
Mit einem eigens erstellten youtube-Video (100 Jahre StAegidius Version2) gedenken die Rothhäuser Katholiken ihres Kirchenneubaus vor 100. Jahren. Am Sonntag, 13. Oktober, wird Domkapitular Paul Weismantel dazu ab 16 Uhr einen Festgottesdienst zelebrieren.
Alle ehemaligen Ministranten wurden zur Mitwirkung angeschrieben und zwei davon haben das Angebot angenommen. Als Überraschungsgäste werden auch zwei Pfarrer ihren Auftritt haben, die vielen Gläubigen noch als „Katholika und Evangelika“ in Erinnerung sein dürften. Im Anschluss an den Gottesdienst findet das schon vor zehn Jahren durchgeführte „Mitbring-Buffet“ in Zusammenarbeit mit der Osteria Da Angelo statt. Zwei Wochen später gibt es außerdem ein Konzert des Wendelinuschores aus diesem Anlass.
Ein solcher Jahrestag ist selten
Der Kirchenbau fiel seinerzeit in die große Inflationszeit und wurde fünf Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges begonnen. Nur wenige Kirchenbauwerke können deshalb in diesen Tagen auf einen derartigen Jahrestag zurückblicken.
Der inzwischen verstorbene Heimatforscher Günter Saar war es, der die Kirchengeschichte intensiv aufgearbeitet und schon zum 70. Jahrestag der Gründung im Auftrag der Kirchengemeinde eine ausführliche Festschrift veröffentlicht hatte.
Darin wird anschaulich beschrieben, weshalb die Katholiken in dieser von großer Not geplagten Zeit dennoch viel Mut, Arbeitskraft und Geld aufgebracht hatten, um ihr eigenes Gotteshaus zu verwirklichen. Vorher hatte die heutige evangelische Kirche als Simultangotteshaus beiden Konfessionen als Gebetsort gedient. Sie stammt schon aus dem frühen 14. Jahrhundert und war seinerzeit als Wehrkirche angelegt worden. Nach der von Martin Luther eingeleiteten Reformation folgten viele Herrschaftshäuser der neuen Lehre, und auch Ritter Sylvester von Schaumberg, ein Vetter des Burggrafen von Thundorf, war den neuen Ansichten sehr angetan. Rothhausen hatte damals lediglich 60 Einwohner.
Nutzung des Altars oder das Glockengeläut
Erst durch den Verkauf der Schaumbergschen Güter 1676 an die Herren von Rosenbach zog der Katholizismus in die Gemeinde ein. 1687 wurde die Pfarrei Thundorf gegründet. Immer wieder gab es seither kleine Scharmützel, beispielsweise um die Nutzung des Altars oder das Glockengeläut oder auch um den Unterhalt der Orgel. 1908 wurde schließlich von den Katholiken ein Kirchenbauverein gegründet, um, wie es Pfarrer Heider ausdrückte, „das traurige Simultaneum in späteren Zeiten zu beseitigen“. Der Erste Weltkrieg kam einem früheren Baubeginn dazwischen, doch sollen mehrere Frontsoldaten gelobt haben, bei einer unversehrten Rückkehr den Bau schnell vorantreiben zu wollen. Sie ließen sich deshalb auch von der drohenden Inflation nicht aufhalten und begannen schon bald nach Ende des Krieges mit Sammlungen.
Grundsteinlegung am 2. April 1923
Die Grundsteinlegung erfolgte am 2. April 1923. Den Gottesdienst zelebrierte Pfarrer Dechant Endrehs (Stadtlauringen) unter Assistenz von Pfarrer Heider (Thundorf) und Lokalkaplan Schlör aus Maßbach. Die Bauleitung oblag dem aus Rothhausen stammenden und in Stadtlauringen wohnenden Hironymus Klopf. Der Kirchenverwaltung gehörten Stephan Braun , August Kehl und Josef Grünewald an, die zusammen mit Reinhold Klopf, Gottfried Behr und Dionys Memmel auch den Vorsitz des Kirchenbauvereins bildeten.
Den Aufzeichnungen Günter Saars zufolge wurden 300.000 Backsteine verbaut. Pro Tag gab es zu Beginn 8000 Mark für den Maurer und 9000 Mark für den Steinhauer. Wegen der Inflation wurden die Löhne täglich ausbezahlt. Zum Vergleich: Zeitgleich kostete ein Laib Brot 2000 Mark und ein Pfund Fleisch 3000 Mark. Die Steine für das Fundament der Kirche wurden aus einem Steinbruch bei Sulzfeld herbeigeschafft. Die Sandsteine stammen aus den Wermerichshäuser Brüchen. Das Bauholz wurde in den Haßbergen geschlagen. Beim rasch voranschreitenden Bau mussten auch die Schulkinder mithelfen. Sie schleppten in den Pausen sowie vor und nach dem Unterricht Steine herbei. Dafür erhielten sie bei der Einweihung einen Weck mit Wurst. Im September 1924 war das Werk schließlich vollendet.
Trotz der schweren Zeit war der kleinen Kirchengemeinde aus dem damals 200 Einwohner zählenden Ort ein ansprechendes Bauwerk gelungen. Um die Dreifaltigkeit zu demonstrieren, gibt es viele Elemente in dreifacher Ausführung. Um den Bau sicherzustellen, hatten manche Bürger mit ihrem Gesamtvermögen Bürgschaften geleistet.
Feierlichkeiten starteten am 17. 10. 1924
Die Feierlichkeiten zur Einweihung begannen am Freitag, 17. Oktober 1924 um 17 Uhr. Wie die Münnerstädter Volkszeitung seinerzeit berichtete, traf um diese Uhrzeit der hochwürdige Erzbischof Hauck aus Bamberg „im Auto“ in Rothhausen ein. Er wurde von weiß gekleideten Mädchen begrüßt. Er sprach zunächst in der ehemaligen Simultankirche „Worte der Begrüßung und Ermahnung“.
Die Pontifikalmesse am Sonntag zelebrierte der ehemalige Pfarrer Spangenberger. Der Cäcilienverein Stadtlauringen hatte die heilige Handlung der Darbringung des Opfers des Neuen Bundes mit einer lateinischen Messe verschönert.
Trotz des enormen Engagements wurden die letzten Schulden erst 1943 getilgt. Der Kirchenbauverein wurde erst 1954 offiziell aufgelöst. 1962 stiftete Pfarrer Felix Seufert den drei Kirchen in Thundorf, Theinfeld und Rothhausen aus Mitteln seines aufgelösten Bausparvertrages jeweils eine elektrische Läutanlage.
Große finanzielle Herausforderungen
1974 wurde eine umfassende Renovierung des Gotteshauses angegangen, bei der unter anderem eine Heizung installiert und eine Sakristei angebaut wurde. 1984 wurde der Innenraum neu gestaltet. Die 2000er Jahre waren geprägt von der Trockenlegung des Mauerwerks, da der hintere Teil der Kirche in einen Hang hinein ragt. Dies stellte die Kirchengemeinde vor große finanzielle Herausforderungen, da ein Großteil der Kosten im sechsstelligen Bereich selbst aufgebracht werden musste.
2012 wurden die Außenanlagen neu gestaltet und ein stilistisch unpassender und zudem undicht gewordener Windfang vor der Eingangstür wieder entfernt und das ursprüngliche Eingangstor hervorgehoben. Zudem wurde ein behindertengerechter Aufgang geschaffen. Die alte Ölheizung wurde inzwischen wieder entfernt und durch eine Kontaktsitzbankheizung ersetzt.
Ebenfalls erneuert wurde die Läutanlage für die Glocken. Für die Glaubensgemeinschaft werden regelmäßige Wortgottesdienste angeboten.
Für den jährlichen Wortgottesdienst an der Grünewaldquelle hat Julius Englert ein Kreuz geschaffen. Die Auferstehungsfeier in den Kar- und Ostertagen wird an wechselnden Orten im Gemarkungsgebiet von Rothhausen zelebriert. Dazu treffen sich die Gläubigen schon um 5 Uhr morgens.