Wenn von wertvollen historischen Instrumenten die Rede ist, liegt der Gedanke an den genialen Geigenbauer Antonio Stradivari nicht fern. Es muss aber nicht immer gleich die Luxusklasse sein. Millionen sind Johannes Tapperts Gitarren zwar nicht wert, aber auch unter seiner gut 35 Instrumente umfassenden Sammlung finden sich außergewöhnliche Exemplare. Wie etwa die älteste noch spielbare Gitarre aus dem Jahre 1796 aus der Werkstatt des Weimarer Instrumentenbauers August Otto.
Für den Fototermin hat der Konzertgitarrist und Lehrer an der Bad Königshöfer Berufsfachschule für Musik seine Schätzchen in den Kultursaal Darre geschleppt. Die erste Überraschung: Alte Gitarren sind deutlich schmaler gearbeitet, als die ausladenden Modelle neuerer Herkunft. Die zweite Überraschung: sie klingen weicher, aber nicht weniger voluminös, wie Tappert beim kurzen Anspielen deutlich macht. Und schließlich die dritte: Die meisten hat er selbst restauriert.
Teures Vergnügen
Das hat einen einfachen Grund. Die Kosten können mitunter in fünfstellige Bereiche vordringen und übersteigen nicht selten den Wert einer Gitarre. Immerhin kann es passieren, dass die Arbeiten 50 bis 80 hoch bezahlte Stunden in Anspruch nehmen. Das hat Tappert am eigenen Geldbeutel erfahren, als vor gut 30 Jahren seine Sammelleidenschaft noch ganz am Anfang stand. Also wandte er sich an einen Bekannten im nahen Hofheim, der sich in der Kunst des Gitarrenbaus versteht und Tappert über Jahre in die „Lehre“ nahm. „Der hat mir alles beigebracht, was ich brauche“, sagt der gebürtige Schweinfurter, dessen reiches musikalisches Repertoire ausschließlich klassische Werke beinhaltet.
Die erste Gitarre, an die er sich restauratorisch herantraute, stammt aus Frankreich und wurde 1879 in dem gut 50 Kilometer westlich von Paris gelegenen Mirecourt in der Werkstatt der Herren Cherpittel und Pecheur gefertigt. Der Ort gilt als Hochburg der Gitarrenbaukunst, ähnlich wie Bubenreuth oder das thüringische Markneukirchen.
Tapperts Instrumente stammen vor allem aus Deutschland, Österreich, den USA, Frankreich oder England. Aus Spanien, das wegen seiner Flamenco-Tradition eine sehr große Gitarrendichte aufweist, um es mal so zu nennen, kommt keine einzige. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass man sich auf der iberischen Halbinsel nicht auf die Baukunst verstünde, sondern vor allem klimatische Gründe. Da Holz ja „arbeitet“, wie man weiß, leiden die Instrumente unter den Unterschieden, die zwischen dem trocken-heißen Süden und dem kühler-feuchten Klima in nördlicheren Gefilden herrschen.
Der Klang einer Gitarre lebt nämlich vor allem von der Spannung des Instrumentenbodens und der Decke, wie Tappert verrät. Und die verändert sich, wenn auf Grund klimatischer Bedingungen oder des Alters eines Instruments Prozesse in Gang kommen. Deshalb bewahrt Tappert seine wertvollen Exemplare auch nicht zu Hause auf, sondern in einem konstant temperierten Raum. Versicherungstechnische Umstände kommen hinzu.
Es ist auch wieder der Spannungsfaktor, der das Restaurieren so kompliziert und langwierig macht. Tappert hat die Kniffe aber dank seines Bekannten längst raus und schon einer ganzen Reihe von nicht mehr spielbaren Instrumenten wieder musikalisches Leben eingehaucht. Wie gut der „Sound“ der Alten beim Publikum ankommt, hat der Mittfünfziger bei seinen Konzerten bald herausgefunden. „Ich war sehr überrascht, wie gut die klingt“, sagt er über die erste Gitarre, an die er schon in den 80er Jahren Hand angelegt hatte. Damals, so erinnert sich der Mitbegründer der Berufsfachschule, sei es einfacher gewesen, preisgünstig an historische Instrumente zu kommen. Bei Namen, wie dem Gitarrenbauer Josef Stauffer, der im 19. Jahrhundert in Wien tätig war, schnalzen Kenner mit der Zunge. Sogar bei Ebay ergatterte er Schnäppchen. Die Zeiten sind allerdings vorbei, was Tappert eigentlich nur Recht sein kann. Schließlich betrachtet er – mit einem Augenzwinkern – seine zerbrechlichen Schätze auch als Alterssicherung. Gern würde er die historischen Instrumente, die er nutzt, um CDs einzuspielen, anderen Musikern zugänglich machen. Bei manchen funktioniert das zwar schon, aber um die Sache auf professionelle Füße zu stellen, würde Tappert am liebsten eine Stiftung gründen, in die er seine Gitarren einbringt. Die müsste dann allerdings von einem Mäzen finanziert werden.