Völlig normal ist die Anfrage nicht: Die Gemeinde Schondra ersucht den fast 20 Kilometer entfernten Markt Zeitlofs um ökologische Ausgleichsflächen für die Erweiterung seines Gewerbegebietes in Schildeck . Wer dahinter steckt, war aus dem Tagesordnungspunkt im jüngsten Zeitlofser Gemeinderat nicht ganz ersichtlich. Es handelt sich um die Firma Patzer Erden aus Sinntal (Main-Kinzig-Kreis), die bald in Schildeck bauen und produzieren will.
Wie im November 2021 berichtet, möchte das Familienunternehmen mit Standorten in Altengronau und Jossa im Schildecker Gewerbegebiet Fertigungshallen und ein Verwaltungsgebäude samt Außenbereich für die Lagerung von Rohstoffen und Produkten bauen. Laut Steffen Schneider von der zuständigen Verwaltungsgemeinschaft Bad Brückenau (VG) umfasst die benötigte Fläche rund zwölf Hektar. Teilweise reiche sie bis an den Pendlerparkplatz an der Auffahrt zur A7 heran.
Vorwiegend Wiese bei Zeitlofs gekauft
Für dieses recht große Gelände suchte Patzer Erden jede Menge Ausgleichsflächen. Und wurde offensichtlich fündig. Firmenchef Stephan Patzer schreibt auf Anfrage. „Die Flächen – überwiegend Wiese – in Zeitlofs wurden in den letzten Jahren von privat zum Kauf angeboten. Nach Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde Bad Kissingen erschienen diese als geeignet. Daher erfolgte der Kauf.“
Da über Zeitlofs hinaus weitere Ausgleichsflächen hätten erworben werden können, würden nach jetzigem Kenntnisstand genügend Flächen zur Verfügung für den ökologischen Ausgleich stehen. Die genauen zu erbringenden Ausgleichsmaßnahmen würden noch nicht feststehen, informiert Patzer . „Es geht aber um eine Aufwertung der Flächen nach Aspekten des Naturschutzes.“
Ein Blick auf die Karte zeigt: Die von Patzer erworbenen Ausgleichsflächen verteilen sich auf die Höhen um den Zeitlofser Hauptort. Das bestätigt auch Verwaltungsleiter Tobias Fritzmann. Konkret gehe es um Wiesen, die sich zwar in der Gemarkung der Gemeinde, aber in Privatbesitz befänden. „Das beeinträchtigt uns nicht in der gemeindlichen Entwicklung“, betont Fritzmann.
Ein Normalfall sei ein solcher Tausch nicht, ergänzt er. Allerdings würden in Schondra geeignete Flächen fehlen, um auf Anweisung der Unteren Naturschutzbehörde gewisse Renaturierungsmaßnahmen umzusetzen. „Wir tragen gerne einen Teil dazu bei, dass Unternehmen sich in der Region niederlassen und Arbeitsplätze schaffen.“
Bauarbeiten ab 2025
Stephan Patzer strebt den Beginn der Bauarbeiten für seinen neuen Standort für 2025 an: der Produktionsstart soll 2026 erfolgen. Dafür muss die Bauleitplanung weiter vorangebracht werden.
Laut Steffen Schneider von der VG sind die Vorplanungen so weit, dass das Projekt in einer der nächsten Sitzungen des Schondraer Gemeinderates vorgestellt und beraten werden kann. Ziel sei ein Aufstellungsbeschluss mit anschließender Auslegung der Pläne. Innerhalb einer Frist könnten sich Bürger, aber auch „Träger öffentlicher Belange“ (meist Behörden, aber zum Beispiel auch Naturschutzverbände) dazu äußern.
Da das Gewerbegebiet Schildeck für Patzer Erden nordwestlich erweitert werden soll, müssen Flächennutzungs- und Bebauungsplan geändert werden. Auch müsse die Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet raus.
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