So richtig schlecht ist es um den Bad Kissinger Bahnhof nicht bestellt. Richtig gut aber auch nicht. Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) sucht im Gespräch mit der Redaktion über den Stand der Dinge beim Bahnhof die goldene Mitte. "Wir haben einen guten Draht zur Deutschen Bahn. Aber natürlich läuft es aus unserer Sicht nicht ganz ideal."
Bei der Sanierung des Bahnhofs, der in einem teils maroden Zustand ist, gibt es laut Vogel verschiedene Zuständigkeiten.
Stadt will kurzfristige Verbesserungen umsetzen
Der Oberbürgermeister spricht von "kurzfristiger Ertüchtigung". Die falle in erster Linie in die Zuständigkeit der Stadt. "Wir werden die Illustrationen und Bilder, die auf das Welterbe hinweisen, deutlich verbessern. Der Vertrag dazu ist geschlossen und wir werden es bald angehen und da mehr machen."
Für Reisende ein - verständlicherweise - dringlicheres Problem sind die seit geraumer Zeit geschlossenen Toiletten im Empfangsgebäude. Auch hier sei ein Vertrag unterzeichnet worden. Vogel: "2025 werden die Toiletten saniert, es wird Unisex-Toiletten geben, die auch robuster sind und somit nicht mehr so leicht zerstört werden können." Zur Erinnerung: Die Toiletten wurden wegen Vandalismus geschlossen - und nicht mehr geöffnet. Wann genau die Arbeiten beginnen, hänge von der Bahn ab. "Ich hoffe, die Bahn hält Wort und das geht so schnell wie möglich an." Als nächster Schritt sollen die Ausschreibungen erfolgen.
Stadt wird die Toilette unterhalten
Die Stadt wird laut Vogel den Unterhalt der Toiletten übernehmen, weil die Bahn dies abgelehnt hat. "Die Toiletten haben eine touristische Bedeutung und sind wichtig für die Reisenden", sagt er. Die Stadt rechnet mit jährlichen Kosten von 20.000 bis 30.000 Euro für den Unterhalt der WC-Anlagen. Dazu Vogel: "Natürlich haben wir uns damit schwergetan, aber es ist wichtig, dass wir das machen, hier gab es auch Kritik aus der Bevölkerung."
Förderungen für Sanierungen notwendig
Für die "grundsätzliche Sanierung" des Bahnhofsgebäudes ist laut Dirk Vogel die Bahn zuständig. Im Bahnhof gebe es gleich mehrere Baustellen, die angegangen werden sollten.
Zunächst müsse in der Empfangshalle, die derzeit ein trauriges Bild abgibt, etwas geschehen. "Die Bahn beschäftigt sich ernsthaft damit", sagt Vogel, ergänzt aber: "Für den Konzern ist Bad Kissingen mit rund 1400 Reisenden pro Tag nicht der wichtigste Bahnhof."
Um eine grundlegende Sanierung schneller anzustoßen, soll über den Welterbe-Status der Stadt versucht werden, in entsprechende Förderprogramme zu kommen. Denn aus Sicht des Rathauschefs ist die Förderung der "Casus knacksus" bei allen Überlegungen.
Gesamte Entwicklung des Areals im Blick
In der Halle kann sich Vogel neben dem schon gut laufenden Kiosk weitere Nahversorgungsangebote vorstellen. Vor allem, wenn einerseits die Wohnungen über der Empfangshalle saniert und vermietet werden und andererseits die rund 150 Wohnungen im Prinzregentenpark im Jahr 2027 fertig und bezogen sind. "Es werden dort rund 300 Menschen wohnen und diese wollen auch irgendwo im Umfeld etwas einkaufen", sagt Vogel.
Eine grundlegende Verbesserung der Gesamtsituation sieht Dirk Vogel in etwa drei bis fünf Jahren.
Vogel geht noch einen Schritt weiter. Er sieht den Bahnhof im Zusammenhang mit dem gesamten Gebiet im Umfeld, zu dem er Ostring, Bundesstraße 286 und Ballinghain zählt. "Hier soll gesamtstädtisch gesehen in den kommenden Jahren einiges passieren. Ich gehe von einer radikal besseren Situation in den nächsten zehn Jahren aus."
Er nennt den geplanten neuen Rewe-Markt an der B286, den Neubau der Bundesstraße 286n zur A71 und die angedachte Umgestaltung des Schlachthofs. Zudem wolle die Stadt eine Verbindung zum Ballinghain schaffen, der östlich des Ostrings liegt und durch diesen von der Westseite, auf der der Bahnhof liegt, abgeschnitten ist. All dies werde dazu beitragen, das Gesicht des Areals deutlich zu verändern und, so hoffen es die Verantwortlichen im Rathaus, aufzuwerten. Vogel: "Insgesamt ist es gut, was dort in der Ecke entsteht. Aber es wird nicht von heute auf morgen passieren."