Im Mai eröffnete in der Bärenburg das erste Sauerstoffhotel Unterfrankens. Manuela Röhlinger kennt kein weiteres in der näheren und weiteren Umgebung. Dann gibt es erst wieder eins im Allgäu, weiß die Leiterin der Münnerstädter Selbsthilfegruppe. Endlich können jetzt Langzeittherapie-Patienten aus ganz Deutschland auch in der Rhön Urlaub machen und dabei in der Vorrhön übernachten. Denn in dem Haarder Gasthof steht ein riesiger Sauerstoffbehälter zum Nachfüllen bereit. „Das gibt den Patienten das Gefühl der Unabhängigkeit.“
Denn wer krank ist und deswegen rund um die Uhr Sauerstoff braucht, fühlt sich im Alltag oft eingeschränkt, hat Röhlinger an ihren Münnertstädter Schützlingen beobachtet. Langzeittherapie-Patienten tragen schließlich ständig einen kleinen Sauerstofftank mit sich herum. Und wenn der leer ist, muss das gasförmige Lebenselixier sofort nachgefüllt werden. Unter diesen Vorzeichen unbeschwert einen Urlaub in Angriff zu nehmen, ist schlichtweg unmöglich. Es sei denn, man fühlt sich, wie in Haard, gut aufgehoben.
Für die Patienten stehen die Vorzeichen hier gut, sagt Röhlinger und verweist zum Beispiel auf die zwei Lungenfachärzte in Bad Neustadt und Bad Kissingen, auf das Münnerstädter Thoraxzentrum und ihr eigenes Domizil in Haard. „Das ist für Urlauber eine Traumkonstellation.“
Das Sauerstoffhotel in Haard könnte auch unter touristischen Gesichtspunkten interessant werden, glaubt Röhlinger. Denn wenn es sich herumspricht, dass man mit einem Sauerstoffgerät in der Vorrhön gut unterkommt, reisen womöglich Patienten aus Hamburg, Bonn und Berlin an, um sich zusammen mit ihren Angehörigen hier im Fränkischen zu erholen und die fünf Staatsbäder zu bereisen oder die Rhön zu erkunden.
Und es geht alles ganz einfach: Wer hier übernachten will, ruft an und erkundigt sich, wie er sein Gerät an den Sauerstofftank in der Bärenburg anschließen kann. Stammt das eigene Gerät zufällig von der selben Firma (in diesem Fall Linde aus Unterschleißheim), ist alles kein Problem. Viele Geräte anderer Hersteller sind kompatibel und jederzeit an Großtanks anschließbar, weiß die Leiterin der Selbtshilfegruppe.
Gasthof als Schulungsort
Die Idee zum Sauerstoffhotel entstand laut Röhlinger beiläufig. Zunächst hatte sich die Selbtshilfegruppe die Bärenburg vor Jahren als regelmäßigen Treffpunkt ausgeguckt. „Wir merkten dann, dass die Gäste den Patienten gegenüber sehr offen sind.“ Keiner habe „komisch geschaut“ oder hinter vorgehaltener Hand getuschelt, sagt Röhlinger. Es wurde eher mal gewitzelt, dass der Sauerstofftank im Gastraum wie eine hochexplosive „Bombe“ aussieht.
Vor drei Jahren veranstaltete der Unterschleißheimer Sauerstoff-Lieferant dann schließlich eine Schulung in Haard. Die Verantwortlichen seien von dem Gasthof sichtlich angetan gewesen. Auch eine Reisegruppe mit Betroffenen aus ganz Deutschland machte schon einmal für ein paar Tage in Haard Station, erzählt die Gruppenleiterin.
Damals gab es ein großes Besucherprogramm: Die Gäste fuhren in Bad Kissingen Dampferle, besuchten Schloss Aschach, verbrachten fröhliche Stunden bei der Weinprobe in Ramsthal und kehrten auf dem Kreuzberg ein. „Wir gehen mit allem offen um“, sagt Bärenburg-Chefin Tanja Virnekäs. „Die Leute sind bei uns integriert.“ Weil das so ist, waren sie und ihr Mann auch gleich dabei, als Röhlinger sie auf die Idee mit dem Sauerstoffhotel brachte. „Freilich muss sich das herumsprechen und einspielen“, ist sich Virnekäs im Klaren. „Aber vielleicht kommt dann später der große Zulauf.“