
Seit 60 Jahren ist Reimar Glückler aktives Mitglied beim Roten Kreuz , davon leitete er 22 Jahre lang die Bereitschaft Hammelburg , seit 2004 ist er stellvertretender Bereitschaftsleiter.
Bis Mitte der 1990er Jahre half Reimar Glückler im Rettungsdienst mit, bis 2013 fuhr er noch Krankentransporte , in der Erste-Hilfe-Ausbildung ist er bis heute aktiv. Rund 3500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer habe er in den vergangenen Jahrzehnten geschult, schätzt der 77-Jährige.
„Mich freut besonders, wenn Menschen mir erzählen, dass sie im Notfall das anwenden konnten, was ich ihnen über Erste Hilfe vermittelt habe“, beschreibt er seine Motivation.
Vorbild für viele andere Aktive
„ Reimar Glückler war, ist und bleibt das Herz der Bereitschaft Hammelburg “, sagt Michaela Reinhold, die 2004 die Leitung der Bereitschaft von Glückler übernahm. Ihr Stellvertreter sei ein großes Vorbild für die rund 30 Aktiven der Rot-Kreuz-Bereitschaft.
„Wir haben alle viel von ihm gelernt“, sagt Michaela Reinhold, die ihm vor kurzem Urkunde und Anstecknadel für 60 Jahre aktive Zeit überreichte. Bereits 2014 hatte Reimar Glückler das Bundesverdienstkreuz am Bande unter anderem für sein Engagement beim Roten Kreuz erhalten.
Schon als Schulbub habe er Kontakt mit dem Roten Kreuz gehabt, erzählt Glückler: „Wenn ich schulfrei und meine Hausaufgaben gemacht hatte, durfte ich mit meiner Mutter auf Krankentransporte bis weit in den Süden Bayerns mitfahren.“
Seine Mutter Else Glückler war Krankenschwester und habe damals den Sanitätsdienst geleitet. Mit 17 Jahren sei er schließlich aktives Mitglied der Sanitätskolonne geworden: „Ich bin in die Fußstapfen meiner Mutter getreten“, sagt Glückler schmunzelnd.
Es folgten Fortbildungen vor Ort und in Ingolstadt. Unter Kolonnenführer Manfred Preißler habe er einer fünfköpfigen Rot-Kreuz-Gruppe angehört, die 1965 in einem Sanitätswettbewerb in Bayern den 1. und danach im Bundesentscheid in Gießen den 2. Platz belegte.
Bereits mit 18 Jahren Ausbilder
Bereits mit 18 Jahren wurde Reimar Glückler „Ausbilder in Erster Hilfe “. Auch heute noch erklärt er gerne Senioren, wie sie Notfälle wie Schlaganfall oder Herzinfarkt erkennen und was zu tun ist. Erst in dieser Woche hatte er seinen jüngsten Termin im Westheimer Pfarrheim.
Reimar Glückler ist in Hammelburg geboren, arbeitete als Maschinenbau-Ingenieur vor Ort, wohnte in Diebach und Hammelburg . Deshalb lag es nahe, dass er viele Jahre den damals einzigen hauptamtlichen Sanitäter Oswald Ackermann unterstützte – „unter Voraussetzungen, die man sich heute absolut nicht mehr vorstellen kann“, sagt Glückler.
Ehrenamtliche Fahrer wie Erna Seufert, Ferdinand Reusch und Else Glückler kamen bei Einsätzen direkt zur Rot-Kreuz-Garage. Glückler wurde gerade nachts oft geholt, sein erster schwerer Unfall sei ein tödlich verunglückter Raupenfahrer in einem Schotterwerk in Hammelburg kurz vor Weihnachten gewesen.
Ohne Funk und ohne Notarzt unterwegs
Dutzende Einsätze mit etlichen Toten habe er mitgemacht, in einem Rettungswagen, der mit den heutigen „fahrenden Operationssälen“ wenig gemeinsam hatte. Die Sanitäter mussten mit Verbandmaterial, einer Vakuummatratze, Absaug- und Beatmungsgerät und ein paar Schienen auskommen.
Notarzt-Unterstützung oder Funk-Geräte gab es nicht. „Viel später kam dann ein Funkanschluss ins Auto. Da war man aber nur mit der Polizeistation in Hammelburg verbunden“, erzählt Glückler, der 1982 die Leitung der Sanitätskolonne Hammelburg mit den Sanitätszügen Obereschenbach und Fuchsstadt übernahm.
Um Geld zu sammeln, organisierte Glückler unter anderem Haus- und Altstoffsammlungen. So sammelten bis zu 80 Helfer mehr als 100 Tonnen Papier und Altkleider an einem einzigen Tag und halfen dem Kreisverband bei der Finanzierung vieler Aufgaben.
Auch den Neubau des Rot-Kreuz-Hauses unterstützte Glückler. „Nachdem das Haus in der Saaltalstraße zu eng geworden war, hat man im Möbel-Rauschmann-Gelände in der Friedhofstraße eine kurzfristige Bleibe gefunden, bis das ehemalige Schwesternwohnheim am Krankenhaus zur Verfügung stand“, beschreibt er die Geschichte.
Kritik am Kreisverband
In den Stolz auf die Arbeit für die Bereitschaft Hammelburg mischt sich aber auch Ärger über die aktuelle Situation des Roten Kreuzes im Landkreis: „Ich bin total enttäuscht über die Geschäftsleitung“, sagt der 77-Jährige, und: „Es gibt überhaupt kein Miteinander mehr.“
Er selbst habe sich – wie viele andere Ehrenamtliche auch – weitgehend zurückgezogen. Er bedauert, dass der Kreisverband Bad Kissingen so gut wie keine eigenen Erste-Hilfe-Kurse mehr anbiete, sondern auf die Hilfe anderer Kreisverbände oder anderer Hilfsorganisationen angewiesen sei.
„Ich höre leider nur Schlechtes“, fasst er die Stimmung in den Bereitschaften zusammen.