Bei jedem Kissinger Sommer stehen Menschen wie Intendant Alexander Steinbeis im Vordergrund. Doch ohne die vielen Menschen im Hintergrund könnte keines der Festivals je stattfinden. Es sind die Chauffeure, Logistiker, Organisationstalente oder der, der sich um die Promis in der Königsloge im Littmann-Saal kümmert – ohne sie alle gäbe es das Klassik-Fest nicht. In einer losen Reihe stellen wir eine Handvoll dieser Menschen vor.
Steinbeis: "Sie ist Rückgrat und gute Seele"
Heute: Sabrina Hein. Über sie sagt Intendant Alexander Steinbeis: „Sie ist Rückgrat, gute Seele und in jeder Hinsicht hoch kompetente Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros. Gleichzeitig ist sie nach außen hin kaum sichtbar im Festival. Sie jongliert aber sehr, sehr viele Details.“ Und das macht Sabrina Hein: Sie ist Teil des Teams Logistik und Organisation – und hat es da mit vielen Stühlen, transportablen Flügeln und auch mal mit renitenten Künstlern zu tun.
Sabrina Hein ist erst 35 Jahre alt, aber sie hat tatsächlich unter allen bisherigen Intendanten und der Intendantin gearbeitet: Von Gründungs-Intendantin Kari Kahl-Wolfsjäger über Tilman Schlömp und nun Alexander Steinbeis. „Ich war 25 Jahre alt, als ich als Veranstaltungskauffrau begonnen habe.“ Damals unter Kari Kahl-Wolfsjäger , der ein gewisser Ruf vorauseilte. „Als junges Mädchen war das gar nicht so einfach“, sagt sie. Ihre Position ist auch nicht die einfachste: „Ich möchte und soll die Künstlerwünsche erfüllen und gleichzeitig auch die der Intendanz. Da steckt man oft mittendrin und muss die Mitte finden.“
Kommunikation, Geduld und Feingefühl
Das Wichtigste in ihrem Job: „Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation“, dann erst geht es um Organisationstalent, das man mitbringen muss – und viel Geduld und Feingefühl. Weitergebildet hat sie sich mit einem Studium, jetzt ist sie Veranstaltungsbetriebswirtin.
Der Kissinger Sommer ist auch deshalb so beliebt bei Künstlerinnen und Künstlern, weil es hier fast familiär zugeht. Wie gut die Verbindung zwischen Team und Musiker und Musikerinnen ist, zeigt eine Anekdote, die Sabrina Hein erzählt. „Als Alexander Steinbeis die Intendanz in Bad Kissingen übernommen hat, kam er direkt vom Deutschen Symphonie-Orchester in Berlin. Und als Direktor dort hatten wir ja bereits guten Kontakt. Er hat sich sehr gefreut, mich endlich live und in Farbe zu sehen, weil er sich von uns als Kissinger Sommer-Team immer sehr gut betreut gefühlt hat, als er noch Gast in Kissingen war.“
Familiäres Gefühl beim Kissinger Sommer
Und diese Verbindung zu den Künstlern scheint die halbe Miete zu sein. „Hier ist alles ein bisschen familiärer“, sagt die 35-Jährige. Und damit das so bleibt, gibt es Menschen wie sie.
„Meine Kollegin Katrin Möllers-Reininger und ich kümmern uns darum, dass die Künstlerinnen und Künstler ein Hotelzimmer bekommen, wir sorgen dafür, dass sie von Bahnhöfen oder Flughäfen abgeholt werden“, erzählt sie aus dem Alltag in der Hochzeit des Kissinger Sommers.
Das Handy ist 24/7 angeschaltet
Sie ist – wie alle anderen Kolleginnen und Kollegen - in dieser Zeit 24 Stunden an sieben Tagen die Wochen im Dienst des Festivals. „Anders geht es auch nicht. Mein Handy bleibt auch zuhause an.“ Gut so, denn: Eine Künstlerin verpasste ihren Flug. „Ich musste den Chauffeur Herbert Back zurückpfeifen, er war schon auf dem Weg nach Frankfurt.“ Die Frau landete schließlich Stunden später in Nürnberg und konnte sicher nach Bad Kissingen chauffiert werden. Am Rande: Noch nie ist es passiert, dass ein Künstler am Bahnhof oder Flughafen vergessen wurde.
Woher die hohen Kosten für den Kissinger Sommer auch kommen, erschließt sich vielleicht auch durch dieses Beispiel: Die Künstler wohnen oft im Ausland und wenn eine Solistin mit einem Orchester vorab proben muss, dann kann es sein, dass die Sängerin von Bern in der Schweiz nach London fliegen muss, um dort das Repertoire für den Kissinger Auftritt zu proben – auch darum kümmert sich Sabrina Hein. Und obendrein erstellt ihr Team auch die rund 100 Künstlerverträge.
Versehentlich Flug für die Geige gebucht
In den vier Wochen Kissinger Sommer ist sie dafür verantwortlich, den äußeren Rahmen zu schaffen, damit die Konzerte stattfinden können: Sie kümmert sich um die vielen Stühle, die gemietet und aufgestellt werden müssen, aber auch darum, dass Leih-Instrumente wie ein Konzertflügel auf der Bühne in Bad Kissingen steht oder auch, dass zum Open Air im Luitpoldpark das Rundrum wie fließend Wasser oder Strom zur Verfügung steht.
An einen witzigen Fehler, der ihr widerfahren ist, kann sie sich noch gut erinnern. „Ein Violinist hatte seinem Instrument einen Namen gegeben, ich glaube, es war Felix. Er schrieb uns: Felix und ich reisen am So-und-so-vielten an.“ Sabrina Hein hat das für sich so übersetzt: Sie braucht also zwei Flugtickets. „Tja“, lacht sie heute noch, „dann hab ich also versehentlich für Felix, die Geige, einen Sitzplatz im Flugzeug gebucht.“ Unfassbar peinlich sei ihr das gewesen, „so viel Geld für nix ausgegeben!“ Ihr Chef Thomas Lutz hat sie dann wieder aufgebaut.
Entschuldigung beim Hotel-Chef
An einen Künstler kann sich Sabrina Hein sehr gut erinnern. Den Geigen-Punk Nigel Kennedy . Der machte eben Sachen, die Punks so machen. „Er war eine Woche da, weil die Proben sehr umfangreich waren.“ In dieser Woche habe sie einen „sehr anspruchsvollen“ Künstler kennengelernt, für den sie beispielsweise Sushi aus Würzburg holten. Und ja, beim Hotel musste sich das Team dann auch entschuldigen. „Aber das ist die Ausnahme. Wir kriegen tolle Rückmeldungen von den Künstlerinnen und Künstlern, es ist schön, dass gesehen wird, was wir alles tun.“
Und was fällt ihr zu den drei Intendanten des Kissinger Sommers ein? Bitte drei Merkmale: „ Kari Kahl-Wolfsjäger : herrisch, emanzipiert, zukunftsgerichtet. Tilman Schlömp: ein zurückhaltender Zahlenmensch, sehr musikaffin. Alexander Steinbeis: offenherzig, nahbar und sehr klar in seinen Vorstellungen.“ Und das schönste an ihrem Job? „Wenn ich am Ende eines Tages sehe, dass 1000 Gäste einen wundervollen Abend hatten.“