung entspricht." Dies mit einem Gutachten zu prüfen, koste Geld. Und das will der Bürgermeister nur diskutieren, wenn es eine Mehrheit im Gremium gibt, die den Turm geöffnet sehen will.
Turm geschlossen, aber unter Bedingungen geöffnet?
Adrian Bier (Die PARTEI) fragte, ob man bei angemeldeten Feiern die Verantwortung an den Veranstalter oder die Veranstalterin übertragen kann, oder, dass Wandergruppen sich den Schlüssen im Rathaus ausleihen können. Die Frage zu klären, ob die Stadt die Verantwortung abgeben kann, fände er wichtig. Dies sei zu prüfen, so Kastl. Axel Knauff ( SPD ) bat, ein Schild am Turm anzubringen, warum er geschlossen ist. Viele würden das trotz medialer Berichterstattung nicht wissen.
Klaus Schebler (Neue Wege) würde den Turm nur an gewissen Tagen öffnen. Auch Leo Pfennig (FW) will den Turm zulassen. "Es wäre denkbar, den Schlüssel bei angemeldeten Events auszuhändigen, der Veranstalter muss sich dann aber auch verantwortlich erklären." Ob das rechtlich sicher wäre, müsse die Verwaltung klären.
Arno Schlembach (CSU) betonte, dass öffentliche Gebäude immer einer Sicherungspflicht unterstehen und es eben im Falle des Turms keine Sicherheitsüberprüfung gibt. "Es wird nicht dem Unfallschutz entsprechen. Der Erste, der da runterfällt, kommt auf Stadt zu und nicht auf den, der den Schlüssel übernommen hat." Manche Ausschussmitglieder überlegten in der Diskussion laut, ob vielleicht Strahlungen ein Interesse an der Öffnung hätte und die Absicherung übernehmen würde.
Öffnung muss geprüft werden
Kastl fragte die Runde erneut, ob sie grundsätzlich für eine Öffnung oder weitere Schließung sei. Eine Öffnung müsse sicherheitstechnisch geprüft werden, was Geld koste. Und es brauche ein Procedere, dass die Verwaltung freistellt, wenn etwas passiert. "Die Tür kann man ja ab und zu mal wieder aufmachen, die Frage ist eben, unter welchen Bedingungen." Darüber will er auch mit Sonja Johannes noch einmal gesondert sprechen.
Einstimmig war der Rat dafür, den Turm grundsätzlich geschlossen zu halten, ihn unter bestimmten Bedingungen aber auch zu öffnen. "Aktuell besteht für die Verwaltung kein Handlungsbedarf. Der Schlegelwartenturm bleibt bis auf Weiteres geschlossen", schreibt der Bürgermeister auf Nachfrage.
Initiativen können helfen
Auf Nachfrage der Redaktion, ob hier Vereine oder Initiativen etwas ausrichten könnten, sagt Kastl: "Die Herstellung eines rechtskonformen Zustandes wäre der zweite Schritt zu einer möglichen Wiedereröffnung des Turms. Zuvor müssten in einem ersten Schritt jedoch die Mängel begutachtet werden, um eine Grundlage für die Sanierung zu haben. Sollte sich eine Initiative für ein solches Projekt finden, wie beispielsweise der Verein Freunde des Oberen Tores, stehe ich gerne für Gespräche bereit."