Der Rückblick auf die Freiluftsaison fällt erwartungsgemäß coronabedingt anders und nicht so gut wie sonst aus. Aber Sebastian Worch, Dramaturg und in diesem Fall Disponent des Theaters, hatte auch gute Nachrichten: "Das Wetter hat wirklich gut mitgespielt. Es hat nur bei einer Vorstellung so geregnet, das wir unterbrechen mussten. Aber an vielen Abenden konnte sogar das Zeltdach eingerollt werden." Und: Alle Vorstellungen waren ausverkauft. Um den Kartenabsatz mussten sich die Maßbacher in diesem Sommer keine Gedanken machen. Aber dieser Vorteil hatte auch seinen Preis, wie die Zahlen zeigen: Normalerweise beginnt die Freilichtsaison im Juni, in diesem Jahr allerdings erst einen Monat später. Und dann konnte auch nur ein einziges Stück gezeigt werden - im Gegensatz zu den üblichen drei. Das Kinderstück musste ganz ausfallen, weil Schulen und Kindergärten keine Möglichkeit zum Kommen sahen.
Besucherzahl schwankte stark
Nun bedeutete in diesem Jahr allerdings ein ausverkauftes Theater kein volles Theater. Aufgrund der Coronaregeln und des genehmigungspflichtigen Belegungsplanes konnten durchschnittlich 85 Plätze belegt werden. In der Praxis schwankte die Zahl zwischen 66 und 107 Plätzen. Der Grund ist ganz einfach: Je mehr Gruppen mit Besuchern, die zusammensitzen durften, unterzubringen waren, desto weniger Sicherheitszwischenräume und damit nicht belegbare Plätze gingen verloren. Ein bisschen abgemildert wurde der Verlust dadurch, dass die Maßbacher heuer nicht nur an drei Abenden spielten, sondern an fünf - so wurden es statt der üblichen 50 heuer 57 Auftritte - und auch vier Zusatzvorstellungen gaben. Das hat dem Ensemble einiges abverlangt, aber, so Anne Maar : "Wir haben uns gefreut, dass wir wieder spielen konnten."
Trotzdem: Der Einbruch bei den Zuschauerzahlen war deutlich: "Im letzten Jahr hatten wir auf der Freilichtbühne 12 686 Zuschauer. Dazu kamen 12 000 Kinder bei den Kindervorstellungen. In diesem Jahr werden am Ende nur 4866 Zuschauer ,Honig im Kopf' gesehen haben." Die finanziellen Einbußen sind natürlich enorm. Aber Anne Maar ist optimistisch, dass das Theater in diesem Jahr noch einigermaßen unbeschadet über die Runden kommt. Denn es gab eine Soforthilfe des Freistaats, die auch sofort ausgezahlt wurde, die öffentlichen Zuschussgeber haben alle ihre Förderzusagen eingehalten, die Besucher und Fans des Theaters haben überraschend und beeindruckend viel gespendet. Und enorme Kosten wurden durch den Wegfall von Produktionen gespart.
Sorgen macht ihr allerdings das nächste Jahr. Da sieht sie die nicht unbegründete Gefahr, dass die Kulturförderung vielleicht zurückgefahren oder gar gestrichen wird. Und wenn nächstes Jahr immer noch die rigorosen Einschränkungen bei den Besucherzahlen gelten, kann nicht nur das Maßbacher Theater das Loch über Mehreinnahmen nicht stopfen.
Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Das Auffälligste ist der Spielort. Das Intime Theater ist, wenn es nach Coronavorschriften belegt wird, schlicht und einfach unwirtschaftlich klein. Deshalb ziehen die Maßbacher um. Sie haben die Lauertalhalle bis auf weiteres angemietet. Sie ist vielleicht nicht schön, aber praktisch. Denn von der Raumgröße her erlaubt sie eine "Corona-Bestuhlung auf Lücke", die der im Intimen Theater im Normalbetrieb entspricht. Das bedeutet, dass es bei den Abonnenten keine Abstriche geben muss und dass auch in dieser Spielzeit ein Freiverkauf möglich ist.
Halle eingerichtet
Ganz so einfach ist das in der Umsetzung allerdings nicht, denn die Halle ist ja eigentlich eher für Sport als für Theater gebaut und eingerichtet. So haben die Maßbacher in der Letzten Zeit sämtliche Wände mit schwerem schwarzem Stoff abgehängt, um die Akustik zu verbessern und die Lichtregie zu erleichtern. Die letzten drei Reihen stehen auf einem Podest, um die Sicht auf die Bühne zu erleichtern. Zurzeit werden Sitzkissen hergestellt, auf denen gut sicht- und lesbar die entsprechende Platznummer erkennbar ist und "Parksuchverkehr" vermieden wird. Was den einen oder anderen freuen wird: Es gibt - außer bei dem ersten Stück - wieder eine Vorstellungspause.
Über das Bewirtungskonzept werden zurzeit Gespräche geführt - und auch über die Abläufe des Publikumseinlasses. Wegen dieses Umzugs steht deshalb die Lauertalhalle nicht für " Peter Pan ", das Theaterstück für Kinder ab fünf Jahren, zur Verfügung. Ein Ausweichquartier ist bereits gefunden und angemietet: die Dorfhalle in Weichtungen. Ansonsten gibt es für zwei Jugendtheaterstücke mit Aufführungen in Maßbach und in Gastspielorten das TIP. Für eine vierte Produktion steht dann wieder die Freilichtbühne zur Verfügung.
Was wird in der kommenden Spielzeit überhaupt aufgeführt - eine Frage, die sich nicht nur die Theaterbesucher stellen, sondern die vor allem die Macher umgetrieben hat und immer noch umtreibt. So vieles musste abgesagt, verschoben, vertröstet, umgeändert, umbesetzt werden. Und plötzlich waren Überlegungen entscheidend, die man früher überhaupt nicht angestellt hat: Bietet das Stück ausreichend Möglichkeiten, die Abstandsregelungen einzuhalten - denn die gelten ja auch auf der Bühne? Was macht man mit so einfachen, aber oft wichtigen Dingen wie einem Kuss bei 1,5 Metern? "Die Regisseure haben den Auftrag bekommen für ihre Inszenierungen Konzepte zu entwickeln, die die Regeln einhalten", sagt Anne Maar .
Kein Problem
Bei dem ersten Stück ist das kein Problem, denn es ist ein Zwei-Personen-Stück (2. 10. bis 15. 11.). Zugegeben, der deutsche Titel ist ein bisschen spröde: "Erziehung für Rita". Aber unter seinem englischen Originaltitel "Educating Rita" ist das charmante und humorvolle Stück, das stark an "My Fair Lady" erinnert, weltberühmt geworden. Keine Probleme gibt es auch bei der Komödie "Nach Paris!" von Samuel Benchetrit (20.11. bis 3. 1.), in der sich drei Personen zufällig auf einem Bahnsteig treffen und in ein immer fesselnderes Gespräch geraten. Bei Gotthold Ephraim Lessings berühmter Tragödie "Emilia Galotti" (15. 1. bis 28. 2.) spielen zwar sieben Personen mit, aber es sind nie mehr als drei gleichzeitig auf der Bühne (wäre das früher jemandem aufgefallen?!?). Etwas problematisch ist Theodor Storms "Schimmelreiter" (5. 3. bis 18. 4.) in der Dramatisierung von Christian Schidlowsky: fünf Akteure, die oft zusammen auf der Bühne sind - und dann durchaus auch auf Tuchfühlung. Sollten sich, so Anne Maar , die Lage und die Abstandsregeln bis dahin nicht entspannt haben, soll Christian Schidlowsky mit demselben Team ein anderes Stück inszenieren, das Abstand ermöglicht. "Der Vorname", eine Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière (23. 4. bis 13. 6.), ist auch ein Fünf-Personen-Stück, aber es hat schon den großen Vorteil, dass es zwar erst im Intimen Theater aufgeführt werden soll, dann aber auf die Freilichtbühne hinauszieht, wo sich die Abstandsregeln natürlich leichter einhalten lassen. Im Sommer 2021 soll es wieder drei Freilichtstücke geben: neben dem "Vornamen" "Lügen haben junge Beine" (18. 6. bis 25. 7.), eine turbulente Farce von Ray Cooney und eine Fortsetzung von dessen berühmten "Taxi Taxi", und zu guter Letzt "Top Job: Ehemann" (31. 7. bis 4. 9.), eine Hochgeschwindigkeitskomödie von Edward Taylor.
Für den Publikumsnachwuchs sind im Spielplan 2020/21 vier Stücke im Angebot. Es beginnt mit " Peter Pan " von Christina Schidlowsky nach J. M. Barrie. Das Stück für Kinder ab 6 Jahren ist zwischen 27. 11. und 18. 12. In der Dorfhalle von Weichtungen zu sehen. "Nur ein Tag" ist ein Theaterstück von Martin Baltscheid für Kinder ab 5 Jahren. Gezeigt wird es zwischen 19. 2. und 9. 3. im TIP (Theater im Pferdestall); dann wandert die rührende Geschichte von einem Wildschwein, einem Fuchs und einer Eintagsfliege ins Repertoire. Im TIP findet am 16. 4. auch die Uraufführung von "glaub ich nicht" von Fanny Schmitt statt (bis 14. 5.). Die Autorin ist ein Maßbacher Gewächs. Über den JugendTheaterClub, in dem sie mehrere Jahre aktives Mitglied war, fand sie den Weg zum Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig und hat jetzt ihr erstes Jugendtheaterstück vorgelegt. Und schließlich gibt es im Sommer auf der Freilichtbühne (2. 7. bis 3. 8.) einen der Klassiker des Jugendtheaters "Urmel aus dem Eis" von Max Kruse und Frank Pinkus. Nach Maßbach kommt das lispelnde kleine Unwesen zum ersten Mal zu Besuch (für Kinder ab 5 Jahren).