Münnerstadt
Schicksal stellte die Weichen
Bad Kissingens Stadtmusikdirektor und Chef der Städtischen Musikschule Bernd Hammer spielte im Erzählcafé und berichtete von den Stationen seines Lebens.
Natürlich war es keine Überraschung, dass so viele Leute gekommen waren. Denn für Bernd Hammer, den Bad Kissinger Stadtmusikdirektor und Chef der Städtischen Musikschule Bad Kissingen war es ein klares Heimspiel: sein Auftritt im Erzählcafé des Mürschter Seniorenheims St. Elisabeth.
Dabei ist er eigentlich gar nicht "einer von uns", denn er wurde 1958 in Würzburg geboren und wuchs in Höchberg auf. Aber seit 1988 lebt er mit seiner Familie im Stadtteil Reichenbach. Als er die Leitung der Münnerstädter Musikschule übernahm - eine Zeit, in der er das musikalische Leben in der Stadt in allen Bereichen nachhaltig geprägt hat.
Klavier spielen - und irgendwann auch einmal Akkordeon - hat er schon in jungen Jahren gelernt. "Der Junge hat Musik im Blut" war ein Satz, den er immer wieder hörte und nie verstand. Aber die Akkorde wurden mit wachsenden Schwierigkeiten zur Qual, weil die Natur ihn mit zu kurzen Findern ausgestattet hatte. So wechselte er, dem Vorbild des Vaters folgend, zur Trompete.
Seinen ersten Auftritt hatte er als Nachwuchsmusiker bei der Höchberger Fronleichnamsprozession, und er war furchtbar aufgeregt: Wie viele Töne ich wirklich getroffen habe, weiß ich nicht." Und wieder war es Schicksal: Weil er Probleme mit den Lippen und der Zahnstellung hatte, ging's nicht vorwärts. Von seinem Lehrer bekam er den Rat, auf Posaune umzusteigen. Das war's, damit war er bei seinem Instrument angekommen.
Er studierte Posaune an der Musikhochschule Würzburg, nachdem er dort eine Hospitantenstelle erhalten hatte. Noch vor seinem Examen vermittelte ein Professor Bernd Hammer als Aushilfe an das Philharmonische Staatsorchester Bremen, wo er sich seine ersten sinfonischen Sporen verdiente.
Worüber er heute schmunzeln kann, aber damals enttäuscht war: Als Aushilfe war er nach Hamburg ausgeliehen worden. Er freute sich mächtig auf den Dirigenten Christoph von Dohnányi und bekam auch 300 Mark, aber ohne einen Ton gespielt zu haben. Denn Dohnányi hatte die Probe gar nicht begonnen, weil der Erste Hornist nicht erschienen war.
Aber Bernd Hammer zog es zurück in den Süden, zunächst an die Musikschule in Bayreuth. Dort erfuhr er, dass die Stelle des Leiters der Musikschule Münnerstadt ausgeschrieben war, und er bewarb sich - mit Erfolg. Aber als 2001 die Stelle in Bad Kissingen frei wurde, hielt es ihn nicht länger: An "Nine Eleven", am 11. September, als in New York das World Trade Center einstürzte, hatte wenigstens Bad Kissingen eine gute Nachricht: Bernd Hammer hatte seinen ersten Arbeitstag an der Städtischen Musikschule. Damit begann - im Rückblick - eine Phase der dringend nötigen Konsolidierung und Kontinuität.
Denn das Jugendmusikkorps hatte seit dem Ausscheiden von Hans Wollgast 1995 in sechs Jahren drei verschiedene Leiter gehabt, und die Musikschule steckte noch in den Turbulenzen ihrer Gründung. Das war vor 16 Jahren. Bernd Hammer scheint den Schritt nicht bereut zu haben, auch wenn man sich "in Bad Kissingen anders durchsetzen muss."
Nach der "biographischen Pflicht" hatte sich Bernd Hammer auf ein und sicher das spektakulärste Thema seiner Arbeit fokussiert: auf die Auslandsreisen des Jugendmusikkorps. Natürlich, Auftritte in den Partnerstädten waren bereits Routine. Aber Reisen darüber hinaus, auch außerhalb von Europa, das war etwas Neues, das die Vorgänger wohl auch deshalb gescheut hatten, weil diese Reisen immer mit einem großen organisatorischen Aufwand verbunden waren und sind.
Aber die Erinnerungen sind mehr als nur Gegenleistung: Barcelona (2002), Buenos Aires (2003), Peking (2004) und Südafrika (2014). Natürlich schwingen da viele skurrile Erinnerungen und Schnurren mit wie die argentinischen Weihnachtsmänner in kurzen Hosen - denn dort ist unser Winter der Sommer; oder die lückenlose Überwachung in China, wo jeder Schritt der Gruppe in dicken amtlichen Büchern festgehalten wurde. Was sich aber durch alle Erinnerungen zieht, ist die große Gastfreundschaft und Begeisterung der Menschen in den fremden Ländern, das mühelose Brückenbauen mit der Musik.
Besonders eindrucksvoll war der Besuch einer Schule für schwarze Kinder im südafrikanischen Stellenbosch. Als die Kissinger den Frankenliedmarsch anstimmten, begannen alle Kinder sofort, darauf zu tanzen, als sei es das Natürlichste der Welt. Da musste bei den Kissingern so mancher Ton ausfallen, weil die schlucken mussten.
Bernd Hammer hatte den Vorteil, dass er nicht nur ein guter Erzähler und Moderator ist, sondern eben auch Musiker. So konnte er sein Publikum auch in Spannung halten, indem er mit ihnen vertraute Lieder sang und mit dem Akkordeon begleitete. Zum Schluss gab es noch einen Löffel Honig für den Nachhauseweg: "Hätte ich in Münnerstadt nicht so viel gelernt, hätte ich in Bad Kissingen nicht bestehen können." Das saß. Der Mann darf wiederkommen. Er hat ja auch nicht alles erzählt.
Dabei ist er eigentlich gar nicht "einer von uns", denn er wurde 1958 in Würzburg geboren und wuchs in Höchberg auf. Aber seit 1988 lebt er mit seiner Familie im Stadtteil Reichenbach. Als er die Leitung der Münnerstädter Musikschule übernahm - eine Zeit, in der er das musikalische Leben in der Stadt in allen Bereichen nachhaltig geprägt hat.
Klavier spielen - und irgendwann auch einmal Akkordeon - hat er schon in jungen Jahren gelernt. "Der Junge hat Musik im Blut" war ein Satz, den er immer wieder hörte und nie verstand. Aber die Akkorde wurden mit wachsenden Schwierigkeiten zur Qual, weil die Natur ihn mit zu kurzen Findern ausgestattet hatte. So wechselte er, dem Vorbild des Vaters folgend, zur Trompete.
Seinen ersten Auftritt hatte er als Nachwuchsmusiker bei der Höchberger Fronleichnamsprozession, und er war furchtbar aufgeregt: Wie viele Töne ich wirklich getroffen habe, weiß ich nicht." Und wieder war es Schicksal: Weil er Probleme mit den Lippen und der Zahnstellung hatte, ging's nicht vorwärts. Von seinem Lehrer bekam er den Rat, auf Posaune umzusteigen. Das war's, damit war er bei seinem Instrument angekommen.
300 Mark, aber kein Auftritt
Er studierte Posaune an der Musikhochschule Würzburg, nachdem er dort eine Hospitantenstelle erhalten hatte. Noch vor seinem Examen vermittelte ein Professor Bernd Hammer als Aushilfe an das Philharmonische Staatsorchester Bremen, wo er sich seine ersten sinfonischen Sporen verdiente. Worüber er heute schmunzeln kann, aber damals enttäuscht war: Als Aushilfe war er nach Hamburg ausgeliehen worden. Er freute sich mächtig auf den Dirigenten Christoph von Dohnányi und bekam auch 300 Mark, aber ohne einen Ton gespielt zu haben. Denn Dohnányi hatte die Probe gar nicht begonnen, weil der Erste Hornist nicht erschienen war.
Aber Bernd Hammer zog es zurück in den Süden, zunächst an die Musikschule in Bayreuth. Dort erfuhr er, dass die Stelle des Leiters der Musikschule Münnerstadt ausgeschrieben war, und er bewarb sich - mit Erfolg. Aber als 2001 die Stelle in Bad Kissingen frei wurde, hielt es ihn nicht länger: An "Nine Eleven", am 11. September, als in New York das World Trade Center einstürzte, hatte wenigstens Bad Kissingen eine gute Nachricht: Bernd Hammer hatte seinen ersten Arbeitstag an der Städtischen Musikschule. Damit begann - im Rückblick - eine Phase der dringend nötigen Konsolidierung und Kontinuität.
Denn das Jugendmusikkorps hatte seit dem Ausscheiden von Hans Wollgast 1995 in sechs Jahren drei verschiedene Leiter gehabt, und die Musikschule steckte noch in den Turbulenzen ihrer Gründung. Das war vor 16 Jahren. Bernd Hammer scheint den Schritt nicht bereut zu haben, auch wenn man sich "in Bad Kissingen anders durchsetzen muss."
Reisen in ferne Länder
Nach der "biographischen Pflicht" hatte sich Bernd Hammer auf ein und sicher das spektakulärste Thema seiner Arbeit fokussiert: auf die Auslandsreisen des Jugendmusikkorps. Natürlich, Auftritte in den Partnerstädten waren bereits Routine. Aber Reisen darüber hinaus, auch außerhalb von Europa, das war etwas Neues, das die Vorgänger wohl auch deshalb gescheut hatten, weil diese Reisen immer mit einem großen organisatorischen Aufwand verbunden waren und sind. Aber die Erinnerungen sind mehr als nur Gegenleistung: Barcelona (2002), Buenos Aires (2003), Peking (2004) und Südafrika (2014). Natürlich schwingen da viele skurrile Erinnerungen und Schnurren mit wie die argentinischen Weihnachtsmänner in kurzen Hosen - denn dort ist unser Winter der Sommer; oder die lückenlose Überwachung in China, wo jeder Schritt der Gruppe in dicken amtlichen Büchern festgehalten wurde. Was sich aber durch alle Erinnerungen zieht, ist die große Gastfreundschaft und Begeisterung der Menschen in den fremden Ländern, das mühelose Brückenbauen mit der Musik.
Besonders eindrucksvoll war der Besuch einer Schule für schwarze Kinder im südafrikanischen Stellenbosch. Als die Kissinger den Frankenliedmarsch anstimmten, begannen alle Kinder sofort, darauf zu tanzen, als sei es das Natürlichste der Welt. Da musste bei den Kissingern so mancher Ton ausfallen, weil die schlucken mussten.
Bernd Hammer hatte den Vorteil, dass er nicht nur ein guter Erzähler und Moderator ist, sondern eben auch Musiker. So konnte er sein Publikum auch in Spannung halten, indem er mit ihnen vertraute Lieder sang und mit dem Akkordeon begleitete. Zum Schluss gab es noch einen Löffel Honig für den Nachhauseweg: "Hätte ich in Münnerstadt nicht so viel gelernt, hätte ich in Bad Kissingen nicht bestehen können." Das saß. Der Mann darf wiederkommen. Er hat ja auch nicht alles erzählt.
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