Das Projekt „B 286 neu“ wird wohl nicht so schnell umgesetzt – wenn überhaupt. Inzwischen zweifeln viele, ob die neue Trasse zwischen Bad Kissingen und der früheren B 19 überhaupt realisiert wird. Der Entwurf für die neue Bundesstraße liegt dem Verkehrsministerium schon lange vor. Warum es bisher keine Rückmeldung gab, weiß Holger Bothe, Leiter des Schweinfurter Straßenbauamts, nicht zu beantworten. Seiner Ansicht nach könnte es unter anderem auch daran liegen, dass aktuell der politische Druck auf lokaler Ebene fehlt.
Das Plankonzept hat die Oberste Baubehörde längst passiert und liegt schon seit Juni 2011 im Bundesverkehrsministerium. Dort wurde nach Bothes Angaben inzwischen aber eine große Verkehrsprognose für ganz Deutschland erstellt. Diese ist nämlich Grundlage für den neuen Bundesverkehrswegeplan, der 2015 fortgeschrieben werden muss. In der neuen Statistik setzte das Ministerium für 2030 jedoch ganz andere Verkehrszahlen in Bezug auf die A 71 und die B 286 an als die Verkehrsplaner in Schweinfurt.
Zwischen 8000 und 11 000 Fahrzeuge werden, nach den Prognosen der Schweinfurter Behörde, in rund 20 Jahren täglich über die B 286 rollen. Der Abschnitt zwischen Arnshausen und Eltingshausen-West ist nach Bothes Angaben am stärksten belastet. Ganz anderes errechnete hingegen der Bund: Die Experten setzten für die B 286 das Eineinhalbfache mehr an Verkehr an. Für die A 71 ermittelten sie sogar das Doppelte von dem, was man in Schweinfurt schätzte.
Zeit bis 2015 reicht nicht aus
„Aber woher soll der Verkehr kommen?“, fragt sich Bothe. Die demografische Entwicklung bewirkt wohl eher, dass der Personennahverkehr abnimmt, den Güterverkehr könne man sowieso regional schlecht planen. Von Seiten des Bundes sieht man die Angelegenheit laut Bothe hingegen aus der Gesamtschau heraus und ist der Ansicht, dass sich der Fernverkehr fortentwickeln wird.
Mit einer schnellen Entscheidung in Berlin rechnet der Schweinfurter Behördenchef jedenfalls nicht. Er vermutet, dass das ganze Projekt „B 286 neu“ für den anstehenden Bundesverkehrswegeplan neu bewertet werden muss. Sollten dann die geringeren Verkehrsprognosen ins Kalkül gezogen werden, ist nach Bothes Einschätzung der Kosten-Nutzen-Faktor nicht mehr so groß wie einst. „Ich befürchte, dass die Straße dann nicht mehr in den vordringlichen Bedarf kommt.“
Dennoch wagt er keine abschließende Prognose. Zwar ist die anvisierte Bundesstraße für ihn noch immer ein „wichtiges Planungsziel“, aber er sieht die Felle davonschwimmen. Denn selbst wenn jetzt „grünes Licht“ für das Projekt kommt, stünde bis 2015 nicht mehr genug Zeit zur Verfügung, um das Bauvorhaben mit einem Planfeststellungsbeschluss auf den Weg zu bringen.
Das B-286-Projekt kam auch am 31. Oktober 2012 aufs Tapet, als CSU-Staatssekretär Gerhard Eck den Arnshäusern bei einem Treffen im Kissinger Rathaus versprach, dass sie ihren Radweg bekommen (wir berichteten). Sowohl die SPD-Bundestagsabgeordnete Susanne Kastner als auch der Landtagsabgeordnete Günther Felbinger wollten vom Schweinfurter Amtsleiter wissen, warum bei der Planung nichts vorwärtsgeht. In diesem Zusammenhang wurde auch spekuliert, was passiert, wenn der Bund doch seine höheren Verkehrszahlen in die Rechnung einbringt. Eigentlich müsste man dann die Bundesstraße aufrüsten, warf Felbinger in die Diskussion.
Fast wie ein Schelmenstück
Für Landrat Thomas Bold ist das Ganze eine „unsägliche Geschichte“, denn schließlich wurde die B 286 einst zeitnah mit dem Bau der Autobahn anvisiert, galt also als wichtige Verkehrsader. Dann musste die Planung aufgerüstet werden, weil man ein kreuzungsfreies Auffahren auf die A 71 ermöglichen wollte. Diese Planvariante fand dann aber der Bundesrechnungshof zu teuer und das Projekt wurde erneut gestoppt.
„Daraufhin waren wir Kissinger in Berlin und sprachen mit dem Rechnungsprüfungsausschuss“, sagte Bold, und machte unverhohlen klar, dass die Delegation dort „abgefertigt“ wurde. Dann wurde die Planung zurückgefahren und erneut eingereicht. Bold war sauer bei der Vorstellung, dass die Bundesstraßen-Planung jetzt vielleicht „wieder aufgemotzt“ werden muss, weil mehr Verkehr dort fließt als vormals angenommen. – Verständlich, denn das Ganze mutet tatsächlich an wie ein Schelmenstreich.