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Maßbach
Mann entdeckt großen Münzschatz bei Maßbach
Ein junger Mann hat im Waldgebiet der Gemeinde Maßbach Gold- und Silbermünzen gefunden. Es ist nicht sein erster, aber wohl sein größter Fund.
Diesen Schatz mit 198 Silber- und vier Goldmünzen fand ein junger Münnerstädter im Wald von Poppenlauer.       -  Diesen Schatz mit 198 Silber- und vier Goldmünzen fand ein junger Münnerstädter im Wald von Poppenlauer.
Foto: Dieter Britz | Diesen Schatz mit 198 Silber- und vier Goldmünzen fand ein junger Münnerstädter im Wald von Poppenlauer.
Dieter Britz
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:05 Uhr

„ Gold und Silber lieb ich sehr, kann’s auch gut gebrauchen“ dürfte seit gut einem Jahr das Lieblingslied eines jungen Münnerstädters und von Matthias Klement , dem Bürgermeister von Maßbach sein. „Mike“ (Name geändert) ist gemeinsam mit der Marktgemeinde seit Ende 2021 Besitzer eines respektablen Schatzes, der aus 198 Silber- und vier Goldmünzen besteht.

Gefunden hat Mike diese Münzen schon Ende 2021 in einem gemeindeeigenen Wald im Maßbacher Ortsteil Poppenlauer in Richtung des Münnerstädter Stadtteils Althausen. Mehr über den Fundort verrät er nicht. Das Wissen um die Existenz dieses Schatzes wurde über viele Monate vom Finder und vom Bürgermeister geheim gehalten. Erst im Dezember letzten Jahres, als Klement in der letzten Sitzung des Marktgemeinderates im alten Jahr seinen Jahresbericht gab und dann nochmals beim Neujahrsempfang wenige Tage später, berichtete der Bürgermeister eher beiläufig und kurz darüber.

Mit der Sonde unterwegs

Zur Zeit liegt der Schatz noch bei der Dienststelle Bamberg des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, wo er katalogisiert und wissenschaftlich aufbereitet wird. Den materiellen Wert des Schatzes haben die Eigentümer noch nicht taxiert.

„Sondeln ist mein Hobby“, erzählt Mike, „das mache ich zusammen mit meiner Freundin“. Mit einer Metall-Sonde, die für unwissende Laien fast so aussieht wie ein batteriebetriebener Staubsauger, suchen sie Wälder oder auch Felder und Wiesen ab. Die Funktionsweise ist relativ einfach: durch eine Spule unten am Gerät fließt ein Wechselstromfeld, das sich verändert, wenn im Boden Metall liegt. Dann blinkt und brummt oder piept es. Diese Metalldetektoren werden im Internet für unter 100 bis fast 20.000 Euro angeboten.

Schrott, Dosen und ein Schwert

Mike hat bei seinen Touren schon viel gefunden. „Vor allem Schrott, Berge alter Nägel, Alufolie, Dosen, Kronkorken“ zählt er zu seiner Beute. Im Jahr 2017 fand er immerhin ein unterarmlanges Schwert, das er, wie es sich gehört, dem Landesamt für Denkmalpflege präsentierte. Die Fachleute schätzten, dass es aus dem späten Mittelalter bis zur frühen Neuzeit stammt.

Doch einmal, Ende 2021, hatte er wirklich Glück. Bei der Suche in dem besagten Waldstück bei Poppenlauer stieß er beim Sondeln in ganz geringer Tiefe, nur etwa zehn bis 15 Zentimeter unter der Oberfläche, auf ein leider angebrochenes dünnwandiges Gefäß mit einer großen Zahl von Münzen. 198 waren aus Silber, vier aus Gold , ergab die spätere genauere Sichtung.

Top secret

Er lieferte seinen Fund, wie es sein muss, sofort beim Landesamt für Denkmalpflege ab und auch die Gemeinde wurde darüber informiert. Zunächst wurde die Angelegenheit als „top secret“ eingestuft und blieb es auch.

Die Münzen, die Schatzgräber Mike bei Poppenlauer aus dem Boden holte, stammen unter anderem aus Holland, England, Frankreich (Elsass), Portugal, Belgien (Namur), Polen, der Schweiz (St. Gallen, Basel und Schaffhausen), aus Böhmen, Tirol, Niederlande (Zeeland, Maastricht), Ravensburg, Thournay , Braunschweig, London (mit einem Bild von Königin Elisabeth I. ), Frankfurt/Main, Konstanz, Geldern. Die Aufzählung ist noch lange nicht vollständig.

Zwischen 1466 und 1639

Dieser Schatz wäre die gute Grundlage für eine Sammlung mittelalterlicher Münzen, denn die Stücke stammen, wie gerade erwähnt, aus vielen verschiedenen europäischen Ländern und Städten und aus ganz unterschiedlichen Zeiten zwischen 1466 und 1639. Das ist ein starkes Indiz dafür, dass derjenige, der hier aus irgendeinem unbekannten Grund die Münzen vergraben hatte, vorher aus ebenso unbekannten Gründen in ganz Europa unterwegs war.

Und wer war derjenige, der vor Hunderten von Jahren diesen Schatz hier deponierte? „Darüber kann man natürlich nur spekulieren“, bedauert Matthias Klement . Auf jeden Fall war das frühestens im Jahr 1639, während des Dreißigjährigen Krieges. In diesem Jahr wurde nämlich eine fast 30 Gramm schwere Silbermünze aus Nürnberg geprägt, die zu dem Schatz gehört. „Es könnte ein Soldat oder ein reisender Händler gewesen sein, der später nicht mehr dazu kam, seine Münzen wieder auszugraben“, meint Klement.

Was sind sie wert?

Der Wert der gefundenen Münzen ist noch nicht bekannt. „Bei der Vielzahl der weltweit über Jahrhunderte und Jahrtausende geprägten Münzen sind naturgemäß nicht alle Stücke wirklich wertvoll. Gold- und Silbermünzen haben aber immer mindestens den Wert des enthaltenen Edelmetalls“ schreibt dazu ein Münzhändler auf seiner Internetseite . 

Reines Gold kostet zur Zeit etwa 90 Euro pro Gramm. Silber ist um vieles billiger. Ein Barren mit 100 Gramm ist für etwa 73 Euro zu haben. Wichtige Kriterien für den Wert von Münzen seien Seltenheit (Auflage), Alter, Erhaltungszustand und die aktuelle Sammlernachfrage.

Der Schatz wird geteilt

In Bayern gibt es kein sogenanntes „Schatzregal“, das dem Freistaat das Eigentum an solchen Schätzen sichern würde. In allen anderen Bundesländern bekommen Finder gar nichts oder einen geringen Finderlohn. Nur in Bayern gilt noch die „Hadrianische Teilung“ nach dem Paragraphen 884 des Bürgerlichen Gesetzbuches: Das bedeutet, dass der erfolgreiche Schatzsucher und der Grundstückseigentümer sich, von Ausnahmen einmal abgesehen, den Schatz teilen dürfen. 

Die goldenen Zeiten für erfolgreiche Schatzsucher gehen allerdings demnächst auch im Freistaat zu Ende. Die Süddeutsche Zeitung berichtete Anfang August letzten Jahres unter der Überschrift „Bayern sagt Schatzsuchern den Kampf an“, dass die bayerische Staatsregierung „dem beliebten Hobby Schatzsuche Einhalt gebieten“ und auch hier das Schatzregal einführen wolle. Auf der Internetseite des Münchener Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst heißt es dazu weiter, dass der Ministerrat im Dezember letzten Jahres entsprechende Gesetzesänderungen beschlossen hat, die allerdings noch nicht vom Landtag gebilligt sind.

Dass Gesetze niemals rückwirkend geändert werden, ist eines der Grundprinzipien des Rechtsstaates. Deshalb gilt für diesen Schatzfund auf jeden Fall noch die alte Hadrianische Teilung. Das wiederum bedeutet, dass der Schatz aus dem Wald bei Poppenlauer irgendwann in den nächsten Wochen oder Monaten an Mike, den glücklichen Finder und an die Marktgemeinde als Eigentümer des Grundstücks übergeben wird.

Schatz darf nicht geteilt werden

Das Landesamt für Denkmalpflege selbst hat kein Interesse angemeldet, den Schatz zu übernehmen. Geteilt werden darf er allerdings nicht, hat die Behörde bereits angeordnet. Der Schatz muss also als Ganzes zusammenbleiben und die Münzen dürfen nicht einzeln verkauft werden. Also muss einer der beiden Eigentümer den anderen auszahlen – wie hoch diese Summe wäre, darüber kann im Augenblick nur spekuliert werden.

Die Marktgemeinde ist nicht unbedingt arm, doch Bürgermeister Klement würde trotzdem ein Problem sehen, den Schatz zu übernehmen: „Unser Heimatmuseum in Poppenlauer ist völlig ungesichert und auch sonst haben wir in der Gemeinde eigentlich keinen sicheren Ort dafür“.

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Kommentare
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Paragraph 884 BGB lautet: "Soweit der Anspruch durch die Vormerkung gesichert ist, kann sich der Erbe des Verpflichteten nicht auf die Beschränkung seiner Haftung berufen."

    Den Schatzfund regelt Paragraph 984.
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  • Eos123456
    Wenn Bayern das Schatzregal einführt, werden wohl noch weniger Hobbysondler ihre Funde melden.
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