Warum es Mario Volklandt in die Camperbranche verschlagen hat, wird klar, wenn er über seine Vergangenheit spricht: „Ich entstamme einer Schaustellerfamilie, ich bin im Wohnwagen groß geworden“, erzählt der Geschäftsführer von Volklandt. Später machte er eine Schreinerausbildung. Als er 1990 vom Thüringen in die Rhön kam, zog es ihn nicht in eine Schreinerei , sondern zum Reisemobilhersteller Tabbert in Mottgers.
Schreinerei, Campingshop und Fertigungshalle in Schildeck
Er machte seinen staatlich geprüften Holztechniker, den technischen Betriebswirt und arbeitete sich hoch. Im Jahr 2009 gründete er seine eigene Firma Volkland, zuerst im Nebengewerbe. „2013 haben wir eine Schreinerei dazu gekauft. Diese Mitarbeiter sind heute noch da.“
Besagte Schreinerei aus Oberzell baut seit 1950 Möbel für die Caravanindustrie. „Im Jahr 2018 haben wir in Bad Brückenau einen Campingshop aufgemacht, 2019 in Schondra eine Halle angemietet, um Fahrzeuge auszubauen.“ Die Schreinerei , der Campingshop und die Fertigung wurden im Jahr 2021 in Schildeck an einem Ort zusammengeführt.
Rhön Camper: Fahrzeuge mit Seele
Das Baby von Volklandt ist die 2019 gegründete Marke Rhön Camp, unter der die Firma Fahrzeuge von Mercedes-Benz und Volkswagen zu eigenen Campern ausbaut. Bei Rhön Camp hat Volklandt mit seinem Team die Möglichkeit, eigene Camper zu gestalten. Dabei hilft ihm sein Wissen aus vergangener Zeit. „Davon, dass ich weiß, was der Kunde will, lebe ich heute noch. Sich in den Kunden hineinzuversetzen, ist etwas, was Qualität ausmacht.“ Dazu kommt: 42 Prozent seiner Belegschaft Fahren mit dem Camper in den Urlaub, kennen sich also aus.
Volklandt ist überzeugt: „Das merkt man unseren Produkten auch an. Wir bauen ein Fahrzeug , das mit Emotionen verbunden ist, weil es ja für die schönste Zeit im Jahr ist. Ich glaube, dass unsere Fahrzeuge eine Seele haben.“ Was die Camper von Rhön Camp besonders macht, ist laut Volklandt zum einen der innovative Grundriss. „Die Fahrzeuge müssen unwahrscheinlich praxistauglich sein. Es soll nicht ,schickimicki’ sein, sondern zum Campen taugen.“
Unterschiedliche Ansprüche
Dabei müssen sie unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden: Die einen kaufen einen Camper für den Offroadbereich oder sind monatelang unterwegs. „Da muss alles halten, da darf nichts kaputtgehen. Wir müssen unsere Fahrzeuge so entwickeln, dass sie den Beanspruchungen standhalten.“ Die anderen wollen einfach nur einen netten Urlaub in Kroatien verbringen. „Sie müssen daher gleichzeitig so liebevoll gefertigt sein, dass diese Kunden sich wohl fühlen und es ihnen gefällt.“
Außerdem muss das Design auf Jung und Alt ausgelegt sein. Zu ihm kommen die typischen Kunden im Rentenalter, aber auch junge Menschen. Hier ist Volklandt froh, dass er mit seinem 23-jährigen Sohn, der nach seinem Architekturstudium in der Firma dabei ist, eine junge Sicht auf die Produkte hat.
Kunden werden immer jünger
Eine Entwicklung in den letzten Jahren: „Man kann sagen, alle fünf Jahre werden die Kunden fünf Jahre jünger.“ Einige seiner jungen Kunden sind so genannte Digital Nomads – sie haben eine Arbeit, die nicht ortsabhängig ist und können Reisen und Arbeiten verbinden, daher leben sie im Van. „Das sind auch noch mal andere Bedürfnisse, wie ich es von meinem alten Arbeitgeber her kannte.“
Neben Messen gibt es viele Bestellungen der Rhön Camper über die Homepage von Volklandt, wo Kunden noch eigene Wünsche auswählen können. Eine individuelle Konzipierung ist auch möglich, hat aber eine Wartezeit von rund 1,5 Jahren. Die Produktion beginnt in der Technik- und Entwicklungsabteilung, in der Camperausbauten entworfen und stetig verbessert werden. In einem 3D-Modell können Kundenwünsche mit unterschiedlichen Möbelanordnungen und -ausführungen angepasst werden.
Von der Platte zum Möbelstück
In der Schreinerei werden Platten aus Pappelsperrholz verpresst und mit einem Dekor versehen. Die Platten werden zugeschnitten und mit einer großen Maschine so bearbeitet, dass sie Aussparungen oder Löcher für Dübel bekommen. „Wenn die Platten da drauf gelegen haben, sind sie zu 95 Prozent fertig. Die Maschine ersetzt fünf bis sechs Maschinen und etliche Arbeitsschritte“, so Volklandt.
Im Bankraum entstehen aus den Platten Möbel, die in die Fahrzeuge gebaut werden. Für den Fahrzeugausbau gibt es vom Kfz-Mechatroniker über Spengler und Innenausstatter alles, was für die Fertigstellung nötig ist.
In der Halle nebenan befinden sich der Servicebereich, wenn etwas am Camper kaputt ist, und der Musterbau. Dort werden neu entworfene Ausbauten mittels Schablonen an einem Fahrzeug ausprobiert. Neben den eigenen Campern macht Volklandt auch Möbelsätze für andere Fahrzeuge und einfache Büromöbel.
Weitere Tätigkeitsfelder
Auch Sanitätsstationen für den Rettungsdienst – also Anhänger mit Aufenthalts- und Behandlungszimmer für Veranstaltungen – entstehen seit 2012 unter Volklandt. Die Produkte gehen vor allem nach Deutschland und angrenzende Nachbarstaaten. Doch es gibt immer mal Sonderwünsche: So hat Volklandt zuletzt zwei große Mercedes Zetros für einen Prinzen in SaudiA-rabien hergestellt.
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