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LKR Bad Kissingen
Rücksichtsvoller Lichterglanz
Sabine Frank, Koordinatorin des Sternenparks Rhön, warnt vor den ökologischen Gefahren der Weihnachtsbeleuchtung. Doch welche überraschenden Tipps hat sie für umweltfreundlichen Festtagsschmuck?
So sollte eine weihnachtliche Beleuchtung nicht aussehen.       -  So sollte eine weihnachtliche Beleuchtung nicht aussehen.
Foto: Marion Eckert | So sollte eine weihnachtliche Beleuchtung nicht aussehen.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 21.01.2025 16:06 Uhr

Die einen mögen es eher dezent, andere wiederum rüsten in der Advents- und Weihnachtszeit ihre Gärten und Vorgärten in Sachen Weihnachtsbeleuchtung so richtig auf. So romantisch das eine oder andere Lichtchen in einer Laterne sein kann, so schnell kann weihnachtliche Beleuchtung auch zu viel des Guten werden – das meint zumindest die Koordinatorin des Sternenparks Rhön, Sabine Frank. „Früher gab es einen Weihnachtsbaum vor dem Rathaus oder der Kirche und die Leute haben sich daran erfreut. Heute wird vor allem im privaten Bereich viel zu viel gemacht“, moniert sie. Zu viel Beleuchtung sei häufig nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern viel mehr eine Belastung für die Umwelt.

Tiere und Insekten irritiert

Jeder, der seinen Garten nachts beleuchte, müsse sich im Klaren sein, dass Gärten Lebens-, Rückzugs- und Schlafräume für Tiere und Insekten sind, und zwar im Sommer wie im Winter. „In Baumrinden überwintern Larven und Eier. Wenn ein Baum mit künstlichem Licht umwickelt wird, dann kann es zu Irritationen, Fehlbildungen und Populationsausfällen kommen“, erklärt Frank.

Der Sternenpark setze sich für die natürliche Nacht, möglichst ohne künstliche Beleuchtung ein. „Zur Lichtverschmutzung tragen nicht nur Gemeinden, Betriebe oder Sportvereine mit ihren Flutlichtanlagen bei, sondern in den letzten Jahren durch die billigen LEDs auch Privatleute.“ Gerade der Winter sei die Zeit, in der es viele Tiere ohnehin schon schwer haben. „Da brauchen sie keine mit Lichterketten umwickelte Bäume.“

Hohe Schadstoffbelastung

Abgesehen von der Optik, der Lichtverschmutzung und Beeinträchtigung für Lebewesen macht Frank auf den Ressourcenaufwand aufmerksam. „Die Lichter sind oft schadstoffbehaftet, der Kunststoff voller Weichmacher. Bei Weihnachtsbeleuchtung handelt es sich nicht um notwendige Funktionsbeleuchtung. Es ist reine Dekoration, die zur Lichtverschmutzung beiträgt und die Umwelt negativ beeinflusst. Sie kostet wertvolle Ressourcen und Strom“, fasst Frank zusammen. Selbst wenn man auf LED-Beleuchtung umstelle, werden Ressourcen, in dem Fall Seltene Erden für die Halbleiter benötigt. „Das ist nicht recycelbar. Defekte Lichterketten und Solarlichter werden weggeworfen, dabei fällt das unter Sondermüll.“

Die echten Sterne funkeln lassen. Der „wahre Weihnachtsbaum“.       -  Die echten Sterne funkeln lassen. Der „wahre Weihnachtsbaum“.
Foto: Helmut Schnieder | Die echten Sterne funkeln lassen. Der „wahre Weihnachtsbaum“.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ließ Lichterketten bekannter Hersteller untersuchen. „Drei der vier getesteten Lichterketten sind so hoch mit Schadstoffen belastet, dass sie nicht verkauft werden dürfen“, heißt es in der Analyse. Außerdem verweist der BUND auf die hohen Energiekosten: „Die Weihnachtsbeleuchtung verbraucht deutschlandweit so viel Strom wie in eine mittelgroße Stadt im gesamten Jahr.“

Sabine Frank möchte den Menschen in dunklen Jahreszeit ihre Lichter nicht verbieten. Sie setzt auf Einsicht und Vernunft und hat natürlich auch eine ganze Reihe an Tipps parat. „Den Sternenhimmel an sich wahrnehmen. Die echten Sterne leuchten lassen“, ist der „Sternenfee der Rhön“ natürlich am liebsten. Und Planeten auch:  „Gerade am Winterhimmel vor Weihnachten sind Jupiter und Mars so schön zu sehen.“

Wie ein echter Weihnachtsbaum im Freien aussehen kann, verrät die Koordinatorin des Sternenparks Rhön, Sabine Frank: „Man stellt sich an einem klaren Abend an den Stamm eines unbelaubten Baumes, legt den Kopf in den Nacken und schaut nach oben. An jedem Ast funkelt ein Stern.“

Weniger ist mehr

Wer dennoch nicht ganz auf Beleuchtung verzichten möchte, bittet Sabine Frank nicht die Gärten zu beleuchten, sondern nur den Eingangsbereich oder ein Fenster. „Bitte keine Lichter auf Grünflächen und in Bäume.“ Weniger ist mehr, sollte die Devise lauten. Eine dezente Dekoration in warmen Farben könne mehr hermachen und romantischer sein als unzählige Lichter. Sinnvoll sei es, die Lichter nicht die ganze Nacht brennen zu lassen. „Wenn die Lichter um 20 Uhr oder 20.30 Uhr wieder ausgeschaltet werden, reicht es vollkommen, dann sei in der dunklen Jahreszeit ohnehin kaum mehr jemand draußen unterwegs. Außerdem ist darauf zu achten, dass sie nicht flackern.“

Bewusster Umgang mit dem Thema

Sabine Frank wünscht sich einen bewussten Umgang mit dem Thema, dann stehe einer romantischen Advents- und Weihnachtszeit nichts im Wege.

Für alle, die auf keinen Fall auf eine Weihnachtsbeleuchtung verzichten wollen, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zwei Hinweise: Empfohlen wird auf batteriebetriebene Lichterketten zu verzichten und eine Zeitschaltuhr zu nutzen, um die Zeiten zu reduzieren. „Davon profitieren auch nachtaktive Tiere. Künstliches Licht suggeriert Tieren einen verlängerten Tag oder gar Sommer“, heißt es von den Verantwortlichen weiter. Das könne zu einer Störung des Winterschlafes führen, was für viele Tiere die Überlebenschancen verschlechtere.

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Weniger ist oft mehr. Ein kleines Licht in einer Laterne reicht für eine festliche und weihnachtliche Stimmung       -  Weniger ist oft mehr. Ein kleines Licht in einer Laterne reicht für eine festliche und weihnachtliche Stimmung
Foto: Marion Eckert | Weniger ist oft mehr. Ein kleines Licht in einer Laterne reicht für eine festliche und weihnachtliche Stimmung
 
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