Der Sommerwind treibt ein kleines Floß über das Wasser des runden Brunnens am Viehmarkt in Hammelburg . " Saale Musicum - wir sind dabei" grüßt es vom Segel. Kinder schubsen es wieder in die Mitte, haben ihren Spaß, während sich der Platz langsam füllt, Musikanten eintreffen und Kuno Holzheimer, als künstlerischer Leiter der Musikakademie Hammelburg und Motor des Festivals, die Besucher und Prominenz aus drei Landkreisen begrüßt. Aber das Floß schwimmt gar nicht auf der Saale , hält nicht direkt am Wasser, kein lauschiger Ort an einer Brücke oder Mühle.
Weitsichtige Entscheidung
"Dennoch gehört es hier her, in die Mitte der Stadt Hammelburg ", begrüßt Landrat Thomas Bold die Hammelburger, denn "hier wurde 2004 in der ersten deutschen Musikakademie im Kloster Altstadt die Idee dieser klingenden Visitenkarte der Region geboren". Guter Grund also, das 15-jährige Jubiläum gerade in der Weinstadt an der Saale zu feiern.
Auch Landrat Thomas Schiebel vom Nachbarlandkreis Main-Spessart schlägt einen großen Bogen von der Veranstaltung hin zum Lebensgefühl auf dem Land. Das ist es, wovon Städter träumen, sich eingebunden fühlen in eine Gemeinschaft, den Bezug zur Heimat spüren, dabei sein, miteinander feiern, zeigen, was die Region zu bieten hat. "Musik und Kultur ist Leben für das flache Land".
Vielfalt regionaler Musik
45 Orte, mehr als 50 Veranstaltungen in fünf Wochen stehen in diesem Jahr auf dem Programm und wenn das Balkenschiffchen in einer Woche vor der Mündung in den Main aus dem Wasser gehoben wird, werden es wohl 35.000 Besucher die Reise musikalisch, kulturell und kulinarisch begleitet haben.
Das sympathische Floß, das an der Saale Quelle in Alsleben im Landkreis Rhön-Grabfeld in das anfangs noch seicht plätschernde Wasser über Bad Kissingen, Hammelburg nach Gemünden geschickt wird, symbolisiert ein Festival kulturellen Verstehens, zeigt, was die Orte an musikalischer Qualität zu bieten haben, welch romantische Flecken es auf seinem Weg durchläuft, wie viel historisches Erbe an den Ufern erhalten ist.
"Wer hätte gedacht, dass es einige Alphornbläser Formationen in unserem Landkreis gibt", kündigt Kuno Holzheimer die "Rhöner Alphornbläser" aus Geroda an und stellt die Naturinstrumente ohne Ventile und Klappen vor: "Lassen Sie sich überraschen, was man aus nur acht Tönen machen kann". Bergstille heißt die Melodie, die weit über den Platz trägt. Dann tanzt sogar eine Hammelburger Alpenpolka, die in der Musikakademie entstanden ist, über den Markt. Und weil Tausendsassa Holzheimer auch Alphorn kann, spielt er einfach mal mit.
Tango auf dem Viehmarkt
Inzwischen sind alle Schattenplätze belegt, ist der Platz gut gefüllt. Gut so, denn ein besonderes Schmankerl steht auf dem Programm. Und wie schön das klingt. Eine Bratsche und eine Konzertgitarre. "Viola 'n Guitar" nennen sich zwei junge Frauen. Spanisch in Rot und Schwarz gekleidet, spielen sie doch tatsächlich einen hinreißenden Tango von Piazzola. Sind wir denn hier in Argentinien oder auf dem Viehmarkt? Regine Brand streicht die warme Viola und Ana Benitez, eine echte Spanierin, zupft und rockt die Gitarre. Schostakovich können sie und auch Metallica. Zum Abschluss träumt sich das Publikum mit den Mamas und Papas bei "Dream a little Dream of me" in die 60-er Jahre.
Natürlich gibt es auch eine offizielle Floßübergabe an den Landrat von Gemünden, aber das geht flott. Und weil so ein Fest ohne Blasmusik fast nicht geht, spielt auch noch "Wanderblech" auf. Fränkisch, böhmisch, bayerische Klänge. Konzertant, mitreißend, gekonnt, treiben sie mit "Milenka" und anderen Blasmusikhits die Temperaturen nochmals in die Höhe.