
Die Schauspielerin Martina Gedeck , wird zur Eröffnung des Kissinger Sommers erwartet. Bei der festlichen Konzertgala am Freitag, 21. Juni führt sie als Erzählerin durch die amüsanten Verwicklungen der zeitlosen Liebeskomödie „Ein Sommernachtstraum“.
In Bad Kissingen und beim Kissinger Sommer ist Martina Gedecke keine Unbekannte. Im Jahr 2022 schlüpfte sie als Erzählerin in die Rolle der Clara. ("Clara und Robert Schumann , Roman einer Liebe").
Frau Gedeck, was hat Sie dazu bewogen, sich erneut für die Rolle der Erzählerin beim Kissinger Sommer zu engagieren?
Literatur und Musik zu verbinden, ist sehr schön. Das eine kann vom Anderen profitieren und beide beleben und erweitern sich gegenseitig. Eine Geschichte zu erzählen, sie in der Vorstellung Wirklichkeit werden lassen, ist Freude und Sinn meines Berufes.
Welche persönliche Verbindung haben Sie zum Stück "Ein Sommernachtstraum"?
Ich habe 1996 in Salzburg die Probenarbeit zu einem wahrlich legendären Sommernachtstraum miterlebt, mit den großen Schauspielern Ulrich Wildgruber , Michael Rehberg, Otto Sander , Ignatz Kirchner, Peter Fitz als Handwerker, das war pure Poesie, wie sie sich auf der Bühne bewegten und miteinander spielten, unerreicht.
Und ich selbst habe bei einer konzertanten Aufführung des Westdeutschen Rundfunks mitgewirkt, zusammen mit Hermann Lause, Leslie Malton, Felix von Manteuffel u.a.m. Aber die Musik ist mir von Kindheit an vertraut und ich mag sie sehr. Mit Felix Mendelssohn Bartholdy und seiner Schwester Fanny Hensel beschäftigte ich mich intensiv für eine Hör-CD und Lesung ihres Briefwechsels.
Wie bereiten Sie sich auf die Rolle als Erzählerin vor? Werden Sie lesen oder rezitieren?
Ich werde die Rollen rezitieren, denn das freie Sprechen ist hier angemessen. Es ist ja fast so, als würde man die verschiedenen Rollen spielen. Auch als Erzähler spricht man direkt zum Publikum und erzählt ihm, was sich abspielt
Welche Herausforderungen erwarten Sie bei einem so bekannten Stück?
Die Texte werden zur Musik gesprochen, Musik und Sprache müssen sich vollkommen miteinander verbinden und eine gemeinsame Atmosphäre schaffen.
Ich werde hier arbeiten wie ein Sänger, d. h. ich kenne die Musik genau und spreche auf Takt, die Musik muss mir in Fleisch und Blut übergegangen sein.
Welche Aspekte des "Sommernachtstraums" sprechen Sie besonders an?
Mir gefällt das Fantastische, der Zauber, der in allen Varianten durchgespielt wird und der einen ja tatsächlich in manchen Sommernächten umgibt.
Welche Elemente des Stücks möchten Sie Ihrem Publikum besonders nahebringen?
Die Welt der Elfen, lebendig gewordene Natur, und Puck, ein freier Geist, der sein Spiel mit den Menschen spielt, wie es ihm gefällt.
Welche Botschaft oder Themen aus dem Stück liegen Ihnen besonders am Herzen?
Die nächtliche Ebene zeigt ganz andere Räume und Möglichkeiten, als das Tagesbewusstsein. Die Kontrolle über sich selbst und seine Gefühle zu haben ist nicht immer möglich und wird oftmals durcheinandergebracht, ohne dass man ausmachen könnte warum. Dass ein Puck mit einer Zauberblume dahinterstecken könnte, scheint manchmal die einzig plausible Erklärung. Dass man sich plötzlich wahnsinnig verliebt und kurze Zeit später nicht mehr begreifen kann, wie das möglich war, hat wohl jeder schon einmal erlebt. Die reife Zeit, die Hoch-Zeit einer Liebe stellt sich ein, wenn man ihre Wirrungen und Irrungen hinter sich hat.
Wie gestalten Sie Ihre Interpretation des Textes, um ihn zeitgemäß und zugänglich zu machen?
Wenn ich das, was ich sage, empfinde, dann ist der Text sofort verständlich. Und Zauberwesen so wie Puck oder die Elfen sprechen manchmal mit fremden Worten, das ist nichts Ungewöhnliches.
Welche Rolle spielen Musik und Atmosphäre bei Ihrer Darstellung?
Die Musik ist die DNA des Abends und ich werde mich von ihr tragen und bewegen lassen. Das Publikum mit seiner Freude, seiner Aufmerksamkeit, seiner Offenheit gestaltet die Atmosphäre zusammen mit uns. Das gemeinsame Erleben ist das Schönste an einem solchen Abend.
Welche Erwartungen haben Sie an die Inszenierung beim Kissinger Sommer?
Ich denke mir eine elegante schlichte Form der Darbietung, so dass das Wesentliche zur Geltung kommen kann und nicht überdeckt wird.
Wie finden Sie die Balance zwischen persönlicher Interpretation und Respekt vor dem ursprünglichen Werk?
Das Werk ist ja ohne Interpretation nicht existent. Ich denke, wir sind als Künstler dazu aufgerufen, unser eigenes Erleben und Empfinden leuchten zu lassen und zum Vorschein zu bringen. Sonst lebt das Werk nicht. Das Werk gibt die Form, die wir natürlich einhalten, den sonst gäbe es keinen Puls, keinen Rhythmus, keinen Sinn.
Welche Bedeutung hat der Kissinger Sommer für die Kulturszene aus Ihrer Sicht?
Eine große Bedeutung, viele große Künstler sind zu sehen und zu hören und die Jungen bekommen hier eine große Chance.
Wie würden Sie die Atmosphäre beschreiben, die Sie beim Kissinger Sommer erwartet?
Es wird eine feierliche, sommerliche, energetisch kraftvolle Atmosphäre sein.
Welche anderen künstlerischen Projekte inspirieren Sie derzeit?
Ich bereite die Oper Violetter Schnee an der Staatsoper Berlin vor, desgleichen etwas später im Jahr die Oper Mephistopheles an der Semperoper , und ich arbeite an einem Heineabend im Pierre-Boulezsaal.
Welche Tipps würden Sie jungen Schauspielern geben, die sich in diesem Berufsfeld etablieren wollen?
Perfekt vorbereitet auf die Probe kommen, Poesie auswendig sprechen.
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