Bad Kissingen
Rüben aus der Vergangenheit
Das Wurzelgemüse kann auf eine bewegte und jahrhundertlange Geschichte zurückblicken. Und inzwischen wurde es wiederentdeckt.
Gemüse ist langweilig? Falsch gedacht: Die Pastinake kann sich verglichen mit ähnlichen Gewächsen, wie der Karotte, durchaus sehen lassen: Im Bundeslebensmittelschlüssel, einer Datenbank in der Nährstoffgehalte unterschiedlicher Nahrungsmittel verzeichnet sind, findet der viermal höhere Gehalt an Kalium, Protein und Vitamin C und die geringe Kalorienzahl Erwähnung.
Der Geschmack ist laut Ulla Isle, Fachoberlehrerin für Ernährung und Versorgung am Berufsbildungszentrum (BBZ) in Münnerstadt nicht allzu dominant. Das hat den Vorteil, dass sie vielen Gerichten beigemischt werden kann. Die Fachoberlehrerin nennt als Beispiele Kartoffel-Stampf und Eintöpfe. "Dass Pastinake oft auch dem zusammengestellten Suppengemüse im Supermarkt beigelegt wird, ist noch nicht allzu lang der Fall. Die Rübe kann aber auch eigens zu Fritten oder Chips verarbeitet werden." Zudem ist sie eine Alternative zur Karotte im Kuchen. Ein weiterer Vorteil ist: "Die Pastinake ist relativ preisgünstig", ergänzt Ulla Isle.
Der Fantasie beim Kochen mit der weißlich-gelben Rübe sind also keine Grenzen gesetzt. Das sieht auch Stefanie Zahlaus so: "Pastinaken sind mal was anderes. Jeder kennt immer nur die Karotte." Die Mitarbeiterin in Denn's Biomarkt in Bad Kissingen erklärt, dass viele die Rüben mit Wurzelpetersilie verwechseln würden. "Auch für Babynahrung taugen die Pastinaken", erklärt sie eine weitere Möglichkeit, die Wurzel weiter zu verwerten.
"Unsere Vorfahren wussten, was sie tun", fällt Ulla Isle zur Bedeutung der Pastinake ein. "Es muss nicht immer nur etwas Exotisches sein." Sie findet es gut, wenn mit dem Kauf regionaler Produkte die Landwirtschaft vor Ort unterstützt wird. Man könne die Pastinake auch selbst anbauen. Das allerdings brauche Zeit, weil das Gemüse eine lange Wachstumsphase hat.
Aber wie sehen eigentlich die idealen Anbaubedingungen für ein derartiges Supergemüse aus? Wer auf den geschmacklichen Spuren der Römer wandeln will, kann im März starten. Doch der Hobbygärtner muss Acht geben, denn zu frühes Aussähen kann zum "Schossen" führen. Das bedeutet, dass sich Blütenstände ausbilden, was bei der Pastinake unerwünscht ist. Wie genau Anbau, Ernte und Einlagerung funktionieren, beschreibt Gartenexperte Jupp Schröder (siehe unten).
Die Pastinake verfügt über eine spannende Geschichte. Erwähnung findet das Gemüse bereits im alten Rom. Hier wurde sie häufig für Eintöpfe verwendet. Laut dem antiken Geschichtsschreiber Plinius ließ Kaiser Tiberius die Rübe als Tribut aus den besetzten germanischen Gebieten auf die kaiserliche Tafel liefern. Aufnahme fand die Wurzel auch in dem ersten praktischen Kräutermedizinbuch, das von dem griechischen Arzt Dioskurides zu Zeiten Kaiser Neros veröffentlicht wurde.
Hier wurden ihr heilende Wirkungen gegen Schlangenbisse zugeschrieben. Der Anbau wurde sogar
durch Karl den Großen in einer Verordnung gesetzlich vorgeschrieben.
Die Popularität der Pflanze riss auch im Mittelalter nicht ab. Den Pflanzensaft verabreichte man während der Pestepidemien den Erkrankten. Deshalb erhielt sie den Namen "Pestnacke". Erst durch das Etablieren der Kartoffel verschwand die Pastinake, die zur Familie der Doldenblüter gehört, in Deutschland allmählich. Ihr kulinarisches Revival konnte die karottenähnliche Pflanze erst mit dem Aufkommen der ökologischen Landwirtschaft feiern.
Im Schulalltag fällt Ulla Isle auf, dass doch noch so manche Vorurteile über das alte, wiederentdeckte Gemüse existieren. "Ich finde es schade, wenn manche skeptisch an die Sache herangehen und wenn diese Skepsis so schwer zu überwinden ist." Auf dem Wochenmarkt werde so vieles angeboten, "da lohnt es, die Augen offen zu halten". lue/kjs
Steckbrief: Die Pastinake ist als Doldenblütler (Umbelliferae) mit Möhren, Knollensellerie, Knollenfenchel, Petersilie, Kerbel und Dill verwandt. An Wegesrändern und Magerwiesen kann man im Sommer häufig wilde Pastinaken sehen. Aus der Wildform wurden im Laufe der Jahrhunderte Sorten mit einer dicken Rübe gezüchtet. Im 18. Jahrhundert gehörte die Pastinake zu den am häufigsten kultivierten Gemüsearten in Europa.
Inhaltsstoffe: Das Wurzelgemüse enthält relativ viele Kohlenhydrate (Zucker, Stärke und Quellstoff Pektin) und macht daher lange satt. Das in Pastinake steckende ätherische Öl bringt neben dem typischen würzigen Geschmack eine leicht antibakterielle Wirkung. Pastinaken sind reich an Vitamin C, B-Vitaminen und Mineralstoffen (vor allem Kalzium und Phosphor).
Anbau im Garten : Der beste Termin zur Aussaat ist Ende März und April. Eine Voranzucht ist nicht möglich. Die Keimdauer liegt bei drei bis fünf Wochen. Der Reihenabstand sollte 35 Zentimeter betragen, der Endabstand in der Reihe zehn bis 15 Zentimeter. Die Zeit von der Aussaat bis zur Ernte beträgt sechs bis sieben Monate.
Tipp: Der Anbau auf leichten Dämmen bringt besonders bei schweren Böden viele Vorteile. Vor der Aussaat wird der tiefgründig gelockerte Boden etwa 25 Zentimeter hoch gezogen, so dass Wälle wie auf einem Kartoffelacker entstehen. So kann sich die Erde viel besser erwärmen. Auch Staunässe lässt sich so vermindern. Auf der Dammkrone wird ausgesät.
Ernte und Lagerung: Die Wurzel ist frosthart und kann den ganzen Herbst und Winter über bei offenem Boden geerntet werden. Unsere meist zu trockenen Keller sind für eine lange Lagerung nicht gut geeignet. In einem nicht zu kalten Winter kann man die Rüben in Kisten mit Laub packen und im Freien an einem sonnengeschützten Platz aufstellen. Bei anhaltenden starken Frösten müssen die Kisten in einen frostfreien Raum umziehen. Jupp Schröder
Der Geschmack ist laut Ulla Isle, Fachoberlehrerin für Ernährung und Versorgung am Berufsbildungszentrum (BBZ) in Münnerstadt nicht allzu dominant. Das hat den Vorteil, dass sie vielen Gerichten beigemischt werden kann. Die Fachoberlehrerin nennt als Beispiele Kartoffel-Stampf und Eintöpfe. "Dass Pastinake oft auch dem zusammengestellten Suppengemüse im Supermarkt beigelegt wird, ist noch nicht allzu lang der Fall. Die Rübe kann aber auch eigens zu Fritten oder Chips verarbeitet werden." Zudem ist sie eine Alternative zur Karotte im Kuchen. Ein weiterer Vorteil ist: "Die Pastinake ist relativ preisgünstig", ergänzt Ulla Isle.
Der Fantasie beim Kochen mit der weißlich-gelben Rübe sind also keine Grenzen gesetzt. Das sieht auch Stefanie Zahlaus so: "Pastinaken sind mal was anderes. Jeder kennt immer nur die Karotte." Die Mitarbeiterin in Denn's Biomarkt in Bad Kissingen erklärt, dass viele die Rüben mit Wurzelpetersilie verwechseln würden. "Auch für Babynahrung taugen die Pastinaken", erklärt sie eine weitere Möglichkeit, die Wurzel weiter zu verwerten.
"Unsere Vorfahren wussten, was sie tun", fällt Ulla Isle zur Bedeutung der Pastinake ein. "Es muss nicht immer nur etwas Exotisches sein." Sie findet es gut, wenn mit dem Kauf regionaler Produkte die Landwirtschaft vor Ort unterstützt wird. Man könne die Pastinake auch selbst anbauen. Das allerdings brauche Zeit, weil das Gemüse eine lange Wachstumsphase hat.
Aber wie sehen eigentlich die idealen Anbaubedingungen für ein derartiges Supergemüse aus? Wer auf den geschmacklichen Spuren der Römer wandeln will, kann im März starten. Doch der Hobbygärtner muss Acht geben, denn zu frühes Aussähen kann zum "Schossen" führen. Das bedeutet, dass sich Blütenstände ausbilden, was bei der Pastinake unerwünscht ist. Wie genau Anbau, Ernte und Einlagerung funktionieren, beschreibt Gartenexperte Jupp Schröder (siehe unten).
Auch als Medizin im Einsatz
Die Pastinake verfügt über eine spannende Geschichte. Erwähnung findet das Gemüse bereits im alten Rom. Hier wurde sie häufig für Eintöpfe verwendet. Laut dem antiken Geschichtsschreiber Plinius ließ Kaiser Tiberius die Rübe als Tribut aus den besetzten germanischen Gebieten auf die kaiserliche Tafel liefern. Aufnahme fand die Wurzel auch in dem ersten praktischen Kräutermedizinbuch, das von dem griechischen Arzt Dioskurides zu Zeiten Kaiser Neros veröffentlicht wurde.
Hier wurden ihr heilende Wirkungen gegen Schlangenbisse zugeschrieben. Der Anbau wurde sogar
durch Karl den Großen in einer Verordnung gesetzlich vorgeschrieben.
Die Popularität der Pflanze riss auch im Mittelalter nicht ab. Den Pflanzensaft verabreichte man während der Pestepidemien den Erkrankten. Deshalb erhielt sie den Namen "Pestnacke". Erst durch das Etablieren der Kartoffel verschwand die Pastinake, die zur Familie der Doldenblüter gehört, in Deutschland allmählich. Ihr kulinarisches Revival konnte die karottenähnliche Pflanze erst mit dem Aufkommen der ökologischen Landwirtschaft feiern.
Im Schulalltag fällt Ulla Isle auf, dass doch noch so manche Vorurteile über das alte, wiederentdeckte Gemüse existieren. "Ich finde es schade, wenn manche skeptisch an die Sache herangehen und wenn diese Skepsis so schwer zu überwinden ist." Auf dem Wochenmarkt werde so vieles angeboten, "da lohnt es, die Augen offen zu halten". lue/kjs
Wenig Mühe, reiche Ernte
Steckbrief: Die Pastinake ist als Doldenblütler (Umbelliferae) mit Möhren, Knollensellerie, Knollenfenchel, Petersilie, Kerbel und Dill verwandt. An Wegesrändern und Magerwiesen kann man im Sommer häufig wilde Pastinaken sehen. Aus der Wildform wurden im Laufe der Jahrhunderte Sorten mit einer dicken Rübe gezüchtet. Im 18. Jahrhundert gehörte die Pastinake zu den am häufigsten kultivierten Gemüsearten in Europa.
Inhaltsstoffe: Das Wurzelgemüse enthält relativ viele Kohlenhydrate (Zucker, Stärke und Quellstoff Pektin) und macht daher lange satt. Das in Pastinake steckende ätherische Öl bringt neben dem typischen würzigen Geschmack eine leicht antibakterielle Wirkung. Pastinaken sind reich an Vitamin C, B-Vitaminen und Mineralstoffen (vor allem Kalzium und Phosphor).
Anbau im Garten : Der beste Termin zur Aussaat ist Ende März und April. Eine Voranzucht ist nicht möglich. Die Keimdauer liegt bei drei bis fünf Wochen. Der Reihenabstand sollte 35 Zentimeter betragen, der Endabstand in der Reihe zehn bis 15 Zentimeter. Die Zeit von der Aussaat bis zur Ernte beträgt sechs bis sieben Monate.
Tipp: Der Anbau auf leichten Dämmen bringt besonders bei schweren Böden viele Vorteile. Vor der Aussaat wird der tiefgründig gelockerte Boden etwa 25 Zentimeter hoch gezogen, so dass Wälle wie auf einem Kartoffelacker entstehen. So kann sich die Erde viel besser erwärmen. Auch Staunässe lässt sich so vermindern. Auf der Dammkrone wird ausgesät.
Ernte und Lagerung: Die Wurzel ist frosthart und kann den ganzen Herbst und Winter über bei offenem Boden geerntet werden. Unsere meist zu trockenen Keller sind für eine lange Lagerung nicht gut geeignet. In einem nicht zu kalten Winter kann man die Rüben in Kisten mit Laub packen und im Freien an einem sonnengeschützten Platz aufstellen. Bei anhaltenden starken Frösten müssen die Kisten in einen frostfreien Raum umziehen. Jupp Schröder
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