Es sind nur noch wenige Tage, bis Hunderte Musikbegeisterte in den Kissinger Kurgarten strömen werden, um zusammen mit den Profis vom BBC Symphony Orchestra zum dritten Symphonic Mob anzutreten. Heuer wird am Sonntag, 23. Juni 2024, der Finne Sakari Oramo dirigieren.
In einer Liga wie Kent Nagano
Sakari Oramo dirigiert in einer Liga wie Kent Nagano, der im vergangenen Jahr den Symphonic Mob geleitet hat. Seine Stationen sind vielfältig: Begonnen hat er als Violinist und Konzertmeister des Finnischen Radio-Sinfonieorchester. Nach seiner Ausbildung zum Dirigenten wurde er schnell Vize-Chefdirigent des Radio-Orchesters.
Nachfolger von Sir Simon Rattle
Er war Nachfolger von Sir Simon Rattle beim City of Birmingham Symphony Orchestra und Chefdirigent des schwedischen Royal Stockholm Philharmonic Orchestra. Als 2012 der berühmte Lorin Maazel erkrankte, sprang er als Dirigent bei den Wiener Philharmonikern ein. Seit 2013 ist er Chefdirigent des Londoner BBC Symphony Orchestra, das ebenfalls beim Kissinger Sommer 2024 auftreten wird.
Herr Oramo, Sie sind ja selbst ursprünglich Musiker, waren Violinist. Was machen Sie lieber: Spielen oder Dirigieren?
Tatsächlich liebe ich es, beides zu tun und das schließt sich nicht aus. In Bad Kissingen werde ich auch als Solist die Violine spielen. Allerdings sind es zwei sehr unterschiedliche Arten, Musik umzusetzen. Die Geige ist ein Handwerk, das man mit viel Anstrengung jeden Tag festigen muss. Dirigieren hingegen ist eher geistige Arbeit.
Und es ist anstrengend. Wer Dirigenten beobachtet, sieht, wie groß der körperliche Einsatz ist.
Absolut. Man muss in einer guten Kondition sein.
Sie sind auf der ganzen Welt unterwegs, arbeiten viel und vor allem mit Stars. Warum investieren Sie Ihre wenige Zeit in das Projekt Symphonic Mob?
Weil es mir eine außerordentliche Freude ist, Menschen zu begegnen, die Musik aus Herzenslust machen. Nicht, dass das die großen Stars nicht tun würden. Aber es ist wichtig für die Musikkultur, dass Musik von einer breiten Basis an Menschen gemacht wird, die die unterschiedlichsten Berufe innehat und auch unterschiedlichsten Alters ist. Das funktioniert mit einem Fünfjährigen wie auch mit einer Seniorin. Und außerdem habe ich durch den Symphonic Mob Kontakt zu unserem Publikum und auch zu unserer Zukunft.
Da Sie selbst musizieren, können Sie sich gut in die Laien versetzen, die alle ein bisschen aufgeregt sind. Was raten Sie den Menschen, die momentan – vermutlich – noch üben, für ihren großen Tag, um die Aufregung loszuwerden?
Sie sollen keine Angst haben! Sie sollen anbieten, was sie können und das wird, das verspreche ich, genügen. Und sie sollten sich daran erinnern, dass die Stars auch voller Nervosität sind – das wird schlimmer, je mehr man kann, ich weiß das selbst.
Was bedeutet Ihnen ganz persönlich die Musik?
Die Musik ist der große Teil meines Lebens. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht arbeite oder spiele, in meinem Kopf ist die ganze Zeit Musik. Aber es ist nicht erschöpfend, im Gegenteil: Sie gibt mir Energie. Die Energie des Lebens.
Und die Musik führt Sie durch die Welt, auch nach Bad Kissingen…
…ja, das ist mein viertes Mal in dieser Stadt. Ich freue mich sehr darauf, dass ich wieder in die schöne Stadt zurückkehren darf.
Warum sollten Kinder ein Instrument lernen?
Sie sollten es nur lernen, wenn sie es wollen, niemand sollte ein Kind dazu zwingen. Ob Rock oder Klassik, es ist völlig egal, welche Musik das Kind machen will. Ein Instrument zu lernen ist sehr gut für die Entwicklung des Gehirns und auch für alle emotionalen Funktionen des Menschen. Damit will ich nicht sagen, dass Musiker die besseren Menschen sind, aber sie haben durch das Erlernen von Musik mehr Werkzeuge in der Hand, um Emotionen auszudrücken oder auch technische Probleme zu lösen. Denn in der Musik ist beides verknüpft.
INFO:
Noch immer können Sie sich anmelden , dort die Noten herunterladen und mitspielen. Aufgeführt wird: Edvard Grieg „Morgenstimmung“ aus der Peer Gynt-Suite Nr. 1; Johannes Brahms Ungarischer Tanz Nr. 1; Richard Wagner „Pilgerchor“ aus „Tannhäuser“ (mit Unterstützung der Bad Kissinger Kantorei Herz-Jesu); Sergei Prokofjew „Tanz der Ritter“ aus dem Ballett „Romeo und Julia“.
Wenn Sie kein Instrument spielen oder nicht singen können: Kommen Sie trotzdem, hören Sie zu, beobachten Sie. Seien Sie Teil eines Erlebnisses, das Ihnen eine Gänsehaut garantiert. Oder auch zwei.
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